Los 6760
Schulz, Wilhelm
(1865 Lüneburg - 1952 München)Serenissimus
Schätzung
1.200€ (US$ 1,333)
Abgabe von Vorgeboten möglich
Aus dem Katalog
Zeichnungen des 16. bis 19. Jahrhunderts
Auktionsdatum 28.11.2025


Serenissimus.
Aquarell, Tusche (Pinsel, Feder, Spritztechnik) und Deckweiß auf Papier, eigenhändig auf Pappe aufgezogen. 34,1 x 29,9 cm (Papiergröße). Links unten signiert "Schulz", mit der Nummer "3348" in Blau im linken unteren Rand außerhalb der Darstellung, sowie zahlreichen Annotation in Bleistift recto und verso.
Zu Beginn der 1890er Jahre trifft Wilhelm Schulz an der Akademie der Bildenden Künste in München eine Reihe gleichgesinnter, die wie er ab 1896 zu den Mitarbeitern der Zeitschriften Jugend und Simplicissimus zählen werden. Obgleich München zur zweiten Heimat des norddeutschen Zeichners wird, zieht es ihn immer wieder in seine Geburtsstadt Lüneburg. Dort findet er jene pittoresken Motive, die über mehr als vier Jahrzehnte hinweg im Simplicissimus erscheinen, oftmals zusammen mit selbstverfassten Texten bzw. Gedichten. In Wilhelm Schulz‘ 1901 im Simplicissimus (Jg. 6, H. 21, S. 161) veröffentlichten Zeichnung "Serenissimus" begegnet der fiktive Charakter Serenissimus, bei dem es sich um das vertrottelte Staatsoberhaupt eines imaginären Kleinfürstentums handelt, einem seiner Untertanen, der folgende Anweisungen entgegenzunehmen hat: „Er ist dem Collegio attachieret? Sage er den Leuten, Wir intentionieren, Unseren Leibjäger als Burgermeister Unserer Residenzstadt zu präponieren, da Wir Uns versehen, daß selbiger am besten Unsere Intentiones der Kanaille deklarieret.“ Mutet die gestelzte und veraltete Sprache des Serenissimus von Anfang an komisch an, so wird der Sinn seiner umständlichen Rede erst nach und nach verständlich. Die Idee der Mitwirkung oder gar Selbstbestimmung des Bürgers im Staate ist dem absolutistischen Selbstverständnis des Landesfürsten gänzlich fremd. Er sieht in ihm nichts weiter als gemeines Pack, das nur durch die strenge Hand eines Jägermeisters zu bändigen ist. Während sich Vertreter des Hochadels sowie obrigkeitshörige Monarchisten durch Schulz‘ Zeichnung provoziert gefühlt haben dürften, werden sich liberalere Zeitgenossen darüber amüsiert haben. Tatsächlich entsprechen die realen Verhältnisse um 1900 kaum der ironischen Schilderung des Künstlers. Umso mehr ist die Karikatur ein Seitenhieb auf das anachronistische Selbstverständnis der politischen Eliten im wilhelminischen Kaiserreich, bleibt jedoch glücklicherweise aufgrund ihrer geschickt camouflierten Kritik ohne Nachspiel für den Künstler.
Wir bitten darum, Zustandsberichte zu den Losen zu erfragen, da der Erhaltungszustand nur in Ausnahmefällen im Katalog angegeben ist.
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5A
14193 Berlin
Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag, 10–18 Uhr,
Freitag, 10–16 Uhr
Telefon: +49 30 8938029-0
Fax: +49 30 8918025
E-Mail: info (at) bassenge.com
Impressum
Datenschutzerklärung
© 2024 Galerie Gerda Bassenge
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5A
14193 Berlin
Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag, 10–18 Uhr,
Freitag, 10–16 Uhr
Telefon: +49 30 8938029-0
Fax: +49 30 8918025
E-Mail: info (at) bassenge.com
Impressum
Datenschutzerklärung
© 2022 Galerie Gerda Bassenge