Los 6518a
Grimaldi, Giovanni Francesco
(gen. Il Bolognese, 1606 Bologna - 1680 Rom)Entwurf für die Spanische Treppe in Rom
Schätzung
12.000€ (US$ 13,333)
Abgabe von Vorgeboten möglich
Aus dem Katalog
Zeichnungen des 16. bis 19. Jahrhunderts
Auktionsdatum 28.11.2025


Entwurf für die Spanische Treppe in Rom (Progetto per la Scalinata di Trinità dei Monti).
Feder in Braun über Rötel, verso weitere Skizzen in brauner Feder, alt aufgezogen und montiert. 25,9 x 22,4 cm. Rechts unten in brauner Feder alt nummeriert "2". (1660). Rückwand mit schwer leserlichem, handschriftlich bezeichnetem Etikett.
Wurde die Zeichnung in der Vergangenheit noch mit der Anlage der Villa Pamphilj in Zusammenhang gebracht, so konnte sie nun, zum 300-jährigen Jubiläum der Spanischen Treppe im Jahr 2025, das in Rom mit einer eigenen Ausstellung gefeiert wird, als Entwurfszeichnung von Giovanni Francesco Grimaldi für die Scalinata di Trinità dei Monti identifiziert werden.
Grimaldi stand als Künstler und Architekt in Rom im Dienst des Vatikans und des Hochadels. Zwischen 1649 und 1651 war er in Paris im Auftrag Ludwig XIV. und Kardinal Jules Mazarins tätig. Mazarin, der einflussreichste erste Minister Frankreichs, begann 1660 mit der Planung der Prachttreppe. Er ließ verschiedene Künstler und Architekten Entwürfe für den Bau einer Freitreppe anfertigen, darunter Giovanni Francesco Grimaldi. Eine Präsentationszeichnung von Grimaldi auf blauem Papier ging, laut erhaltenem Schriftwechsel zwischen Mazarin und Abt Elpidio Benedetti, Mazarin im Oktober 1660 zu. Während Mazarin den Plan Grimaldis für seine Erhabenheit und Würde pries, wurde er von Benedetti als zu prunkvoll und zu kostspielig angesehen.
Die vorliegende Federzeichnung, vermutlich ein Blatt aus einem Skizzenbuch, bietet erstmals Gelegenheit, in Grimaldis Gestaltungspläne für die Spanische Treppe Einblick zu nehmen. Der Entwurf folgt Mazarins Vorgabe einer Mehrstufenanlage mit gebogenen Aufgängen in der mittleren Ebene. Die Aufgabenstellung scheint auch einen Brunnen mit Flussgöttern und eine Widmung an Ludwig XIV. vorgesehen zu haben.
Spiegelte man den detailreichen Entwurf, so zeigte sich die grandiose Gesamtansicht der repräsentativen Anlage. Der Brunnen mit den beiden liegenden Flussgöttern findet sich ebenfalls in Entwürfen von Elpidio Benedetti, gezeichnet 1660 von der römischen Malerin und Architektin Plautilla Bricci (s. Biblioteca Apostolica Vaticana. Chigi P. VII 10, pt. B, cc. 30-31 sowie Nationalmuseum Stockholm, Inv. NMH CC 790.)
Wie in der Repräsentationszeichnung Benedettis findet sich zu der Luftperspektive Grimaldis auch eine zweite plastische Skizze, die das Prinzip der Anlage veranschaulicht.
Eine gradläufig eingeschwungene Treppe führt zum ersten Plateau. Von dort laufen in ovaler Biegung Arkadengänge zur zweiten Ebene. Sie werden bekrönt durch zwei von Putten gehaltene Portraitmedaillons, vermutlich von Ludwig XIV. Zwei weitläufige Rampen treffen mit den weiteren Treppenanlagen auf der oberen Ebene zusammen. Das aufwändige Triumphportal einer ovalen Fassade beschließt mit seinen bossierten Pilastern den Prospekt der zweiten Ebene. Die seitlichen Treppenanlagen führen in einem ovalen Pavillon auf das obere Plateau. Darüber rahmt eine weitläufige Kolonnade mit Balustern die Aussicht auf die Stadt und fasst den Vorplatz der französischen Nationalkirche architektonisch ein. Die Architektur des Hauses rechts ist stark an dem Gebäude orientiert, das damals an den noch wilden landschaftlichen Aufgang zur Kirche angrenzte (vgl. den Kupferstich von Giovanni Battista Falda: Fontana nella Piazza della Trinità dei Monti).
Vergleicht man spätere Zeichnungen für die Spanische Treppe, etwa den berühmten Entwurf von Alessandro Specchi von etwa 1721 (Fondo Lanciani in der Biblioteca Archeologia e Storia dell'Arte, Rom, Inv. 54861), so zeigt sich, dass die grundlegende Vision Grimaldis in weiten Teilen unverändert übernommen wurde. Grimaldis Entwurf würde damit die Ursprungsidee für die ikonische Treppenanlange zeigen, die auch heute noch zu den bedeutendsten Bauwerken des Barock zählt und ein Besuchermagnet in der Ewigen Stadt ist.
Dass Grimaldis Pläne letztendlich nicht weiterverfolgt wurden, mag darin begründet sein, dass der gleichzeitig in Ausführung begriffene Entwurf für den Petersplatz von Gian Lorenzo Bernini aus Sicht des Vatikans keinesfalls übertroffen werden sollte.
Isabella Chapman hat nach Vorlage des Originals die Zuschreibung an Giovanni Francesco Grimaldi bestätigt. Sie gab den Hinweis auf einen verschollenen Entwurf des Künstlers für Kardinal Mazarin.
Provenienz: Christie’s, London, Auktion am 7. Juli 1998, Los 114.
Privatsammlung Bayern.
Wir bitten darum, Zustandsberichte zu den Losen zu erfragen, da der Erhaltungszustand nur in Ausnahmefällen im Katalog angegeben ist.
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