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Lose pro Seite


Holzgeschnitztes Kreuz
Holzgeschnitztes Kreuz. Holz mit Metallschutz
Los 1564

Zuschlag
550€ (US$ 591)

Details

Holzgeschnitztes Kreuz. Holz mit Blech-Randfassung. 22,5 x 9 x 2 cm. Etwa 17. Jahrhundert.
Auf einer Seite eine Kreuzigungsszene mit Heilig-Geist-Taube. Verso mit einer Darstellung der Taufe Jesu mit Ausgießung des Heiligen Geistes. – Mit unscheinbarem Riss auf einer Seite, das Blech leicht zerbeult und angelaufen, das Kreuz jedoch an sich außergewöhnlich gut erhalten.

Lästerstein
mit Kette, Schelle und Kugelschloss. Skulptierter Sandsteinblock
Los 1565

Zuschlag
2.400€ (US$ 2,581)

Details

Lästerstein mit Kette, Schelle und Kugelschloss. Skulptierter Sandsteinblock mit fieser Fratze und geschmiedetes Eisen. Block Höhe 40. Breite 26 cm. Tiefe 32 cm. Gewicht 33 kg (mit Eisenteilen ca. 36 kg). Länge der Kette mit Schelle ca. 2500 cm. Dreieckschloss 14 x 11 x 2 cm. Deutschland 1650.
Besonders großer und schwerer Lästerstein aus der Barockzeit, mit langer Kette, Eisenschelle und zeitgenössischem Dreieck-Bügelschloss mit geschmiedetem Schlüssel. Seit dem Mittelalter gehörten sogenannte Lästersteine bzw. Schandsteine zum Repertoire der öffentlichen Folter und Zurschaustellung von Menschen, die nach der Niederen Gerichtsbarkeit mit Strafen belegt wurden. Meist waren es lasterhafte Frauen, die mit der Schelle festgesetzt und mit langen Eisenkette gefesselt sowie mit dem Schloss an den Stein gebunden wurden, zur Sühne für Lügen, schlechte Nachrede, verbale Ehrenverletzungen, Verleumdung bis hin Rufmord, deren sie sich angeblich schuldigt gemacht hatten.

Dabei sind Gewichte von 5 bis 50 Kilogramm keine Seltenheit. Mit Kette, Schelle und Schloss wiegt der hier vorhandene Lästerstein seine 33 Kilo, woran die Schwere der Strafe abgelesen werden kann. Meist wurden die Delinquenten auf dem Markt- und Gerichtsplatz einer Stadt öffentlich zur Schau "an den Pranger" gestellt, wo sie weitgehend ihrer Bewegung verlustig Wind und Wetter ausgesetzt waren und sich den schmähenden Blicken der Passanten stellen mussten. Dabei grinste sie die Fratze des Lästersteins unverholen und gnadenlos an, und nicht selten wurde die so festgesetzte Person mit Hohn und Spott überzogen, mit fauligem Gemüse, Früchten oder mit Unrat beworfen. – Eisen alt oxidiert, das Schloss wohl mechanisch unversehrt, müsste allerdings wohl geölt oder in Stand gesetzt werden, sonst ist alles in bester Funktionalität und könnte noch heute - fast 400 Jahre später - seinen Dienst tun - speramus quod non venit.

Sträflingskette mit Kugel und Schloss
Schmiedeeisen
Los 1566

Zuschlag
400€ (US$ 430)

Details

Sträflingskette mit Kugel und Schloss. Schmiedeeisen. Durchmesser 10 cm. Länge 53 cm. Deutschland 17. Jahrhundert.
Schmiedeeisen. Voll funktionsfähige Stäflingskette mit passendem Schloss und Schlüssel. – Etwas korrodiert. In guter Erhaltung.

Lot 1567, Auction  120, Martyrium des Heiligen Sebastian, und Heiliger Florian. Retabel süddeutscher Volkskunst.

Martyrium des Heiligen Sebastian
und Heiliger Florian. Retabel süddeutscher Volkskunst.
Los 1567

Zuschlag
150€ (US$ 161)

Details

Martyrium des Heiligen Sebastian und Heiliger Florian. Retabel der bäuerlichen Volkskunst. Öl auf Holz. 62 x 53 cm. Mit mächtigem profilierten Holzrahmen 72,5 x 63,5 cm. Süddeutschland oder Österreich Ende des 18. oder Anfang des 19. Jahrhunderts.
Bauermalerei mit der Darstellung zwei prominenter Heiliger, die in dieser Konstellation vornehmlich im südostdeutschen Raum verehrt wurden, in Bayern, aber auch im westlichen Österreich. Links ist der Heilige Sebastian bei seinem Martyrium dargestellt: an einen knorrigen, toten Baum gefesselt trafen ihn die Pfeile der numidischen Bogenschützen auf Weisung des Kaisers Diokletian. Florian seinerseits löscht mit einem Kübel Wasser ein in flammenstehendes Haus nach dem Volksmunde: "Heiliger Sankt Florian / Verschon' mein Haus, zünd' and're an!". Oben erscheint das Kreuz Christi in der Strahlenaureole. – Die Tafel ist in der Mitte vertikal geborsten, müsste manuell zusammengefügt werden, sonst nur wenige Oberflächenläsuren, kaum Abplatzungen, wenige Flecke und Gebrauchsspuren, der Rahmen teils etwas abgeschabt.
Etwas derbe, aber nicht ungeschickte Bauernmalerei, ein recht eindrückliches Beispiel der Volkskunst aus dem süddeutschen Sprachraum.

Zungenbeschwerer
Mittelalterliches Folterinstrument
Los 1569

Zuschlag
2.200€ (US$ 2,366)

Details

Zungenbeschwerer. Mittelalterliches Folterinstrument. Schwarze Gusseisenkette mit Zange und Gewicht. Länge 38 cm. Breite 7 cm. Höhe 4 cm. Deutschland um 1550.
Gusseisernes Folterinstrument in Form eines Zungenbeschwerers aus dem deutschen Raum. Am oberen Teil der Kette befindet sich eine verstellbare Zange mit einem Fratzengesicht, welches in dämonischer Manier seine lange, spitze Zunge bleckt. Das Mittelstück setzt sich aus zwei Ringhaken und einem Kettenglied zusammen. Am unteren Ende der Kette ist ein eigroßes Gewicht gehängt, das die Form eines menschlichen Kopfes besitzt. Die Augen scheinen zur Zange zu schielen mit weit geöffnetem Mund, während unterhalb des Kinns ein Ring zur Befestigung weiterer Gewichte sich befindet. – Mit leichten Rostspuren, sonst wohlerhaltenes Exemplar.

Fußfessel
Schmiedeisen
Los 1571

Zuschlag
200€ (US$ 215)

Details

Fußfessel mit Schloss. Eiserne Fußfessel. Länge 36 cm. Durchmesser je 10 cm. Deutschland, um 1850.
Funktionsfähige Fußfessel in Einheitsgröße. – Minimal korrodiert, bestoßen, wohlerhaltene und funktionierende Fußfessel.

Folter, Tod und Mordschlag
Reich goldgeprägtes geglättetes Kalbsleder
Los 1573

Zuschlag
2.600€ (US$ 2,796)

Details

Foltermethoden und Morde im Eventail-Einband
Folter, Tod und Mordschlag. - Eventail-Einband. Reich goldgeprägtes geglättetes Kalbsleder über Pappkern mit stilisierten Blumenstempeln in Bandwerkkartuschen, Stehkanten-Goldriefelung und dreiseitigem Goldschnitt. 11,2 x 15,6 cm. Nordfrankreich um 1650.
Schöner, flächendeckend vergoldeter Prachteinband im "Eventail-Stil". So zeigen die beiden Deckel in der von einem hübschen Gliederwerk aus Bandkartuschen eine große Fächerrose, die von jeweils vier gestempelten Margeritenblüten und weiteren Dreiblatt-Blüten umgeben wird. Diese Blütenstempel finden sich allenthalben wiederholt in den Tondi, die von den umlaufenden Doppelfiletenbändern gebildet werden. – Teils mit kleinen Abplatzungen und winzigen Rissen, hier und da stärker gebräunte Stellen und etwas Abrieb, stärker bestoßen (geringe Lederverluste an Ecken), sonst sehr hübsch. – Inhalt: Emblemata zum Foltern und Morden. 60 Kupfertafeln mit je 6 Rundmedaillons mit emblematischen Darstellungen, ferner 18 ganzseitige Szenen auf Kupfertafeln, teils im Stil von Caillot. Gezeigt werden zahlreiche Szenen zu Gerichten, Schafotten, Gefängnissen, Folter und Hinrichtungen. - Der Band ist ein Capriccio der Grausamkeiten. So hebt der Block der Kupfertafeln an mit einer eindrucksvollen, ganzseitigen Marktszene mit Hunderten von Personen an, auf der sich Menschen streiten, Prediger Kreuze in die Luft heben und Pferdewagen vorbeifahren, während ein Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird, ein Übeltäter auf das Rad gesponnen und ein weiterer gekreuzigt wird sowie zahlreiche andere Grausamkeiten als Schauspiel vor der gaffenden Menge begangen werden.

Die emblematischen Kupfer im Tondo (Durchmesser 4,4 cm) zeigen jeweils eine einzelne Folter-Methode, meist sechs Darstellungen zu einem Thema (Kreuzigung, Feuerverbrennung, Tod durch Abstürze, Aufhängen, Guillotinieren, Rädern, Vierteilen, Kindermorden, lebendiges Begraben, Steinigungen, Vorwerfen von Menschen den wilden Tieren, etc.) wie sie im Mittelalter, aber durchaus auch noch im 17. Jahrhundert vor dem Erwachen des Menschen in der Aufklärung noch durchaus in Europa üblich waren: Aufspießen von Kindern zum Grillen über dem Feuer, Kinderscheiterhaufen, Zerschmettern, Zerstückelungen, Vierteilungen, Rädern, Laufen über glühende Kohlen, Geißelungen, Kreuzigungen in zahlreichen Varianten, Aufhängen an aller Art Galgen, Giftmorde, Folter in mittelalterlichem "Waterboarding", in dem man die Opfer in einen Kessel mit heißem Öl vesenkt, in einem Bassin ertränkt, in einen Brunnen oder von einer Brücke wirft, den Meeresuntieren aus dem Schiff zum Fraß vor- oder in Säcke eingenäht in die Wellen wirft.

Der Phantasie wie der Grausamkeit sind hierbei keinerlei Grenzen gesetzt. Die ganzseitigen Kupfer mit Hinrichtungsszenen vor hübscher Stadtkulisse, meist mit Köpfungen, einer Kreuzigung, einer interssanten Gefägnisszene und vielem mehr. Alle ganzseitigen Kupfertafeln bis auf die Umfassungslinien beschnitten und montiert, wenige minimal, meist aber nur unwesentlich fleckig. Viele Tafeln oben rechts nummeriert in der Platte, demnach einige aus der Nummerierung fehlen.

Lot 1574, Auction  120, Luyken, Jan, De Moordt des Prinsen van Oranje, tot Delft, in den Jaare 1584

Luyken, Jan
De Moordt des Prinsen van Oranje, tot Delft, in den Jaare 1584
Los 1574

Zuschlag
180€ (US$ 194)

Details

mors in bello
Schlacht, Krieg, Gewalt und vom Menschen gemachter Tod




Eines der berühmtesten Mordfälle der Geschichte

Luyken, Jan. De Moordt des Prinsen van Oranje, tot Delft, in den Jaare 1584. Kupferstich von Jan Luyken nach Romeyn de Hooghe. Plattenrand 27,5 x 34,5 cm. Blattgröße 35 x 40,8 cm. Niederlande zwischen 1679 und 1684.
Lugt 2228. – Darstellung eines der berühmtesten Mordfälle der Geschicht: Die Erschießung Wilhelms I, des Prinzen von Oranien (1533-1584) in Delft am 10. Juli 1584. Als Graf von Nassau-Dillenburg kämpfte Wilhelm von Oranien gegen die spanischen Besatzer der Niederlande, die er von der Fremdherrschaft befreien konnte, zum Protestantismus und zur Unabhängigkeit von den spanischen Habsburgern führte, bis er von einem Parteigänger Philipps, dem Katholiken Balthasar Gérard auf der Treppe seines eigenen Delfter Palastes ermordet wurde. Die Einschusslöcher im Gemäuer der Treppe sind noch heute zu sehen. – Mittelknick und gebräunter Passepartout-Lichtrand, sonst kaum fleckig, in der Darstellung sehr schön, Ränder etwas gebräunt und mit kleinen Ein- und winzigen Ausrissen, verso im Falz hinterlegt.

Buch mit Steinschlosspistole
Nonbook mit historischer Vorderladerpistole
Los 1576

Zuschlag
2.200€ (US$ 2,366)

Details

Tödliche Lektüre
Buch mit Steinschlosspistole. Nonbook-Buchatrappe mit konturausgeschnittenem Block, in den eine historische Vorderladerpistole eingelegt ist. Leder, Papier, ziseliertes und punziertes Silber, Holz und Eisen. Terzerol: 17,5 x 8,5 x 1,8 cm. Kaliber 11 mm. Gr. Buchblock 20 x 12,4 cm. Marmoriertes geglättetes Kalbsleder um 1760 (Rücken mit Knickspur, vereinzelt etwas stärker beschabt, bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel, doppelten Deckelgoldfileten und breiter punzierter Silberblechschließe (4,2 x 3 cm) an 2 mehrfach durchbrochenen floralen Schließbeschlägen aus Silberblech (ca. 4,2 x 5,2 cm). England 1757 bis um 1800.
Historisch interessantes Objekt in Form einer Buchattrappe mit darin versteckter Vorderladerpistole (Terzerol), die wohl um 1800 konstruiert wurde. Die Buchattrappe in Form eines Ledereinbandes mit prachtvoll verzierter, gepunzter Silberschließe. Schließspange mit der Geburt Jesus mit Maria und Josef dargestellt. In dem Einband ein 1757 herausgegebenes Exemplar der Werke von Sir William Temple, Teil II. Nach Seite 64 weiträumig ausgeschnittener Buchblock, dessen Blätter zusammengeleimt wurden und in dessen Öffnung dann die Terzerol platziert wurde. Der Buchbblock ist hinten wieder vollständig, birgt also ein wirklich gutes, von außen nirgens sichtbares Versteck für die Waffe.

Der Zündmechanismus hier noch in Form eines Steinschlosses, also nicht mit einem später gebräuchlichen Perkussionsschloss. Die Steinschlosspistole mit Wurzelholzgriff. Der Schlosskasten links mit "R. Bolton" und rechts mit "Wigan" graviert, sowie dazu gravierte Fahnen und florale Muster. Die Verbindung zum Lauf und Lauf selbst jeweils mit "4" beschlagen. Als Beschusszeichen unten im Lauf vor dem Abzugsbogen ein Adler, ein schreitender Löwe mit einer 3 sowie darüber eine explodierende Granate. Hahnsicherung, Feder vollständig und Abzug noch intakt. – Vorderladerpistolen fallen als historische, heute nicht mehr ladbare Waffen nicht unter das Waffengesetz. In sehr guter Gesamtzustand mit nur geringen Altersspuren. Aus einer süddeutschen Privatsammlung.

Lot 1578, Auction  120, Bachrach-Barée, Emanuel, "Der Tod begrüsst die ihm verfallenen Nationen". Öl auf Karton

Bachrach-Barée, Emanuel
"Der Tod begrüsst die ihm verfallenen Nationen". Öl auf Karton
Los 1578

Zuschlag
3.600€ (US$ 3,871)

Details

Mors nescit nationes
Bachrach-Barée, Emanuel. "Der Tod begrüsst die ihm verfallenen Nationen". Öl auf Karton, unten rechts monogrammiert "E. B.". 27,6 x 35 cm. München 1938.
Vor dem Hintergrund des nur ein Jahr später ausbrechenden Zweiten Weltkrieges, in dem sich zunächst - wieder - alle europäischen Nationen kämpferisch entgegenstanden, geradezu prophetisch anmutendes Gemälde des aus dem schlesischen Oderberg stammenden jüdischen Malers Emanuel Bachrach-Barée (1863-1943). der in München u. a. Karikaturen und Illustrationen für Zeitungen, aber auch viele Gemälde schuf, die teils in den Salons im Glaspalast des Botanischen Gartens ausgestellt wurden. Er wurde Mitglied der Münchner Luitpoldgruppe, einer Vereinigung von Kunstmalern und beteiligte sich mit Werken auf den Internationalen Kunstausstellungen in Berlin in den Jahren 1891 und 1893 und machte einiges Aufsehen auf der Wiener Sezessionsausstellung von 1896 (AKL VI, 160f. Thieme-Becker II, 1908).

Auf einer Anhöhe links sitzt der Tod - ein Gerippe in schwarzem Mantel mit Kappe - auf einem müden Klepper, die dürre Hand zum Gruße erhoben, während in der Niederung kämpfende Truppen, vor allem Infanterie, aber auch ein Soldat auf einem braunen, deutlich kräftigerem Pferd, in den Kampf sprengen, wobei sie stolz ihre Flaggen, meist Trikoloren, schwenken. Mann meint die österreichische Nationalflagge (rot-weiß-rot), die spanische (rot-gelb-rot), die englische (blau-rot-weiß), die italienische (grün-weiß-rot) zu erkennen - ganz gleich, welcher Nation die Kämpfer angehören, sie sind im Krieg doch alle dem Untergang geweiht - und streben dem Reich des Todes zu.

Die charakteristischen Helme weisen das Gemälde historisierend aus, es sind typische Uniformen des Ersten Weltkrieges - das Bild ist freilich mittlerweile wieder von einer erschreckenden Aktualität: "Memento mortis semper in proelio".

Das vorliegende Werk stammt wohl ebenfalls aus einer (posthumen) Ausstellung, es trägt verso zwei rote Klebschildchen mit Nummer "92" und "Revue 1938 Öl. Der Tod begrüsst die ihm verfallenen der Nationen" 30 x 35,4 cm Pappe. Emanuel Bachrach-Barée München" mit Hinzufügung der Lebensdaten. – Wenige Oberflächenläsuren, wohlerhalten, in impressionistischem Duktus und Pinselschlag sowie sanften, teils pointilierter Farbigkeit.

Death
Deutsches Propaganda-Flugblatt des Zweiten Weltkriegs
Los 1579

Zuschlag
320€ (US$ 344)

Details

Death - Doomsday 1944. Deutsches Propaganda-Flugblatt des Zweiten Weltkriegs. Offsetdruck in Schwarz und Rot. 21 x 14,8 cm. Deutschland 1944.
Sehr seltenes, berühmtes Flugblatt aus dem letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs, mit der Allusion auf das Cover der US-amerikanischen Zeitschrift "LIFE-Magazine". Während die eine Seite unverfänglich ein Mädchen zeigt, das auf einer Stuhllehne hockt und sich ihre Sandalen schnürt, mit dem Text "LIFE. 10 November 1944 Yearly Subscription $4.50 Cents", so starrt den Betrachter verso ein Totenkopf mit zahlreichen ausgeschlagenen Zähnen an, der einen typischen amerikanischen Stahlhelm trägt. Statt "LIFE" steht hier "DEATH. Doomsday 1944 10 Cents. Yearly Subscription $4.50 Cents". Abgeworfen wurde das Flugblatt über alliierten Truppen in Italien um Jahreswechsel 1944/45, es sollte die todbringende Grausamkeit der alliierten Angriffe, vor allem der Amerikaner vor Augen führen, ein übliches Propagandamittel im Zweiten Weltkrieg. – Minimale unwesentliche Knickspuren, kaum Risse, sehr schön erhaltenes Exemplar dieses überaus seltenen Blattes.

Stundenglas
Historische Sanduhr. Glaskorpus mit zwei über ein Öhr verbundene Kolben
Los 1581

Zuschlag
260€ (US$ 280)

Details

Stundenglas. Historische Sanduhr. Glaskorpus mit zwei über ein Öhr verbundene Kolben, oben mit gekalktem Pfropfen, unten in einem Schaftsockel aus Büttenkarton. Gefüllt mit Kristallsand, in Eichenholzgestell mit 2 hexagonalen Plinten und 5 (von 6) Quadratstäben. Höhe 17,8 cm. Breite 10,5 x 10,5 cm. Mitteleuropa 18. Jahrhundert.
Das Symbol der Vergänglichkeit schlechthin: Langsam wie der Sand im Stundenglass rinnt des Menschen Lebenszeit dahin, wir alle steuern mit unabdinglicher Konsequenz auf das Jenseits zu. So fand die Sanduhr Eingang in Hunderten von Gemälden seit dem Mittelalter bis in die Neuzeit. Erstmals nachgewiesen wird das Zeitmessgerät in einer Darstellung einer "Allegorie der Guten Regierung" von Ambrogio Lorenzetti im Palazzo Pubblico von Siena, die 1338 datiert wird. Vgl. Gerhard Dohrn-van Rossum, Die Geschichte der Stunde. Uhren und moderne Zeitordnungen (Köln 2007).
Die Laufdauer unserer Sanduhr beträgt ziemlich exakt 30 Minuten, eine halbe Stunde. – Eine Stab fehlt, möglicherweise wurde er aber auch absichtlich entfernt, um den Lauf der Stunden besser zu beobachten zu können. Obere Plinte mit kleinem Abbruch, sonst aber in bemerkenswert gutem Zustand und voll funktionsfähig.

Chronos
Spätbarocker Uhrenständer aus geschnitztem, goldgefassten Pappelholz
Los 1582

Zuschlag
2.600€ (US$ 2,796)

Details

Chronos. Spätbarocker Uhrenständer aus geschnitztem, goldgefassten Pappelholz mit Darstellung des Chronos, eines Putto mit Sanduhr und einem Uhren-Einschubfach. Höhe 27,5 cm; Breite 23 cm; Tiefe ca. 8 cm. Süddeutschland um 1760.
Besonders schöner, vollplastischer und reich ornamental wie figürlich, wohl aus dem Holz der Pappel geschnitzter Uhrenständer. Über einem mehrfach profilierten Sockel erhebt sich eine mächtige Ädikula-Kartusche mit einer schwungvoll ansetzenden, nach rechts oben ziehenden Bank, auf der rechts und links Rocaille-Voluten einen mächtigen Gebälkschluss tragen. Das dreiteilige nahezu klassische Gebälk aus Architrav, Riefelfries und zweifach profiliertem Gesims wächst sich mittig zu einem Halbrundbogen nach Art des syrischen Bogens aus, der einen barocken Clipeus umfasst:

Der dreifach profilierte Ovalrahmen ist von einer grüngefassten, mit Rautenlinien dekorierten Tragewand hinterfangen, so dass in ihn eine mechanische Uhr eigelegt werden konnte. Den Abschluss oben bildet ein kleines Sockelpostament, auf den abfallenden Wangen sind florale Volutenteile und Girlanden gelegt, die auch den Abschluss unter den Clipeus bilden: Dort hängt an zwei großen Ringen eine mächtige, zweifach gewundene Floralgirlande.

Inmitten der Ädikula sitzt der Zeitgott Chronos in Gestalt eines alten, glatzköpfigen Mannes mit Rauschebart und Himation auf der Bank, die muskulösen, schlanken Beine auf dem Sockel, die rechte Hand an der Rahmenvolute, die Linke am Herzen, das nur noch wenige Schläge tut, während sich rechts ein kleiner Putto an die Rahmenvolute schmiegt und dem Greise eine mächtige Sanduhr entgegenhält: "Sum, quod eris; fui, quod es". Ostentativ wendet sich der kleine Putto vollkommen in die Gegenrichtung ab.

Die geschickte, detailreiche Schnitzerei ist mit dunkelgrüner und dunkelroter Farbe gefasst und reich vergoldet, auch verso ist der Rotgrund vollständig übervergoldet mit Pinselgold. – Kaum Abplatzungen, ohne Brüche oder Fehlstellen, wenige Risse, insgesamt außergewöhnlich gut erhalten und in dieser Detailliertheit ein bemerkenswert seltenes Meisterwerk der barocken Jenseitssehnsucht.

Lot 1583, Auction  120, Maerten de Vos, Umkreis. Schlafender Putto in Allegorie der Vergänglichkeit

Maerten de Vos
Umkreis. Schlafender Putto in Allegorie der Vergänglichkeit
Los 1583

Zuschlag
5.500€ (US$ 5,914)

Details

Maerten de Vos, Umkreis. Schlafender Putto in Allegorie der Vergänglichkeit. Öl auf Eichenholztafel. Holzplatte: 61 x 41 cm. Gerahmt in üppigem, breiten vergoldeten Barockrahmen: 81 x 64,5 cm. Flandern, wohl Antwerpen, um 1600
Altmeistergemälde mit Sujet der Vergänglichkeit (Memento Mori) im Bologneser Barock-Rahmen des 17. Jahrhunderts. Dargestellt ist ein unter einem Baum schlafender Putto, den rechten Arm auf um einen auf Ähren gebetteten Totenschädel legend, den Kopf auf einer Steinplatte, auf dem ein abgelaufenes Stundenglas steht. Im Hintergrund eine Landschaft mit einem erntenden Bauern sowie eine Szene mit mehreren Soldaten und einem auf einem Grab sitzenden Engel, wohl eine Allusion auf die Auferstehung Christi. Oben rechts ein Storch einfliegend, unten ein Käfer.

Die Darstellung des in fein lasierender Malweise ausgeführten, allegorischen Tafelbildes mit seinen Vanitas-Symbolen, bei der die Vergänglichkeit und der Tod durch die Auferstehung Christi aufgehoben wird, basiert auf der größeren, querformatigen Komposition von Maerten de Vos (1532-1603), mit einem weiteren, Seifenblasen machenden Putto auf der rechten Bildseite - auch dieses ein typisches Vanitas-Symbol.

Die Komposition ist durch einen um 1590 entstandenen Kupferstich von Raphael Sadeler (um 1560 -1628/32) überliefert (vgl. ein Exemplar im Britischen Museum London, Inventar-Nr. 1937,0915.158). Die vom Dorotheum 1999 vorgenommene Zuschreibung an Jan Sanders van Hemessen (1500-1566) scheint eher fragwürdig, während die Datierung um 1600 sicherlich zutrifft. – Guter Zustand mit Altersspuren. Holzplatte mit von hinten alt restaurierten Rissen bzw. Brüchen, einer davon auch vorn noch sichtbar. Sorgfältig gereinigt und mit Firnis überzogen. Referenz:
British Museum London, Inventar-Nr. 1937,0915.158. Provenienz: Dorotheum Wien, 24.03.1999 (dort als Werkstatt des Jan Sanders van Hemessen an den Vorbesitzer verkauft. Seitdem in norddeutscher Privatsammlung.

Lot 1584, Auction  120, Mors certa, Porträt eines Gelehrten. Bleiglastafel aus 30 unterschiedlich farbigen Glasteilen

Mors certa
Porträt eines Gelehrten. Bleiglastafel aus 30 unterschiedlich farbigen Glasteilen
Los 1584

Zuschlag
240€ (US$ 258)

Details

Mors certa. Porträt eines Gelehrten. Bleiglastafel aus 30 unterschiedlich farbigen Glasteilen, verso bemalt. 29,4 x 23 cm. An zwei Ösen mit (moderner) Kette aufzuhängen. Deutschland um 1850.
Ausdrucksvolles Porträt eines gelehrten Geistlichen, wohl eines Theologen im weinroten Habit eines frühneuzeitlichen Klosterbruders mit Barettkappe und großem, wohl gemmenbesetzen goldenen Kreuz an einer schweren Kette um die Brust. Die Hände ruhen auf einem Beutelbuch, neben dem eine halb abgelaufene Sanduhr steht, während rechts neben dem noch jugendlichen Gesicht schon der Tod in Form eines Gerippes wartet, der sich mit der Knochenhand den noch jungen Gelehrten schon mitzunehmen anzuschicken scheint. – In bemerkenswert guten Zustand, ohne sichtbare Sprünge, die Bleistege intakt, die Farben von großer Leuchtkraft und in zarter Nuanciertheit, keinerlei Glaskorrosion oder taubes Anlaufen - ein eindrucksvolles Beispiel der historistischen Bleiverglasung höchster Qualität.

Lot 1586, Auction  120, Auerbach, Johannes und Behmer, Marcus, Der Selbstmörderwettbewerb. Ill. Marcus Behmer

Auerbach, Johannes und Behmer, Marcus
Der Selbstmörderwettbewerb. Ill. Marcus Behmer
Los 1586

Zuschlag
460€ (US$ 495)

Details

Behmer, Marcus. - Auerbach, Johannes. Der Selbstmörderwettbewerb. 29 S., 2 Bl. Mit 2 signierten Original-Radierungen als Frontispiz und Titel von Marcus Behmer. 15 x 11 cm. OHalbpergament (kaum berieben) mit goldgeprägtem RTitel und vergoldeter VDeckelvignette. Berlin, Otto von Holten, 1921.
Rodenberg 244. Rost 1491. – Erste Ausgabe. Eines von 12 nummerierten Exemplaren auf Bütten (Gesamtauflage: 150) mit den Abzügen der Radierungen von den "unverstählten platten" (DV), Frontispiz von Marcus Behmer (1879-1958) signiert und bezeichnet "Probedruck", die Titelradierung bezeichnet "unverstählt" und datiert "10.I.1922". Einband und Satzanordnung ebenfalls von Behmer. Die groteske Novelle ist die persönliche Verarbeitung des Suizidversuches des Künstlers und Autors Johannes Auerbach (1899-1950). Dieser wurde während des Zweiten Weltkrieges verfolgt und wandelte seinen Namen öfter um: In Deutschland nannte er sich Johannes Ilmari-Auerbach, in Frankreich Jean oder Joannès Ilmari, in England John Ivor Allenby. – Sehr schönes Exemplar.

Wegener, Robert
Tod und das Mädchen, Der
Los 1587

Zuschlag
240€ (US$ 258)

Details

Der Tod und das Mädchen. Radierung, signiert von "Robert Wegener". Plattengröße 40 x 29 cm, Blattgröße 49,5 x 39,5 cm. Um 1925.
Ausgezeichnete, nuancenreiche Radierung von Robert Wegener (Lebensdaten unbekannt). Links unten vom Drucker Otto Felsing signiert. Ein typisches Memento-Mori-Motiv (lat.: "Bedenke, dass du sterben musst"): Das Mädchen und der Tod. Die Graphik gliedert sich in zwei Bildhälften. Auf der rechten Seite sitzt ein weiblicher, ganzfiguriger Akt in gerader Körperhaltung. Die Beine übereinander geschlagen, umfasst sie mit den Händen das obere Knie. Sie trägt ein Blumenkranz im Haar. Es handelt sich um eine sehr junge Frau, vielmehr noch um ein Mädchen, das auf einer Marmorbank mit einem kunstvoll drapiertem Leinentuch sitzt. Vielleicht sogar mit einem Leichentuch? Denn ihr gegenüber, auf der linken Bildhälfte, steht ein Knochenmann, ein ganzfiguriges, menschliches Skelett: die Personifizierung des Todes. Er steht sinnbildlich gleichermaßen für den Tod, wie auch für die Endlichkeit des menschlichen Lebens. Ein Umhang ist locker über seine linke Schulter geschlagen. Beide Figuren blicken einander an. Das Mädchen wirkt gänzlich unbeeindruckt, kein Stück ängstlich, sondern im Gegenteil: sie wirkt fast ein wenig trotzig und blickt dem Tod selbstbewusst ins Gesicht.

Dieses Bildthema des Mädchens mit dem Tod findet seit dem 16. Jahrhundert Anwendung, zu der Zeit emanzipierte sich das Thema zu einem eigenständigen Motiv in verschiedenstenen Kunstgattungen: in der Malerei, Literatur wie auch in der Musik. Hierzu ein Ausschnitt eines Liedtextes von Matthias Claudius (1740-1815), welches von Franz Schubert vertont wurde und in dem sich der Tod als ein Freund vorstellt.
(Das Mädchen): "Vorüber, ach, vorüber! / Geh, wilder Knochenmann! / Ich bin noch jung, geh, Lieber! / Und rühre mich nicht an.
(Der Tod): "Gib deine Hand, du schön und zart Gebilde! /Bin Freund und komme nicht zu strafen. / Sei gutes Muts! Ich bin nicht wild, / Sollst sanft in meinen Armen schlafen!"
Über den Künstler, Robert Wegener, ist nicht viel bekannt, lediglich dass er als Maler, Zeichner und Radierer in Hamburg tätig war. – Ganz ausgezeichneter Druck, leicht fleckig, minimale Handhabungsspuren, Randläsuren (Darstellung nicht betroffen). Satter, kontrastreicher Druck.

Lot 1588, Auction  120, Firle, Walther, Der Todesengel - Die Beweinung Christi

Firle, Walther
Der Todesengel - Die Beweinung Christi
Los 1588

Zuschlag
600€ (US$ 645)

Details

Todesengel als Tröster
Firle, Walther. Der Todesengel - Die Beweinung Christi. Öl auf Leinwand. Unten links in Versalien signiert: "Walter Firle". 44,5 x 57,5 cm. Gerahmt in einfacher breiter, schwarzgefasster Holzleiste. München 1928.
Stilistisch zwischen der Motivik aus Todessehnsucht des Jugendstils und Einflüssen der gedeckten Farbigkeit eines William Blake und seinen phantastischen Bilderwelten verhaftet, nimmt der bekannte Münchner Maler Walther Firle (1859-1929) hier ein Thema der christlichen Ikonographie auf: Drei weibliche Gestalten umringen einen auf dem Rücken liegenden Leichnam, einen jungen Mann, den sie jeweils auf eine andere Weise beweinen: Während die Frau links in ihren Kopf stiller Trauer senkt - sie ist als Repoussoir-Silhouette im Vordergrund dargestellt -, so beugt sich von rechts eine weitere weibliche Person als Pleurant dicht über den Leichnam, den sie ebenso zärtlich wir schmerzvoll umfasst. Es ist die seit Jahrhunderten in der Kunst ähnlich dargestellte Figur der Maria Magdalena im Kreise der anderen beiden Marien, der Mutter Jesu und des Kleophas Schwester.

Die Muttergottes wäre dann als die Frau im Hintergrund zu denken, eine Figur, die hier allerdings um eine ikonographische Konnotation erweitert wurde: Ihr Gesicht ist schmerzverzagt, sie hält sich ihre linke Hand mit einem ausgestreckten Finger an den Mund, so dass sie ebenso fragend wie rätselhaft erscheint. Links und rechts wird sie von mächtigen Engelsflügeln hinterfangen, die die intime Szene wie in einem Gehäuse eingrenzt, in dem nur der Betrachter zum heimlichen Voyeur geworden ist:

Maria als Todessengel, der Todesengel als Verkünder aber gleichzeitig auch als Tröster wird hier ebenso geistreich wie eindrucksvoll thematisiert, womit das Gemälde zu den Meisterwerden des in Breslau geborenen begabten Malers Walther Firle gehört. Er hatte an der Akademie der Bildenden Künste in München u. a. bei Alois Gabl, Gabriel von Hackl und Ludwig von Löfftz studiert und war dann zu Reisen in die Niederlanden und nach Italien aufgebrochen: "Mit dem Verkauf eines Bildes (Gambrinus) an ein Breslauer Wirtshaus 1883 Finanzierung einer ersten Italien- und Hollandreise. Der Einfluß der Freilichtmalerei von Jozef Israëls zeigte sich direkt nach der Rückkehr nach München 1884 ... Wie Fritz von Uhde transponierte Firle religiöse Motive in seine Zeit; daneben Landschaften und Genre-Szenen sowie Porträts in Öl, deren helle Farbigkeit bei differenziertem Kolorismus für die damalige Münchner Malerei fortschrittlich war" (AKL XL, 258).

Unter anderem reüssierte Firle in München als Porträtmaler der Fürsten und Könige. Bekannt ist auch die unter König Ludwig III. bei Firle in Auftrag gegebene bayerische Briefmarkenserie, mit den Effigien der Wittelsbacher, denen allen die Porträts Firles zugrunde liegen.

Zur Provenienz: Das vorliegende Gemälde wurde mit dem Titel "Beweinung Christi (Öl)" in Saal-Nr. 37 vom "MKG-Künstler" Firle im legendären Glaspalast während der Münchener Kunstausstellung 1928, verantaltet von der Münchener Künstler-Genossenschaft und dem erein Bildender Künstler Münchens 'Secession' e. V. vom 1. Juni bis 30 September 1928 ausgestellt. Danach in Münchner Privatbesitz. Vgl. den beiliegenden "Amtlichen Katalog" der Münchner Kunstausstellung 1928 (München, Knorr & Hirth, 1928, leicht lädiert), S. 19. Nummer 435. – Wohlerhalten, kaum Gebrauchsspuren.

Weber, Jürgen
Vanitas, Statue
Los 1589

Zuschlag
500€ (US$ 538)

Details

Weber, Jürgen. Vanitas, kniende nackte Schöne mit Totenmaske. Goldpatinierte Bronze. 1/12 Exemplaren. Höhe 31 cm; Breite 16 cm; Tiefe 22 cm. Gewicht ca. 8,5 kg. Braunschweig 1985-1986.
Sinnreiche Kleinplastik in goldpatinierter Bronze, die während der großen Projekte des Braunschweiger Künstlers Jürgen Weber (1978-1984) am Portal des Ratssaals im Göttinger Rathaus und dem "Ehekarussell" (1977 bis 1981) entstanden war.

Dargestellt ist die füllige Figur einer nackten Frau als Personifikation der "Vanitas" der Eitelkeit, hockend und sich eine Larve als Fratze des Todes vor das Gesicht haltend. Der Kontrast zwischen der freimütig zur Schau getragenen Sinnlichkeit der jungen Frau mit breiten Schenkeln, üppigem Gesäß und wollüstigen Brüsten, dem halb geöffneten seufzenden Mund und den schmachtend geschlossenen Augen - und der mit beiden Händen an den schütteren, flachsigen Schädelhaarresten gehaltene, schon arg deformierten Maske eines Toten könnte größer kaum sein. Je nachdem die Skulptur gedreht wird, entstehen immer wieder neue Ansichten - eine wahre "figura serpentinata" im barocken Sinne - und Formengefühl.

Johan Caspars Lavaters berühmte Zeichnung vom Tod als Gerippe, das sich die Maske einer jungen Frau vorhält, wird hier konterkariert, ironisch gebrochen und geistreich persifliert.

"Doch auch in dieser Zeit, während Weber am Portal arbeitete und am Ehebrunnen, entstanden nebenbei damit thematisch nicht zusammenhängende Kleinplastiken. Zunächst einmal das kleine Relief 'Die Rheintöchter' nach seiner frisch angetrauten Frau Renate, in erster Linie, um ein Bronzegußexperiment für die 'Katastrophengräben' zu machen. Jürgen Weber legte die Gußkanäle auf verschiedene Arten an und entschied sich dann beim Guß des Portals für die erfolgreichste Art. So wurde das Portal fehlerfrei gegossen. Die 'Vanitas' 1985 (wieder nach Renate) war dann einem - wenn auch sehr erotische Verbeitung seiner Aortenoperation in Houston" (Hermann Raum, Jürgen Weber. Der Bildhauer, Hochschullehrer und Wahrnehmungsforscher. Braunschweig 2001, Nummer 128 mit Abbildung). – Eigenguss des Künstlers mit dessen Gussmarke (am rechten Fuß auf der Bronzeplinthe).

Mumienmaske
Originale ägyptische Holz-Mumienmaske aus der Spätzeit
Los 1590

Zuschlag
950€ (US$ 1,022)

Details

imagines mortis
Bilder des Todes, Selbstmord, Scheintod

Mumienmaske. Originale ägyptische Holz-Mumienmaske aus der Spätzeit. 14 x 7 cm. Ägypten, 21.-36. Dynastie, 500 v. Chr.
Originale ägyptische Mumienmaske aus der Spätzeit, die aus Holz gefertigt wurde. Abgebildet ist das Gesicht einer sehr jungen Frau mit feinen Gesichtszügen, sehr symmetrisch. – Stark poröses Holz mit Ausbrüchen, kl. Einkerbungen und Stuckresten. Teilweise beschabt, in Anbetracht des Alters in guter Erhaltung. - Aus einer norddeutschen Privatsammlung, erworben 1962 bei Dr. E. Junkelmann, Schloss Lustheim.

Lot 1592, Auction  120, Vera ikon, Das Antlitz  Christi im Leichentuch der Heiligen Veronika. Farbige Gouache-Malerei auf festem Büttenpapier.

Vera ikon
Das Antlitz Christi im Leichentuch der Heiligen Veronika. Farbige Gouache-Malerei auf festem Büttenpapier.
Los 1592

Zuschlag
160€ (US$ 172)

Details

Vera ikon. Das Antlitz Christi im Schweißtuch der Heiligen Veronika. Farbige Gouache-Malerei auf festem Büttenpapier. 1 Blatt. 10,8 x 8 cm. Wohl Freiburg-Badener Raum um 1800.
Malerei von hoher künstlerischer Qualität: ein Acheiropoíeton, der Überlieferung nach ein nicht von Menschen geschaffenes, sondern direkt von Gott der Menschheit übergebenes Bild eines Heiligen, hier des Messias, des Heilands Jesus Christus. An dem sog. "Schweißtuch der Heiligen Veronika", mit dem diese den Messias auf dem Kreuzweg abtupfte, blieb sein Antlitz haften. Dieses Archeiropoíeton wurde dann als Urikone immer wieder dargestellt, u. a. in diesem hübschen Andachtsbild auf blauem Grund. Überzeugend ist das Tuch wiedergebeben, über dem das Gesicht Christi mit Dornenkrone und Strahlennimbus in Kreuzform erscheint. Auffassung der Gesichtszüge, Bart, Haare, Dornenkrone und die fast geschlossenen Augen zeugen von durchaus künstlerischem Können, das auch noch im Leiden, im Schmerz die ehrfurchtgebietende Größe sichtbar macht. – Kaum sichtbares Löchlein, kaum Berieb, in sehr frischer, leuchtender, aber auch nüancierter Farbigkeit.

Lot 1593, Auction  120, Vera-ikon, Exvoto auf Pergament mit aufmontiertem, konturbeschnittener Zeichnung des Schmerzenmannes in Farben auf Seide

Vera-ikon
Exvoto auf Pergament mit aufmontiertem, konturbeschnittener Zeichnung des Schmerzenmannes in Farben auf Seide
Los 1593

Zuschlag
240€ (US$ 258)

Details

Vera-ikon. - Exvoto auf Pergament mit aufmontiertem, konturbeschnittener Zeichnung des Schmerzenmannes in Farben auf Seide, umgeben von Blumenrahmen in kolorierter Silberstiftzeichnung. Schmerzensmann ca. 15,4 x 3,3 cm. Blattgröße ca. 22 x 13 cm. Unter Glas in mehrfach profilierter brauner Holzleiste gerahmt. Süddeutschland um 1600.
Der privaten Andacht dienendes Votivbild mit dem Abbild Christi als Schmerzensmann, der "Imago pietatis". Exvoto-Bilder dieser Art waren meist in Privatbesitz in einem Wohnungswinkel zu finden, wo sie - wie einst die Laren - zur kurzen Andacht im Vorübergehen hingen. Der vorliegende Schmerzensmann ist insofern interessant, als er auf das "Vera ikon", das wahre Antzlitz Christi rekurriert, wie es der Legende nach von der Heiligen Veronika vom Leichnam Christ abgenommen wurde, nachdem sie ihn mit einem Leinentuch bedeckt hatte, an dem seine Konturen und Züge haften blieben.
"Ein derartiges Tuch, das sogenannte 'Mandylion', wurde seit dem ersten Jahrhundert im byzantinischen Reich verehrt und prägte die Darstellung des Christuskopfes auf dem Vera Ikon: Mittelscheitel, zweigeteilter Bart, drei kleine Haarstränen auf der Stirn" (T. Nagel).

Gemalt wurde der Schmerzensmann mit blassen, an die bekannten Acheiropoíeta (etwa das Turiner Leichentuch) erinnernden Brauntönen für den schmächtigen, geschundenen Leib und in Rottönen für die Wunden auf ein Gewebestück, hier allerdings auf Samt bzw. Seide, die dann um die Konturen Christi beschnitten und auf ein Stück Pergament montiert wurde. Die Figur wird von einem quadratischen Rahmen eingefasst, um den das Pergament mit äußerst feinen, wohl mit Silberstift gezeichneten und mit sanften Gelb-, Blau- und Rottönen kolorierten Blumen geschmückt wurde, darunter wohl Lilien, Marienrosen, Amarillys etc. – Leicht angestaubt und etwas feuchtfleckig vom linken Rand. Die Blumen in zarten Farben, bei denen das Gelb teils leicht verblasst ist, ebenso wie einige Blumenkonturen. Die Christusfigur ist sehr gut sichtbar, absichtlich etwas blass gehalten, die Züge Christi mit den eindeutigen Merkmalen jedoch gut erkennbar. Vier kleine Wurmlöcher, davon 2 im Kopf. Interessantes Blatt mit dieser seltenen Darstellung.

[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

* Alle Angaben inkl. 24% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.


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