153050

Lose pro Seite


Death
Deutsches Propaganda-Flugblatt des Zweiten Weltkriegs
Los 1579

Zuschlag
320€ (US$ 344)

Details

Death - Doomsday 1944. Deutsches Propaganda-Flugblatt des Zweiten Weltkriegs. Offsetdruck in Schwarz und Rot. 21 x 14,8 cm. Deutschland 1944.
Sehr seltenes, berühmtes Flugblatt aus dem letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs, mit der Allusion auf das Cover der US-amerikanischen Zeitschrift "LIFE-Magazine". Während die eine Seite unverfänglich ein Mädchen zeigt, das auf einer Stuhllehne hockt und sich ihre Sandalen schnürt, mit dem Text "LIFE. 10 November 1944 Yearly Subscription $4.50 Cents", so starrt den Betrachter verso ein Totenkopf mit zahlreichen ausgeschlagenen Zähnen an, der einen typischen amerikanischen Stahlhelm trägt. Statt "LIFE" steht hier "DEATH. Doomsday 1944 10 Cents. Yearly Subscription $4.50 Cents". Abgeworfen wurde das Flugblatt über alliierten Truppen in Italien um Jahreswechsel 1944/45, es sollte die todbringende Grausamkeit der alliierten Angriffe, vor allem der Amerikaner vor Augen führen, ein übliches Propagandamittel im Zweiten Weltkrieg. – Minimale unwesentliche Knickspuren, kaum Risse, sehr schön erhaltenes Exemplar dieses überaus seltenen Blattes.

Stundenglas
Historische Sanduhr. Glaskorpus mit zwei über ein Öhr verbundene Kolben
Los 1581

Zuschlag
260€ (US$ 280)

Details

Stundenglas. Historische Sanduhr. Glaskorpus mit zwei über ein Öhr verbundene Kolben, oben mit gekalktem Pfropfen, unten in einem Schaftsockel aus Büttenkarton. Gefüllt mit Kristallsand, in Eichenholzgestell mit 2 hexagonalen Plinten und 5 (von 6) Quadratstäben. Höhe 17,8 cm. Breite 10,5 x 10,5 cm. Mitteleuropa 18. Jahrhundert.
Das Symbol der Vergänglichkeit schlechthin: Langsam wie der Sand im Stundenglass rinnt des Menschen Lebenszeit dahin, wir alle steuern mit unabdinglicher Konsequenz auf das Jenseits zu. So fand die Sanduhr Eingang in Hunderten von Gemälden seit dem Mittelalter bis in die Neuzeit. Erstmals nachgewiesen wird das Zeitmessgerät in einer Darstellung einer "Allegorie der Guten Regierung" von Ambrogio Lorenzetti im Palazzo Pubblico von Siena, die 1338 datiert wird. Vgl. Gerhard Dohrn-van Rossum, Die Geschichte der Stunde. Uhren und moderne Zeitordnungen (Köln 2007).
Die Laufdauer unserer Sanduhr beträgt ziemlich exakt 30 Minuten, eine halbe Stunde. – Eine Stab fehlt, möglicherweise wurde er aber auch absichtlich entfernt, um den Lauf der Stunden besser zu beobachten zu können. Obere Plinte mit kleinem Abbruch, sonst aber in bemerkenswert gutem Zustand und voll funktionsfähig.

Chronos
Spätbarocker Uhrenständer aus geschnitztem, goldgefassten Pappelholz
Los 1582

Zuschlag
2.600€ (US$ 2,796)

Details

Chronos. Spätbarocker Uhrenständer aus geschnitztem, goldgefassten Pappelholz mit Darstellung des Chronos, eines Putto mit Sanduhr und einem Uhren-Einschubfach. Höhe 27,5 cm; Breite 23 cm; Tiefe ca. 8 cm. Süddeutschland um 1760.
Besonders schöner, vollplastischer und reich ornamental wie figürlich, wohl aus dem Holz der Pappel geschnitzter Uhrenständer. Über einem mehrfach profilierten Sockel erhebt sich eine mächtige Ädikula-Kartusche mit einer schwungvoll ansetzenden, nach rechts oben ziehenden Bank, auf der rechts und links Rocaille-Voluten einen mächtigen Gebälkschluss tragen. Das dreiteilige nahezu klassische Gebälk aus Architrav, Riefelfries und zweifach profiliertem Gesims wächst sich mittig zu einem Halbrundbogen nach Art des syrischen Bogens aus, der einen barocken Clipeus umfasst:

Der dreifach profilierte Ovalrahmen ist von einer grüngefassten, mit Rautenlinien dekorierten Tragewand hinterfangen, so dass in ihn eine mechanische Uhr eigelegt werden konnte. Den Abschluss oben bildet ein kleines Sockelpostament, auf den abfallenden Wangen sind florale Volutenteile und Girlanden gelegt, die auch den Abschluss unter den Clipeus bilden: Dort hängt an zwei großen Ringen eine mächtige, zweifach gewundene Floralgirlande.

Inmitten der Ädikula sitzt der Zeitgott Chronos in Gestalt eines alten, glatzköpfigen Mannes mit Rauschebart und Himation auf der Bank, die muskulösen, schlanken Beine auf dem Sockel, die rechte Hand an der Rahmenvolute, die Linke am Herzen, das nur noch wenige Schläge tut, während sich rechts ein kleiner Putto an die Rahmenvolute schmiegt und dem Greise eine mächtige Sanduhr entgegenhält: "Sum, quod eris; fui, quod es". Ostentativ wendet sich der kleine Putto vollkommen in die Gegenrichtung ab.

Die geschickte, detailreiche Schnitzerei ist mit dunkelgrüner und dunkelroter Farbe gefasst und reich vergoldet, auch verso ist der Rotgrund vollständig übervergoldet mit Pinselgold. – Kaum Abplatzungen, ohne Brüche oder Fehlstellen, wenige Risse, insgesamt außergewöhnlich gut erhalten und in dieser Detailliertheit ein bemerkenswert seltenes Meisterwerk der barocken Jenseitssehnsucht.

Lot 1583, Auction  120, Maerten de Vos, Umkreis. Schlafender Putto in Allegorie der Vergänglichkeit

Maerten de Vos
Umkreis. Schlafender Putto in Allegorie der Vergänglichkeit
Los 1583

Zuschlag
5.500€ (US$ 5,914)

Details

Maerten de Vos, Umkreis. Schlafender Putto in Allegorie der Vergänglichkeit. Öl auf Eichenholztafel. Holzplatte: 61 x 41 cm. Gerahmt in üppigem, breiten vergoldeten Barockrahmen: 81 x 64,5 cm. Flandern, wohl Antwerpen, um 1600
Altmeistergemälde mit Sujet der Vergänglichkeit (Memento Mori) im Bologneser Barock-Rahmen des 17. Jahrhunderts. Dargestellt ist ein unter einem Baum schlafender Putto, den rechten Arm auf um einen auf Ähren gebetteten Totenschädel legend, den Kopf auf einer Steinplatte, auf dem ein abgelaufenes Stundenglas steht. Im Hintergrund eine Landschaft mit einem erntenden Bauern sowie eine Szene mit mehreren Soldaten und einem auf einem Grab sitzenden Engel, wohl eine Allusion auf die Auferstehung Christi. Oben rechts ein Storch einfliegend, unten ein Käfer.

Die Darstellung des in fein lasierender Malweise ausgeführten, allegorischen Tafelbildes mit seinen Vanitas-Symbolen, bei der die Vergänglichkeit und der Tod durch die Auferstehung Christi aufgehoben wird, basiert auf der größeren, querformatigen Komposition von Maerten de Vos (1532-1603), mit einem weiteren, Seifenblasen machenden Putto auf der rechten Bildseite - auch dieses ein typisches Vanitas-Symbol.

Die Komposition ist durch einen um 1590 entstandenen Kupferstich von Raphael Sadeler (um 1560 -1628/32) überliefert (vgl. ein Exemplar im Britischen Museum London, Inventar-Nr. 1937,0915.158). Die vom Dorotheum 1999 vorgenommene Zuschreibung an Jan Sanders van Hemessen (1500-1566) scheint eher fragwürdig, während die Datierung um 1600 sicherlich zutrifft. – Guter Zustand mit Altersspuren. Holzplatte mit von hinten alt restaurierten Rissen bzw. Brüchen, einer davon auch vorn noch sichtbar. Sorgfältig gereinigt und mit Firnis überzogen. Referenz:
British Museum London, Inventar-Nr. 1937,0915.158. Provenienz: Dorotheum Wien, 24.03.1999 (dort als Werkstatt des Jan Sanders van Hemessen an den Vorbesitzer verkauft. Seitdem in norddeutscher Privatsammlung.

Lot 1584, Auction  120, Mors certa, Porträt eines Gelehrten. Bleiglastafel aus 30 unterschiedlich farbigen Glasteilen

Mors certa
Porträt eines Gelehrten. Bleiglastafel aus 30 unterschiedlich farbigen Glasteilen
Los 1584

Zuschlag
240€ (US$ 258)

Details

Mors certa. Porträt eines Gelehrten. Bleiglastafel aus 30 unterschiedlich farbigen Glasteilen, verso bemalt. 29,4 x 23 cm. An zwei Ösen mit (moderner) Kette aufzuhängen. Deutschland um 1850.
Ausdrucksvolles Porträt eines gelehrten Geistlichen, wohl eines Theologen im weinroten Habit eines frühneuzeitlichen Klosterbruders mit Barettkappe und großem, wohl gemmenbesetzen goldenen Kreuz an einer schweren Kette um die Brust. Die Hände ruhen auf einem Beutelbuch, neben dem eine halb abgelaufene Sanduhr steht, während rechts neben dem noch jugendlichen Gesicht schon der Tod in Form eines Gerippes wartet, der sich mit der Knochenhand den noch jungen Gelehrten schon mitzunehmen anzuschicken scheint. – In bemerkenswert guten Zustand, ohne sichtbare Sprünge, die Bleistege intakt, die Farben von großer Leuchtkraft und in zarter Nuanciertheit, keinerlei Glaskorrosion oder taubes Anlaufen - ein eindrucksvolles Beispiel der historistischen Bleiverglasung höchster Qualität.

Lot 1586, Auction  120, Auerbach, Johannes und Behmer, Marcus, Der Selbstmörderwettbewerb. Ill. Marcus Behmer

Auerbach, Johannes und Behmer, Marcus
Der Selbstmörderwettbewerb. Ill. Marcus Behmer
Los 1586

Zuschlag
460€ (US$ 495)

Details

Behmer, Marcus. - Auerbach, Johannes. Der Selbstmörderwettbewerb. 29 S., 2 Bl. Mit 2 signierten Original-Radierungen als Frontispiz und Titel von Marcus Behmer. 15 x 11 cm. OHalbpergament (kaum berieben) mit goldgeprägtem RTitel und vergoldeter VDeckelvignette. Berlin, Otto von Holten, 1921.
Rodenberg 244. Rost 1491. – Erste Ausgabe. Eines von 12 nummerierten Exemplaren auf Bütten (Gesamtauflage: 150) mit den Abzügen der Radierungen von den "unverstählten platten" (DV), Frontispiz von Marcus Behmer (1879-1958) signiert und bezeichnet "Probedruck", die Titelradierung bezeichnet "unverstählt" und datiert "10.I.1922". Einband und Satzanordnung ebenfalls von Behmer. Die groteske Novelle ist die persönliche Verarbeitung des Suizidversuches des Künstlers und Autors Johannes Auerbach (1899-1950). Dieser wurde während des Zweiten Weltkrieges verfolgt und wandelte seinen Namen öfter um: In Deutschland nannte er sich Johannes Ilmari-Auerbach, in Frankreich Jean oder Joannès Ilmari, in England John Ivor Allenby. – Sehr schönes Exemplar.

Wegener, Robert
Tod und das Mädchen, Der
Los 1587

Zuschlag
240€ (US$ 258)

Details

Der Tod und das Mädchen. Radierung, signiert von "Robert Wegener". Plattengröße 40 x 29 cm, Blattgröße 49,5 x 39,5 cm. Um 1925.
Ausgezeichnete, nuancenreiche Radierung von Robert Wegener (Lebensdaten unbekannt). Links unten vom Drucker Otto Felsing signiert. Ein typisches Memento-Mori-Motiv (lat.: "Bedenke, dass du sterben musst"): Das Mädchen und der Tod. Die Graphik gliedert sich in zwei Bildhälften. Auf der rechten Seite sitzt ein weiblicher, ganzfiguriger Akt in gerader Körperhaltung. Die Beine übereinander geschlagen, umfasst sie mit den Händen das obere Knie. Sie trägt ein Blumenkranz im Haar. Es handelt sich um eine sehr junge Frau, vielmehr noch um ein Mädchen, das auf einer Marmorbank mit einem kunstvoll drapiertem Leinentuch sitzt. Vielleicht sogar mit einem Leichentuch? Denn ihr gegenüber, auf der linken Bildhälfte, steht ein Knochenmann, ein ganzfiguriges, menschliches Skelett: die Personifizierung des Todes. Er steht sinnbildlich gleichermaßen für den Tod, wie auch für die Endlichkeit des menschlichen Lebens. Ein Umhang ist locker über seine linke Schulter geschlagen. Beide Figuren blicken einander an. Das Mädchen wirkt gänzlich unbeeindruckt, kein Stück ängstlich, sondern im Gegenteil: sie wirkt fast ein wenig trotzig und blickt dem Tod selbstbewusst ins Gesicht.

Dieses Bildthema des Mädchens mit dem Tod findet seit dem 16. Jahrhundert Anwendung, zu der Zeit emanzipierte sich das Thema zu einem eigenständigen Motiv in verschiedenstenen Kunstgattungen: in der Malerei, Literatur wie auch in der Musik. Hierzu ein Ausschnitt eines Liedtextes von Matthias Claudius (1740-1815), welches von Franz Schubert vertont wurde und in dem sich der Tod als ein Freund vorstellt.
(Das Mädchen): "Vorüber, ach, vorüber! / Geh, wilder Knochenmann! / Ich bin noch jung, geh, Lieber! / Und rühre mich nicht an.
(Der Tod): "Gib deine Hand, du schön und zart Gebilde! /Bin Freund und komme nicht zu strafen. / Sei gutes Muts! Ich bin nicht wild, / Sollst sanft in meinen Armen schlafen!"
Über den Künstler, Robert Wegener, ist nicht viel bekannt, lediglich dass er als Maler, Zeichner und Radierer in Hamburg tätig war. – Ganz ausgezeichneter Druck, leicht fleckig, minimale Handhabungsspuren, Randläsuren (Darstellung nicht betroffen). Satter, kontrastreicher Druck.

Lot 1588, Auction  120, Firle, Walther, Der Todesengel - Die Beweinung Christi

Firle, Walther
Der Todesengel - Die Beweinung Christi
Los 1588

Zuschlag
600€ (US$ 645)

Details

Todesengel als Tröster
Firle, Walther. Der Todesengel - Die Beweinung Christi. Öl auf Leinwand. Unten links in Versalien signiert: "Walter Firle". 44,5 x 57,5 cm. Gerahmt in einfacher breiter, schwarzgefasster Holzleiste. München 1928.
Stilistisch zwischen der Motivik aus Todessehnsucht des Jugendstils und Einflüssen der gedeckten Farbigkeit eines William Blake und seinen phantastischen Bilderwelten verhaftet, nimmt der bekannte Münchner Maler Walther Firle (1859-1929) hier ein Thema der christlichen Ikonographie auf: Drei weibliche Gestalten umringen einen auf dem Rücken liegenden Leichnam, einen jungen Mann, den sie jeweils auf eine andere Weise beweinen: Während die Frau links in ihren Kopf stiller Trauer senkt - sie ist als Repoussoir-Silhouette im Vordergrund dargestellt -, so beugt sich von rechts eine weitere weibliche Person als Pleurant dicht über den Leichnam, den sie ebenso zärtlich wir schmerzvoll umfasst. Es ist die seit Jahrhunderten in der Kunst ähnlich dargestellte Figur der Maria Magdalena im Kreise der anderen beiden Marien, der Mutter Jesu und des Kleophas Schwester.

Die Muttergottes wäre dann als die Frau im Hintergrund zu denken, eine Figur, die hier allerdings um eine ikonographische Konnotation erweitert wurde: Ihr Gesicht ist schmerzverzagt, sie hält sich ihre linke Hand mit einem ausgestreckten Finger an den Mund, so dass sie ebenso fragend wie rätselhaft erscheint. Links und rechts wird sie von mächtigen Engelsflügeln hinterfangen, die die intime Szene wie in einem Gehäuse eingrenzt, in dem nur der Betrachter zum heimlichen Voyeur geworden ist:

Maria als Todessengel, der Todesengel als Verkünder aber gleichzeitig auch als Tröster wird hier ebenso geistreich wie eindrucksvoll thematisiert, womit das Gemälde zu den Meisterwerden des in Breslau geborenen begabten Malers Walther Firle gehört. Er hatte an der Akademie der Bildenden Künste in München u. a. bei Alois Gabl, Gabriel von Hackl und Ludwig von Löfftz studiert und war dann zu Reisen in die Niederlanden und nach Italien aufgebrochen: "Mit dem Verkauf eines Bildes (Gambrinus) an ein Breslauer Wirtshaus 1883 Finanzierung einer ersten Italien- und Hollandreise. Der Einfluß der Freilichtmalerei von Jozef Israëls zeigte sich direkt nach der Rückkehr nach München 1884 ... Wie Fritz von Uhde transponierte Firle religiöse Motive in seine Zeit; daneben Landschaften und Genre-Szenen sowie Porträts in Öl, deren helle Farbigkeit bei differenziertem Kolorismus für die damalige Münchner Malerei fortschrittlich war" (AKL XL, 258).

Unter anderem reüssierte Firle in München als Porträtmaler der Fürsten und Könige. Bekannt ist auch die unter König Ludwig III. bei Firle in Auftrag gegebene bayerische Briefmarkenserie, mit den Effigien der Wittelsbacher, denen allen die Porträts Firles zugrunde liegen.

Zur Provenienz: Das vorliegende Gemälde wurde mit dem Titel "Beweinung Christi (Öl)" in Saal-Nr. 37 vom "MKG-Künstler" Firle im legendären Glaspalast während der Münchener Kunstausstellung 1928, verantaltet von der Münchener Künstler-Genossenschaft und dem erein Bildender Künstler Münchens 'Secession' e. V. vom 1. Juni bis 30 September 1928 ausgestellt. Danach in Münchner Privatbesitz. Vgl. den beiliegenden "Amtlichen Katalog" der Münchner Kunstausstellung 1928 (München, Knorr & Hirth, 1928, leicht lädiert), S. 19. Nummer 435. – Wohlerhalten, kaum Gebrauchsspuren.

Weber, Jürgen
Vanitas, Statue
Los 1589

Zuschlag
500€ (US$ 538)

Details

Weber, Jürgen. Vanitas, kniende nackte Schöne mit Totenmaske. Goldpatinierte Bronze. 1/12 Exemplaren. Höhe 31 cm; Breite 16 cm; Tiefe 22 cm. Gewicht ca. 8,5 kg. Braunschweig 1985-1986.
Sinnreiche Kleinplastik in goldpatinierter Bronze, die während der großen Projekte des Braunschweiger Künstlers Jürgen Weber (1978-1984) am Portal des Ratssaals im Göttinger Rathaus und dem "Ehekarussell" (1977 bis 1981) entstanden war.

Dargestellt ist die füllige Figur einer nackten Frau als Personifikation der "Vanitas" der Eitelkeit, hockend und sich eine Larve als Fratze des Todes vor das Gesicht haltend. Der Kontrast zwischen der freimütig zur Schau getragenen Sinnlichkeit der jungen Frau mit breiten Schenkeln, üppigem Gesäß und wollüstigen Brüsten, dem halb geöffneten seufzenden Mund und den schmachtend geschlossenen Augen - und der mit beiden Händen an den schütteren, flachsigen Schädelhaarresten gehaltene, schon arg deformierten Maske eines Toten könnte größer kaum sein. Je nachdem die Skulptur gedreht wird, entstehen immer wieder neue Ansichten - eine wahre "figura serpentinata" im barocken Sinne - und Formengefühl.

Johan Caspars Lavaters berühmte Zeichnung vom Tod als Gerippe, das sich die Maske einer jungen Frau vorhält, wird hier konterkariert, ironisch gebrochen und geistreich persifliert.

"Doch auch in dieser Zeit, während Weber am Portal arbeitete und am Ehebrunnen, entstanden nebenbei damit thematisch nicht zusammenhängende Kleinplastiken. Zunächst einmal das kleine Relief 'Die Rheintöchter' nach seiner frisch angetrauten Frau Renate, in erster Linie, um ein Bronzegußexperiment für die 'Katastrophengräben' zu machen. Jürgen Weber legte die Gußkanäle auf verschiedene Arten an und entschied sich dann beim Guß des Portals für die erfolgreichste Art. So wurde das Portal fehlerfrei gegossen. Die 'Vanitas' 1985 (wieder nach Renate) war dann einem - wenn auch sehr erotische Verbeitung seiner Aortenoperation in Houston" (Hermann Raum, Jürgen Weber. Der Bildhauer, Hochschullehrer und Wahrnehmungsforscher. Braunschweig 2001, Nummer 128 mit Abbildung). – Eigenguss des Künstlers mit dessen Gussmarke (am rechten Fuß auf der Bronzeplinthe).

Mumienmaske
Originale ägyptische Holz-Mumienmaske aus der Spätzeit
Los 1590

Zuschlag
950€ (US$ 1,022)

Details

imagines mortis
Bilder des Todes, Selbstmord, Scheintod

Mumienmaske. Originale ägyptische Holz-Mumienmaske aus der Spätzeit. 14 x 7 cm. Ägypten, 21.-36. Dynastie, 500 v. Chr.
Originale ägyptische Mumienmaske aus der Spätzeit, die aus Holz gefertigt wurde. Abgebildet ist das Gesicht einer sehr jungen Frau mit feinen Gesichtszügen, sehr symmetrisch. – Stark poröses Holz mit Ausbrüchen, kl. Einkerbungen und Stuckresten. Teilweise beschabt, in Anbetracht des Alters in guter Erhaltung. - Aus einer norddeutschen Privatsammlung, erworben 1962 bei Dr. E. Junkelmann, Schloss Lustheim.

Lot 1592, Auction  120, Vera ikon, Das Antlitz  Christi im Leichentuch der Heiligen Veronika. Farbige Gouache-Malerei auf festem Büttenpapier.

Vera ikon
Das Antlitz Christi im Leichentuch der Heiligen Veronika. Farbige Gouache-Malerei auf festem Büttenpapier.
Los 1592

Zuschlag
160€ (US$ 172)

Details

Vera ikon. Das Antlitz Christi im Schweißtuch der Heiligen Veronika. Farbige Gouache-Malerei auf festem Büttenpapier. 1 Blatt. 10,8 x 8 cm. Wohl Freiburg-Badener Raum um 1800.
Malerei von hoher künstlerischer Qualität: ein Acheiropoíeton, der Überlieferung nach ein nicht von Menschen geschaffenes, sondern direkt von Gott der Menschheit übergebenes Bild eines Heiligen, hier des Messias, des Heilands Jesus Christus. An dem sog. "Schweißtuch der Heiligen Veronika", mit dem diese den Messias auf dem Kreuzweg abtupfte, blieb sein Antlitz haften. Dieses Archeiropoíeton wurde dann als Urikone immer wieder dargestellt, u. a. in diesem hübschen Andachtsbild auf blauem Grund. Überzeugend ist das Tuch wiedergebeben, über dem das Gesicht Christi mit Dornenkrone und Strahlennimbus in Kreuzform erscheint. Auffassung der Gesichtszüge, Bart, Haare, Dornenkrone und die fast geschlossenen Augen zeugen von durchaus künstlerischem Können, das auch noch im Leiden, im Schmerz die ehrfurchtgebietende Größe sichtbar macht. – Kaum sichtbares Löchlein, kaum Berieb, in sehr frischer, leuchtender, aber auch nüancierter Farbigkeit.

Lot 1593, Auction  120, Vera-ikon, Exvoto auf Pergament mit aufmontiertem, konturbeschnittener Zeichnung des Schmerzenmannes in Farben auf Seide

Vera-ikon
Exvoto auf Pergament mit aufmontiertem, konturbeschnittener Zeichnung des Schmerzenmannes in Farben auf Seide
Los 1593

Zuschlag
240€ (US$ 258)

Details

Vera-ikon. - Exvoto auf Pergament mit aufmontiertem, konturbeschnittener Zeichnung des Schmerzenmannes in Farben auf Seide, umgeben von Blumenrahmen in kolorierter Silberstiftzeichnung. Schmerzensmann ca. 15,4 x 3,3 cm. Blattgröße ca. 22 x 13 cm. Unter Glas in mehrfach profilierter brauner Holzleiste gerahmt. Süddeutschland um 1600.
Der privaten Andacht dienendes Votivbild mit dem Abbild Christi als Schmerzensmann, der "Imago pietatis". Exvoto-Bilder dieser Art waren meist in Privatbesitz in einem Wohnungswinkel zu finden, wo sie - wie einst die Laren - zur kurzen Andacht im Vorübergehen hingen. Der vorliegende Schmerzensmann ist insofern interessant, als er auf das "Vera ikon", das wahre Antzlitz Christi rekurriert, wie es der Legende nach von der Heiligen Veronika vom Leichnam Christ abgenommen wurde, nachdem sie ihn mit einem Leinentuch bedeckt hatte, an dem seine Konturen und Züge haften blieben.
"Ein derartiges Tuch, das sogenannte 'Mandylion', wurde seit dem ersten Jahrhundert im byzantinischen Reich verehrt und prägte die Darstellung des Christuskopfes auf dem Vera Ikon: Mittelscheitel, zweigeteilter Bart, drei kleine Haarstränen auf der Stirn" (T. Nagel).

Gemalt wurde der Schmerzensmann mit blassen, an die bekannten Acheiropoíeta (etwa das Turiner Leichentuch) erinnernden Brauntönen für den schmächtigen, geschundenen Leib und in Rottönen für die Wunden auf ein Gewebestück, hier allerdings auf Samt bzw. Seide, die dann um die Konturen Christi beschnitten und auf ein Stück Pergament montiert wurde. Die Figur wird von einem quadratischen Rahmen eingefasst, um den das Pergament mit äußerst feinen, wohl mit Silberstift gezeichneten und mit sanften Gelb-, Blau- und Rottönen kolorierten Blumen geschmückt wurde, darunter wohl Lilien, Marienrosen, Amarillys etc. – Leicht angestaubt und etwas feuchtfleckig vom linken Rand. Die Blumen in zarten Farben, bei denen das Gelb teils leicht verblasst ist, ebenso wie einige Blumenkonturen. Die Christusfigur ist sehr gut sichtbar, absichtlich etwas blass gehalten, die Züge Christi mit den eindeutigen Merkmalen jedoch gut erkennbar. Vier kleine Wurmlöcher, davon 2 im Kopf. Interessantes Blatt mit dieser seltenen Darstellung.

[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

* Alle Angaben inkl. 24% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.


Galerie Bassenge
Erdener Str. 5A
14193 Berlin

Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag, 10–18 Uhr,
Freitag, 10–16 Uhr

Telefon: +49 30 8938029-0
Fax: +49 30 8918025
E-Mail: info (at) bassenge.com

Impressum
Datenschutzerklärung
© 2022 Galerie Gerda Bassenge


Galerie Bassenge
Erdener Str. 5A
14193 Berlin

Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag, 10–18 Uhr,
Freitag, 10–16 Uhr

Telefon: +49 30 8938029-0
Fax: +49 30 8918025
E-Mail: info (at) bassenge.com

Impressum
Datenschutzerklärung
© 2022 Galerie Gerda Bassenge