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Lot 1687, Auction  120, Kreuzigung-Wachstafel, Abguss einer Relieftafel mit der Darstellung der Kreuzigung Christi von 1587.

Kreuzigung-Wachstafel
Abguss einer Relieftafel mit der Darstellung der Kreuzigung Christi von 1587.
Los 1687

Zuschlag
1.200€ (US$ 1,290)

Details

Kreuzigung-Wachstafel. Abguss einer Relieftafel mit der Darstellung der Kreuzigung Christi von 1587. 33,5 x 27,5 cm. Abguss 20. Jahrhundert.
Sehr plastisches Negativ-Model nach einem frühneuzeitlichen Holzrelief, das eine Kreuzigungsszene im floralen Rahmen zeigt: Frontal in der Mitte ist Christus am Kreuz dargestellt, zu seinen Flanken in Schrägperspektive die beiden mit ihm gekreuzigten Schächer, unter den Kreuzen die anbetende Maria zu Christi Rechten und links Johannes der Täufer. Außen stehen dann die ebenfalls in der Bibel bezeugten Römer in schweren Rüstungen: Longinus, der seine lange Lanze in Christi Seite sticht - und der Hauptmann, der in dem Gekreuzigten den Messias erkennt, wie es Matthäus schreibt: "Wahrlich dieser ist Gottes Sohn gewesen!" (Mt 27:54).

Die Holztafel ist unter den Armen Christi datiert "1587", unter dem Kreuz der Totenschädel Adams. – Wohlerhalten, sehr guter, detaillierter Abguss, kaum Gebrauchsspuren.

Antiphonale romanum
Liturgische Handschrift auf Pergament
Los 1688

Zuschlag
1.800€ (US$ 1,935)

Details

Jenseitsfurcht und Gotteslob in der Liturgie
Antiphonale romanum. Liturgische Handschrift auf Pergament mit lateinischem Text und Blocknotation auf 5-zeiligem System. 56 num. Bl. 6 Zeilen Noten und Text bzw. 13 Zeilen Text. Schriftraum: ca. 44 x 26 cm. Format: ca. 55 x 37,5 cm. Mit großer farbiger, figürlicher Zierinitiale "S" und zahlreichen großen farbigen Initialen, Text in Rot und Schwarz. Einfaches Kalbsleder (mit teils etwas stärkeren Läsuren, mehreren Rissen, Einrissen im Bezug, jedoch nur kleinen Fehlstellen, stark bekratzt, beschabt und berieben) über massiven schweren Holzdeckeln (minimale Eckbestoßungen) und 2 intakten, schweren geschmiedeten Eisenschließen, die vier breiten Beschläge durchbrochen mit jeweils einer Herzform. Norditalien um 1620.
Ganz auf Pergament geschriebenes, mit hübschen Initialen in leuchtenden Farben gezierte Antiphonale-Handschrift aus Norditalien um das Jahr 1620. Dafür spricht das gekalkte Pergament, aber auch der Einband, dessen schwere Schließen von oben nach unten greifen.

"In festo solemn. S. Rosarij B. M. V. ad matutinum. Invitatorium. Sancta Maria dei genitrix virgo. Intercede pro nbois - Venite exultemus domino jubilemus deo salutari nostro preocupemus faciem ejus in confessione, et in psalmis jubilemus ...".

Besonders prächtig ist die erste große Initiale "S" in Rot auf linear-floralem Flechtgrund (13,5 x 14 cm), kleinere, ähnlich gestaltete Initialen in Rot und Blau schließen sich an, weiterhin rote Initialen auf Gelbgrund (6 x 5,5 cm) und ferner rote und blaue Lombarden. Hübsch sind auch die zahlreichen Absatzmarken als rot-blaue geflochtene Blüten. Daneben gibt es noch viele kalligraphische Initialen aus geschwungenen breiten Parallelstrichen mit der Bandzugefeder. Am Schluss eine Federwerk-Vignette: "Dominus regnavit decorem induit. - Induit Dominus fortitudinem, et precinxit se virtute". – Eine Doppelseite 17v-18r mit kleinem Feuchtigkeitsverlauf. Durchgehend etwas wellig im Block, dem Pergamentmaterial gemäß teils etwas mehr, meist aber nur ganz wenig gebräunt, sehr sauber, kaum Gebrauchsspuren. Das erste und letzte Blatt - zusammen mit dem pergamentenem Vor- und Nachsatz mit stärkeren Leimschatten und Wurmstichen an den Rändern, sonst wohlerhalten - und zusammen in dem schlichten Einband ein stimmiges Ensemble spätmittelalterlich-frühneuzeitlicher klösterlicher Frömmigkeit.

Breviarium
Gedrucktes Gebetsbuch mit Kalendarium auf Pergament. 273 (statt 276) teils römisch num. Blatt.
Los 1689

Zuschlag
4.200€ (US$ 4,516)

Details

Nicht bibliographisch nachweisbares nordfranzösisches Brevier
Breviarium. Gedrucktes Gebetsbuch mit Kalendarium auf Pergament. 273 (statt 276) teils römisch num. Bl. 2 Spalten. 34-36 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 9,6 x 6,4 cm. Format: 12,2 x 8,6 cm. In Rot und Schwarz gedruckt auf Pergament, mit zahlreichen eingedruckten 1-2-zeiligen Initialen und 4 bis zu 6-zeiligen Holzschnitt-Initialen in Schwarz sowie 3 in Rot eingemalten Lombarden. Interessanter lederbezogener Messingbeschlagsband d. Z. (Rücken und Rückdeckel fehlen, Leder brüchig und stärker beschabt) mit drei großen Messingblechbeschlägen auf dem VDeckel an 40 Flachkopfnägeln, 1 (statt 2) Schließbeschläge (ohne Schließen). Paris oder Rouen um 1490.
Wohl nicht im GW, bei Hain, Goff etc. – Sehr seltenes, für uns bibliographisch nicht nachweisbares Brevier in einem frühen Druck auf Pergament, möglicherweise aus Paris oder Rouen. Darauf verweist die Typographie aber auch der Buchschmuck. GW 0537705N führt ein im Incipit, Zeilenzahl zunächst ähnliches, dann aber in Typographie, Zeilenfall und Inhalt doch stark abweichendes "Breviarium Lugdunense" (Lyon, Jean Trechsel, um 1490) auf, das auch zu den GW-Nachträgen gehört, wie einige andere französische Breviere, die in dieser Zeit gedruckt worden sind - und ebenfalls außergewöhnlich selten auf uns gekommen sind. Dafür sind ursprünglich kleinste Auflagen, aber auch der übermäßige Gebrauch, Verschleiß und oft auch Verlust verantwortlich. Das uns vorliegende verhältnismäßig wohlerhaltene Exemplar scheint mit 273 von 276 Blättern weitgehend vollständig zu sein, die Lagenformel lautet: A8 (fehlt A1) i-iv A-L8 aaa-bbb8 ccc4 â8 aaa-fff8 ggg2 hhh-ooo8 ppp8 (fehlt ppp1, ppp8) qqq4 AA4 BB2 CC-FF8.

Gebetbücher, vor allem Taschenbreviere dienten den Gläubigen zur privaten Andacht, die auch unterwegs in nahezu jeder Lebenslage, auch unterwegs auf Reisen, erbracht werden konnte. So standen neben dem Kalendarium, das auf einer ganzen (36-zeligen) Seite für jeden Monat die gesamten Heiligenfeste aufführte dem Besitzer Hunderte von Gebeten zur Verfügung, die ihm das Seelenheil im Jenseits versprachen. – Es fehlen mindestens 3 Blätter (A1, ppp1, ppp8), Blatt ooo8 mit Eckausriss unten rechts (fast kein Buchstabenverlust), unleserlich alt gestempelt, anfangs wenige winzige Rostlöcher, am Ende in der letzten Lage wenige etwas größere Löchlein durch Rostversehrung (hier minimaler Textverlust), Pergament etwas wellig, nur vereinzelt etwas stärker fleckig und angestaubt, wenige Verwischungen der Druckerfarbe, hier und da Knicke und Eselsöhrchen. Buchblock und Bindung teils gelockert. Vor- bzw. zwischengebunden sind 2 Pergamentblätter, das zweite als hs. Ergänzung des fehlenden Blattes ppp8. Auf dem fliegenden Vorsatz ein späterer Eintrag mit der Jahreszahl "1633".

Lot 1691, Auction  120, Raffaello Sanzio, Picturae Peristyli Vaticani

Raffaello Sanzio
Picturae Peristyli Vaticani
Los 1691

Zuschlag
300€ (US$ 323)

Details

Raphael Sanzi (eigentl. Rafaello Santi [Sanzio]). Picturae Peristyli Vaticani in tabulis aereis nova cura expressae ... Kupfertitel und 52 Kupfertafeln von A. Canego, J. Petrini, H. Carattoni, A. Mochetti u. a. nach Raffael. 33 x 46,5 cm. Blindgeprägtes späteres Leinen (signiert: "Rudolf Klaiber"; bestoßen, Wurmfraß) mit goldegeprägten VDeckelfileten und -titel. Rom, Calcografa Camerale, 1790.
Brunet IV, 1110. Books on art - Suppl. 505. Nicht in der Ornamentstichsammlung. – Seltene Folge mit Kupfertstichen zum Alten und Neuen Testament nach den Fresken in den Loggien des Vatikan. Die Tafeln in ornamentalem Rahmen, jeweils mit zweizeiliger lateinischer Unterschrift, einige der Blätter sind mit 1789 datiert. – Sehr schönes, breitrandiges Exemplar, innen in wohlerhaltenem Zustand.

Kreuzigung Kanonbild
Spätgotischer Holzstock. aus Hartholz mit der Darstellung der Kreuzigung Christi als Zierseite
Los 1693

Zuschlag
7.000€ (US$ 7,527)

Details

Kreuzigung Kanonbild. Spätgotischer Druckstock aus Hartholz mit der Darstellung der Kreuzigung Christi als Zierseite bzw. Frontispiz des Canon Missae. Größe 26,0 x 19,0 cm. Tiefe ca. 0,8 cm. Italien, wohl Venedig, zwischen 1510 und 1540.
Druckstock wohl eines Kanonbildes. Im typischen Stil der Zeit abgebildete Kreuzigungsszene, umrandet von einem ornamentierten Bogen auf kannelierten Säulen. Der Kanonteil mit dem Kanon-Holzschnitt gehört zu den prächtigsten Seiten eines Missales und wurde im 15./16. Jahrhundert häufig auf Pergament gedruckt. Die Kanonholzschnitte wurden oftmals von den berühmtesten Künstlern der Zeit geschnitten. In den meisten Exemplaren fehlen heute diese Kanonholzschnitte, da sie jederzeit sehr begehrt waren. Umso bemerkenswerter ist es, dass ein Holzstock eines solchen Kanonbildes auf uns gekommen ist.

Ein Missale regelt die liturgische Ordnung der Messfeier. Es enthält die Messordnungen (ordo missae) und die Gebete, die in der katholischen Messe vom Priester gesungen oder gesprochen werden. Der Canon Missae ist das Hochgebet der Heiligen Messe des römischen Ritus. Seit der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts steht in den frühen Römischen Missalen und Sakramentaren dem Hochgebet eine Zierseite mit der Darstellung der Kreuzigung Christi voran. Dieses Blatt nennt man das Kanonbild. Das Hochgebet selbst beginnt danach mit den Worten: "Te igitur clementissime Pater ..." ("Dich, gütiger Vater, bitten wir ..."). – Mit Gebrauchsspuren. Ecken und Kanten stärker bestoßen. Oben mittig eine Ausbruchstelle. Zwei alte gebohrte Löcher. Vorderseitig einige wenige Wurmlöcher, hinten stärkere Wurmspuren. Das Kanonbild ansonsten in vorzüglicher Erhaltung.

Reliquienkreuz
Christliches Patriarchenkreuz
Los 1694

Zuschlag
300€ (US$ 323)

Details

Reliquienkreuz. Christliches Patriarchenkreuz mit Jesus am Kreuz. Goldlegierte Bronze. Länge 15 cm. Breite 7 cm. Höhe 0,5 cm. Süddeutschland 17. Jahrhundert.
Reich gestaltetes Patriarchenkreuz mit Aufhängungsöse, das aus zwei aufeinanderliegenden und doppelreihigen Kreuzen besteht und im Relief den gekreuzigten Jesus darstellt. Unterhalb von Jesus befinden sich links und rechts zwei Putten, während am Fuße des Kreuzes ein Totenschädel mit gekreuzten Knochen liegt. Zwischen den Engeln befindet sich eine Heiligenfigur mit heiligen Schein, vornehmlich die Jungfrau Maria. Die Rückseite des Kreuzes ist ebenfalls mit einem figürlichen Relief aus fünf Personen geschmückt. Die mittlere Person ist mit betenden, gefalteten Händen dargestellt, was eine häufig auftretende Darstellungsweise von Stiftern ist. Das vordere Kreuz besitzt in den horizontalen Streben sechs Auslassungen, welche als Staurothek verwendet werden konnten.
Das Patriarchenkreuz symbolisiert in der katholischen Kirche die Erzbischhöfe und die Metropolitangewalt. Gleichzeitig galt es auch als Symbol der Brüder des Heiligen Geistes, die Habiten, Wappen, Gebäude und Grenzsteine schmückten. – Leicht berieben und mit kleineren Gebrauchspuren, sonst wohlerhaltenes und dekoratives Exemplar.

Lot 1699, Auction  120, Antichrist, Das Siebend alter". Holzschnitt aus Hartmann Schedels "Buch der Croniken und Geschichten.

Antichrist
Das Siebend alter". Holzschnitt aus Hartmann Schedels "Buch der Croniken und Geschichten.
Los 1699

Zuschlag
750€ (US$ 806)

Details

Antichrist. - "Das Siebend alter". Holzschnitt aus Hartmann Schedels "Buch der Croniken und Geschichten. Mit Figuren und Pildnussen von Anbeginn der Welt bis auf dise unnsere Zeit". Stock 36,2 x 22,8 cm. Blatt 42 x 27,8 cm. Unter Passepartout. Nürnberg, Koberger, 1493.

Das "siebte Zeitalter" aus der deutschen Ausgabe von Hartmann Schedels Liber Chronicarum mit den Holzschnitten von Wilhelm Pleydenwurff und Michael Wolgemut (GW M40796). Im siebenten Zeitalter erscheint der Antichrist auf der Erde: "Das Weltalter setzt den christlichen Leitfaden der Weltchronik fort, auf das Ende der Welt als letztes Weltalter verweisend. Die Frage der Vergänglichkeit der Welt nimmt die Gedanken der Vorrede wieder auf und wird im Sinne der Kirchenväter beantwortet. Das Auftreten des Antichrist als Verkünder der falschen Lehre wird in der graphischen Gestaltung dramatisch von Gott gestürzt. Einer der eindrucksvollsten Holzschnitte von Wolgemut thematisiert die Auferstehung der Toten: Über den geöffneten Gräbern tanzen Gerippe zum Klange der Schalmei einen Freudentanz. Die Darstellung des Jüngsten Gerichtes steht für das Ende der Welt und für den Beginn der Ewigkeit" (Beatrix Schönewald). – Wenige Wurmlöchlein, verso der deutsche Text, nur ganz minimal am Rande fleckiges, insgesamt bemerkenswert sauberes, wiewohl später beschnittenes, noch breitrandiges Blatt mit dem berühmten Holzschnitt in meist sehr gutem, gratigen, nur ganz selten etwas schwächerem Druck.

Lot 1700, Auction  120, Dürer, Albrecht, Apokalypse

Dürer, Albrecht
Apokalypse
Los 1700

Zuschlag
3.200€ (US$ 3,441)

Details

Dürer, Albrecht. Apokalypse. 15 Galvanos nach Dürers Holzschnitten zur "Apoklaypse". Länge 24 cm. Breite 18 cm. München 1920.
Bemerkenswert hübsche, detaillierte und seltene geätzte Zinkplatten im Hochdruckverfahren nach Albrecht Dürers "Apokalypse". Die apokalyptischen Visionen des Johannes auf Patmos umgesetzt in Holzschnitte von Albrecht Dürer (1471-1527) sollten über Jahrhunderte die Vorstellung von Teufeln, Hexen, Dämonen in Hölle und Fegefeuer prägen. Alle Platten mit dem charakteristischen Monogramm "AD". Vorhanden sind: I. Frontispiz der Ausgabe von 1511. - II. Martyrium des Evangelisten Johannes. - III. Die Leuchtervision. - IV. Die 24 Ältesten vor dem Thron. - V. Die vier apokalyptischen Reiter. - VI. Die Öffnung des fünften und des sechsten Siegels. - VII. Die vier Engel mit den Winden. - VIII. Die Versiegelten. - IX. Das siebente Siegel und die ersten vier Posaunen. - X. Die sechste Posaune: Die vier Racheengel und das reitende Heer. - XI. Der starke Engel; Johannes verschlingt das Buch. - XII. Die mit der Sonne bekleidete Frau und der siebenköpfige Drache. - XIII. Der Kampf Michaels mit dem Drachen. - XIV. Das Tier aus dem Meer und das Tier aus der Erde. - XV. Die Anbetung des Lamms und das Lied der Auserwählten. - XVI. Die Hure Babylon auf dem scharlachroten Tier. - XVII. Die Fesselung des Drachen und das Neue Jerusalem. – Wohlerhalten. – Beiliegt: Derselbe. Die geheime Offenbarung Johannis. 15 Vollbilder nach d. Handzeichnungen Albrecht Dürer's und gleichzeitigem Text nach der Strassburger Ausgabe von Martin Graeff 1502. Mit einem Vorwort und begleitender Auslegung von J. N. Sepp. 6 nn. Bl. Mit 15 ganzseitigen Abbildungen nach den Holzschnitten von Albrecht Dürer. 42,5 x 31,8 cm. OPappband (etwas stärker angeschmutzt, fleckig, bestoßen). München, Carl Haushalter, o. J. (1900). - Nur geringe Gebrauchsspuren.

Lot 1701, Auction  120, Baldini, Baccio - Umkreis, Das jüngste Gericht

Baldini, Baccio - Umkreis
Das jüngste Gericht
Los 1701

Zuschlag
1.100€ (US$ 1,183)

Details

Baldini, Baccio. - Inferno. "Questo Elinferno del Chaposan To di Pisa". Kupferstich auf weißem Bütten. 22,3 x 28,2 cm (Plattenrand). Platte um 1490, gedruckt wohl im 17. Jahrhundert.
Hind A.I.20. TIB (Commentary). – Das Blatt zeigt ein Detail des Deckenfreskos "Das jüngste Gericht" auf dem Camposanto Monumentale in Pisa, welches ursprünglich Andrea di Cione, genannt Orcagna zugeschrieben wurde. Neuerdings wird die Ausführung des Freskos jedoch dem aus Pisa stammenden und im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts tätigen Francesco Traini zugesprochen. Das Fresko wurde bereits früh beschädigt und einer 1530 erfolgten Restaurierung folgten weitere, so dass der vorliegende Kupferstich gewissermaßen einen besseren Eindruck der originalen Komposition zu vermittelt vermag, als das Original selbst.

Der Kupferstecher unseres Blattes, wohl ein florentinischer Künstler, bleibt indes unbekannt, dürfte jedoch aus dem näheren Umfeld des Florentiners Baccio Baldini (um 1436-1487 nachweisbar) stammen.

"In vier übereinanderliegenden Schichten, von denen drei durch die riesige Gestalt Luzifers überragt werden, wimmelt es nur so von einfallsreich quälenden Teufeln und den dazugehörigen Sündern. Mit drastischer Deutlichkeit wird das nie endende Leid der Verdammten vorgeführt. Die Betrachter des Bildes werden Zeuge, wie etwa ein Teufel einer am Boden liegenden Figur einen Speer in die Genitalien rammt und ihr zugleich hämisch grinsend seine Fäkalien in den geöffneten Mund fallen lässt, wie ein Mann am Spiess gebraten wird, ein anderer unerbittlich von zwei Teufeln zersägt wird, sich Männer und Frauen zerfleischen oder ihre abgetrennten Köpfe in den Händen tragen und vieler anderer Grausamkeiten mehr.

Die Inschrift auf dem Kupferstich auf dem oberen linken Bildrand verrät, dass es sich hier um ein Bild von einem Bild handelt: 'Das ist die Hölle des Camposanto in Pisa' heisst es dort übersetzt. Gemeint ist das berühmte, noch heute erhaltene Höllenfresko im Camposanto, der vor allem ein monumentaler Friedhof war - was das Bedürfnis nach Verbildlichung des Reiches Luzifers umso verständlich macht. Dem Kupferstich gelingt es trotz der massiven Verkleinerung, der Anpassung an das Format der Kupferplatte und des Verlustes der im Fresko dramatisch eingesetzten Farbigkeit sehr gut, die Angst einflössende Stimmung des Vorbildes zu vermitteln.

Wahrscheinlich konnten Pilger die kleine Druckgraphik direkt vor Ort als Andenken erwerben. Der Kupferstich dürfte für seine Besitzer die Hauptfunktion gehabt haben, sie auch zu Hause zu mahnen, dass sie für ihre Sünden nach dem Tod in der Hölle bestraft werden würden. Die abschreckende Wirkung sollte positiven Einfluss auf die diesseitige Lebensführung ausüben. Aber auch der voyeuristische Schauer, den das Blatt beim heutigen Betrachter auslöst, dürfte schon damals ebenso eine Rolle für seinen Erfolg gespielt haben" (Susanne Pollack, Graphische Sammlung ETH Zürich, 29. 11. 2019). – Ganz ausgezeichneter, kontrastreicher und prägnanter Druck sicherlich von der originalen Kupferplatte, der wohl im 17. oder spätestens im 18. Jahrhundert entstand, auf sauberem, festem Papier. Knapp um den Plattenrand beschnitten, fest auf Karton montiert, insgesamt in sehr schöner Erhaltung.

[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

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