Strauss, Richard, Komponist und Dirigent (1864-1949). Eigh. Brief m. U. "Dr. Richard Strauss". 11/2 S. Doppelblatt. Kl. 4to. Zusammen mit Strauss' Porträtfoto unter Glas im Goldrahmen montiert. Berlin, Hotel Adlon, 9.III.1918.
An die Sopranistin Barbara Kemp, Star der Kgl. Oper in Berlin, wohl nach einer Aufführung von Strauss' "Salome". "... Sie waren fabelhaft gestern, haben aber auch noch nie solch einen Erfolg gehabt. Ganz Berlin ist berauscht; mein Dank u. meine Bewunderung kennt keine Grenzen! Nun müssen Sie aber sofort an Elektra heran: dieser Erfolg muß warm genossen werden. Sie können ruhig Salome und Elektra an einem Abend singen. Lassen Sie sich bitte von Niemandem einreden, daß Elektra für Sie zu anstrengend wäre. Sie werden mit Elektra einen Triumph feiern, der dem der Salome nicht nachstehen wird. Also auf zu neuen Siegen unter meinen Fahnen! ...".
- Eigh. Widmung unter einer großen Orig.-Radierung von Alois Kolb. Ex. Nr. 11, auch von Kolb mit Bleistift signiert. Folio (Blattgr.: 65,5 x 44,5 cm). Chemnitz 18.V.1930.
"Frau Heyne Franke der ausgezeichneten Färberin in wärmster Anerkennung. Dr. Richard Strauss. Chemnitz, 18.5.30". Mit Bleistift auf dem breiten unteren Rand des großen Blattes. Die Radierung von Alois Kolb zeigt den Meister in Halbfigur beim Dirigieren, vor sich die Partitur. - Auch von Alois Kolb signiert und mit 11 nummeriert. - Die Kammersängerin Margarethe Heyne-Franke (1892-1980), vor 1929 Mitglied der Staatsopern in Stuttgart und Dresden, hat u. a. die "Färberin" in Strauss' Oper "Die Frau ohne Schatten" gesungen. - Leicht vergilbtes Papier; dennoch sehr schönes, großes und lebendiges Porträt.
Szigeti, Joseph, amerikan. Violin-Virtuose ungar. Herkunft, als Wunderkind Schüler Jenö Hubays, lebte in der Schweiz, in Deutschland, England, Frankreich und den USA, nahm zahlreiche Schallplatten auf; Bartók, E. Bloch, Prokofjew, Ysaye und andere widmeten ihm Kompositionen (1892-1973). Konvolut von 35 Briefen und Postkarten sowie 1 Zeugnis m. U. "Joseph Szigeti" bzw. "JSz". In deutscher und engl. (3) Sprache. Mit einigen Briefumschlägen. Zus. ca. 37 S. Verschied. Formate. 1929-1971.
14 handschr. und 10 masch. Briefe, 1 masch. und 10 handschr. Postkarten, 1 handschr. Zeugnis (1929). Jeweils an seinen Schüler, den Geiger, Dirigenten, Kammermusiker und Musikschriftsteller Hans Joachim Noesselt (1904-1981), mit dem er viele Mitteilungen, Fragen und Meinungen zur musikalischen Praxis (z. B. über Bogenhaltung), zu seinen Konzerten und zu Neuerscheinungen in der Musikliteratur austauscht. Teilweise sehr aufschlussreiche Briefe und Karten über seine Spielpraxis, Konzerte, Schallplatten und über viele Kollegen und Komponisten. - Beiliegend 2 Abzüge einer Porträt-Photographie (1962), 10 Briefe und Postkarten von Wanda Szigeti (in franz. Sprache), Programme und weitere Beilagen. - "Sein Leben lang behält er eine archaische Bogenhaltung bei, wobei sein Ellenbogen sich dicht am Körper befindet. Szigeti spielt auf einer Guarneri, die sich einst im Besitz von Henri Petri befand" (Pâris, Lexikon der Interpreten klassischer Musik im 20. Jahrhundert). - Einer der handschr. Briefe Szigetis wohl nicht an Noesselt gerichtet.
Um Wagners erste Oper
Wagner, Richard, Komponist und Dirigent (1813-1883). Eigh. Brief m. U. "Dein Richard". 23/4 S. auf 2 Bl., sehr eng beschrieben. Gr. 8vo. Prag 3.VII. (1834).
Sehr früher, außerordentlich umfangreicher Brief des 21jährigen Komponisten der "Feen" an seine älteste Schwester, die Schauspielerin Rosalie Wagner. Berichtet über die gemeinsam mit seinem Freund Theodor Apel unternommene Reise nach Böhmen, insbesondere vom Grafen Pachta und seinen Töchtern. Geht dann zu seinen Bemühungen über, mit seiner ersten Oper, "Die Feen", am Theater zu reussieren. "... erst heute gehe ich zu [Wolfgang Adolf] Gerle, Kinsky, [Friedrich Dionys] Weber und vor allen Dingen zu Stöger [Johann August St., Direktor des Prager Ständetheaters], dem ich schon vorgestellt bin. Er scheint mir ein prächtiger Mann zu sein; sein Theater steht auf einem ausgezeichneten Fuß. Das Noble der Dekoration, der Garderobe etc. verwandelt die Bühne hier in eine ganz andere, ich erkenne sie gar nicht wieder. Die Oper ist vortrefflich, unter anderen hat sich die [Jenny] Lutzer so ausgebildet, daß sie uns späther einmal die [Wilhelmine Schröder-] Devrient ersetzen wird. Ich bin entzückt von ihr; - ganz die neue junge Schule. - durchaus dramatisch, - noch einige Schritte, und sie ist vollendet. Ich mache mich an sie, - sie ist eine vortreffliche Ada [Hauptpartie in seiner Oper "Die Feen"]. - Mein Textbuch habe ich ganz sauber abgeschrieben, und noch heute geb' ich es dem Stöger.
Wir haben unverschämtes Glück; - gestern trat hier [Ludwig] Löwe seine Gastrolle als Garrick an [in dem Schauspiel "Garrick in Bristol"]; das war ein Himmelsgenuß. Aber auch alles Andere ist gut, - und noch ist nicht Alles zusammen, - Stöger erwartet noch vieles, unter Anderm auf Vervollkommnung des Balletes; - Prag muß eines der ersten Theater werden. Das Publikum lohnt es aber auch ...". Beschreibt dann seine Sorge vor der Zukunft: "... Sollten die glücklichen Tage, die ich jetzt genieße, sich vielleicht bald an mir rächen? Diese Frage packt mich dann u. wann kalt an, und es wird mir dann oft unbeschreiblich zu Muth. Gewiß geh' ich einem Gewirr von Mißhelligkeiten entgegen, zu denen ich mich gewaltig rüsten muß, um sie standhaft und glücklich zu besiegen. - Du lieber Gott, laß mir doch noch die paar glücklichen Tage, denn mit diesem Winter wird mich auch die Kälte des Leben's ergreifen, und die Sonne meines Glückes wird mir seine [!] wärmsten Strahlen zusenden müssen, wenn sich Alles bewähren soll. Mich überfällt deshalb oft eine peinigende Unruhe, die mich je eher, je lieber wieder nach Hause treibt; es ist mir, als wenn dort eben etwas meiner harre, dem ich mit all meiner Kraft entgegen treten muß ...". - Erwähnt dann unter anderen Heinrich Laube, der als oppositioneller Kopf des "Jungen Deutschland" politisch verfolgt wird: "... Wie steht es denn mit Laube, - ich denke immer an ihn, und fürchte sehr für ihn ...". Auch Wagners Verwandten, Cäcilie und Johanna Rosine Geyer, Friedrich und Luise Brockhaus sowie Julius Wagner wird abschließend gedacht. - Empfindliches Papier mit kleinen Randschäden. - Unter Nr. 14 gedruckt in Bd I (1967) der Ausgabe "Sämtliche Briefe". WBV Nr. 19. - So früh sehr selten.
Vor der "Rienzi"-Uraufführung
- Eigh. Brief m. U. "Richard Wagner" und Adresse. 1 S. Doppelblatt. Gr. 4to. (Dresden) "Montag, 21/2 Uhr" (Oktober 1842).
An den Tenor Joseph Tichatschek (1807-1886), Star der Dresdener Hofoper, sang die Titelrollen in den Uraufführungen der Wagner-Opern "Rienzi" und "Tannhäuser". "... durch den beigelegten Brief ersehen Sie, daß ich grade heute Abend eine Schwester zu erwarten habe, welche bei mir absteigen will. Nehmen Sie an, wie sehr ich u. meine Frau daher zu bedauern haben, von Ihrer freundlichen Einladung zu heute Abend keinen Gebrauch machen zu können! Hoffentlich u. wenn Sie die Geduld mit mir nicht verlieren, verbringen wir nach der Aufführung meiner Oper noch einen Abend so angenehm wie möglich zusammen ...". - Mit "meiner Oper" ist Wagners "Rienzi" gemeint, der am 20. Oktober 1842 seine glanzvolle Uraufführung in Dresden erlebte, mit Joseph Tichatschek in der Titelrolle und Wilhelmine Schröder-Devrient als "Adriano". - Am Rand eine eigenhändige Notiz mit Unterschrift Joseph Tichatscheks aus dem Jahr 1879: "Es bedarf wohl keines besseren Beweises, daß vorstehender Brief von R. Wagner geschrieben ist. Joseph Tichatschek". - WBV 278. Nicht im 2. Band Sämtlicher Briefe (1970); vermutlich bisher nicht vollständig gedruckt. - Etwas fleckig und leicht wasserrandig; im Adressblatt ein beim Öffnen des Briefes entstandener rechteckiger Ausschnitt.
Wessely, Paula, eine der bedeutendsten Theater- und Filmschauspielerinnen
des 20. Jhdts im deutschen Sprachraum, langjähriges Mitglied des Wiener Burgtheaters mit dem Titel "Kammerschauspielerin" (1907-2000). Konvolut von 34 eigh. Briefen und Briefkarten, 2 masch. Briefen und 5 eigh. Postkarten m. U. "Paula Wessely" sowie 1 Gedichtmanuskript. Zus. ca. 86 S. Meist mit den Umschlägen. Verschiedene Formate. 1965-1985.
An die ihr befreundete Charlotte Koehne in Hamburg (Tochter des Mitbegründers und Direktors des Deutschen Schauspielhauses, Ernst Koehne), die sie mit "geliebtes Koehnchen", aber auch nach Jahrzehnten noch mit "Sie" anredet. Meist längere Briefe mit vielerlei Mitteilungen über ihr Leben, über gemeinsame Bekannte, ihre Theaterfamilie Wessely-Hörbiger und natürlich ihre eigene Bühnentätigkeit. So berichtet sie am 10. August 1970: "... Ich soll im Feber an der Burg die Frau Marthe im 'Zerbrochenen Krug' spielen, Vater Attila den Adam, ich bin nicht sehr scharf darauf, sehr schwerer Text und nicht sehr viel Humor steckt in dieser Figur. Wenn man sie streicht, innerhalb, nimmt man ihr die Farbe der Geschwätzigkeit, unmittelbar ist die Kleist'sche Sprache bei ihr leider nicht und eine Komik von außen hineinpressen liegt seiner Natur nicht. Nun, wir werden sehen ...". - Am 6. Januar 1971 schreibt sie: "... Im Burgtheater ist's mehr als bewegt zur Zeit, hinter den Kulissen, Ensemble-Vertretung und alter und neuer Direktor schlagen Wellen und ich mußte ein quälendes Stück zu den Festwochen loskriegen, was mir gelang, aber den scheidenden Paul Hoffmann ziemlich vergrämt haben dürfte, was mir aber unwichtig erschien, in Anbetracht der Zumutung für's Publikum, mich andauernd in völlig negativen, diesmal wäre es sogar eine Geisteskranke gewesen, Rollen ertragen zu müssen ...". - Über eine Premiere berichtet sie am 17. Februar 1974: "... Ja, die Arbeit war interessant, vom Autor her vorerst, auch mit dem Regisseur verstand ich mich, trotz langer Diskussionen, die er oft für sich selbst brauchte; nur der Hauptrollenträger ist nicht ausreichend für den Geschmack von uns Älteren, wie [Ewald] Balser etc. ... Durch Erkrankung von N.[orbert] Kappen ist das ganze Repertoire vom Akademietheater für die 2 letzten Junispielwochen umgestoßen u. ich habe 3 x hintereinander diese nicht leicht zu spielende Rolle vor mir ... ich habe Szenenapplaus bei immer anderen Stellen. Nicht bei der Premiere, aber nun bei den folgenden Aufführungen. Reizvoll für mich. Theater ist eben in der Hauptsache auch Publikum! ...". - Am 10. Juli 1980 bemerkt sie: "... Ich verstehe Sie sehr gut! Daß Sie mit dem heutigen Theater nicht einverstanden sind - wie unsere Generation - auch die Jüngeren wollen da nicht mit, müssen aber, ob sie wollen oder nicht, es ist bei den meisten Existenzfrage oder sie sehen u. fühlen eben nicht mehr in unserem Sinne ...". - Auch 1982, mit 75 Jahren, kann sie noch immer berichten: "... ich habe oft zu spielen, vor Weihnachten Premiere und jetzt schon die 28. Vorstellung. Ich bin sehr gefordert, ich habe ein nicht gerade 'starkes' Stück zu tragen, bezw. zu 'schleppen', aber die Rolle hat mich interessiert, vor allem kann ich so alt sein, wie ich's wirklich bin. Die Figur konnte ich zum Leben führen ...". - Schöne Briefreihe der großen Menschendarstellerin.
[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.
* Alle Angaben inkl. 25% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5A
14193 Berlin
Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag, 10–18 Uhr,
Freitag, 10–16 Uhr
Telefon: +49 30 8938029-0
Fax: +49 30 8918025
E-Mail: info (at) bassenge.com
Impressum
Datenschutzerklärung
© 2024 Galerie Gerda Bassenge
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5A
14193 Berlin
Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag, 10–18 Uhr,
Freitag, 10–16 Uhr
Telefon: +49 30 8938029-0
Fax: +49 30 8918025
E-Mail: info (at) bassenge.com
Impressum
Datenschutzerklärung
© 2022 Galerie Gerda Bassenge