153050

Lose pro Seite


Hexentrommel
eines Wunderheilers oder einer Hexe
Los 1502

Zuschlag
350€ (US$ 376)

Details

Hexentrommel. - Sammelgefäß eines Wunderheilers oder einer Hexe. Zweiteiliges gedrechseltes rundes Gefäß mit gedrechselten Rillen an Boden, Korpus und Deckel. Schmiedeeiserner, tordierter Tragegriff sowie Eisenscharnier und Fallriegelverschluss. Höhe 18 cm. Außendurchmesser 23 cm. Innendurchmesser 18 cm. Südwestdeutsch oder östliches Frankreich, Ende 17. oder Anfang 18. Jahrhundert.
Bei einer sogenannten "Hexentrommel" handelt es sich um ein seltenes okkultes Gefäß, von dem nicht mehr viele Exemplare überliefert wurden. Der gedrechselte Behälter zum Sammeln von Kräutern und Beeren trägt oben im Deckel eine Öse, durch die ein Tragering aus gedreht-geschmiedetem Eisenstab gezogen wurde, an dem das Gefäß entweder an einem Gürtel oder an einem Stab befestigt werden konnte, mit dem es dann über der Schulter transportiert wurde. Der Deckel wird durch ein Eisenscharnier und einen Fallriegelverschluss mit dem Gefäß fest verbunden, durch letzteren konnte man mit Hilfe einer Nadel oder einem Nagel das Gefäß sicher verschließen. – Nur vereinzelt wenige Wurmlöchlein und mit schöner Alterspatina. Die eiserne Zuhalterung teils unvollständig. Im Korpus ein Spannungsriss, sehr pittoreskes Objekt.

Institoris, Henricus
Malleus maleficarum. Hexenhammer. Hain 9240 GW 12480
Los 1504

Zuschlag
19.000€ (US$ 20,430)

Details

Der "Malleus Maleficarum", der "Hexenhammer"
Institoris, Henricus, und Jacobus Sprenger. Malleus maleficarum. Mit davor: Innozenz VIII., Papst: Bulla (Summis desiderantes affectibus) betreffend das Hexenunwesen. 190 nn. Bl. 2 Spalten. 40 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 14,2 x 90 cm. Format: 20 x 13,8 cm. Mit durchgehender Rubrizierung und Initialspatien mit roten Lombarden. Holzdeckelband d. Z. (Rücken mit Schweinsleder alt erneuert, neue Vorsätze, neu eingehängt, restauriert) mit breitem blindgeprägten Lederrücken (die originalen Schweinslederstücke auf den Deckel aufmontiert) und mit Messingschließe (Schließband alt erneuert, ein Beschlag neu). Speyer, Peter Drach d. M., um 1495.
Hain-Copinger 9240. GW 12480. Goff I-165. Proctor 2389. Pellechet 6315. Klebs 926.3. Borm 1487. 1497. Collijn 992. Ernst II/2 167. Finger 571. Günther 2596. Kind 1399. Madsen 2101. Sack 2029. BMC II, 498. BSB-Ink I-228. CIBN I-55. CIH 3123. IBE 3055. IBP 3073. IGI 5183. ISTC ii00167300. – Dritte Ausgabe des berühmt-berüchtigten "Malleus Maleficarum", des sogenannten "Hexenhammers" aus den Federn der beiden Dominikanermönche Heinrich Kramer, latinisiert zu Henricus Institoris (1430-1505) und Jakob Sprenger (1435-1495), dessen Mitautorenschaft nicht eindeutig geklärt ist, auch wenn das Werk traditionell eher unter des letzteren Namen geführt wurde. Immerhin bekleidete Sprenger die Position des Inquisitors in den Erzbistümern Mainz, Trier und Köln und ab 1484 auch in den Erzbistümern Salzburg und Bremen.

Henricus Institoris, hatte in Trient einen Prozess gegen Juden verfolgt und sich dann als gläubiger Dominikaner angeschickt, sich vom Paulus zum Saulus zu wandelt, um Exorzismus zu betreiben und vor allem gegen das Hexenwesen zu kämpfen. 1482 folgte seine Ernennung zum Prior des Dominikanerklosters in Schlettstadt, als der er offiziell begann, angebliche Hexensekten zu verfolgen und die Beteiligten verbrennen zu lassen, was ihm erstmalig erfolgreich bei einem Ravensburger Hexenprozess mit zwei Frauen gelang.

Zahlreiche Prozesse, die mit der Verbrennung von angeblichen Hexen endeten, sollten folgen. Zur Rechtfertigung hatte Institoris auch den Text der Bulle Summis desiderantes affectibus, die sogenannte Hexenbulle (Rom, 5.XII.1484), verfasst, die Papst Innozenz VIII. dann herausgab. Auch eine Approbation der Kölner Theologischen Fakultät vom 19.V.1487 wurde bemüht. So konnte sich Institoris brüsten, mehr als 200 Hexen und Ketzer, die nicht an die Existenz der Hexen glaubten, auf das Schafott bzw. den Scheiterhaufen gebracht zu haben.

In dem wohl ab 1486 verfassten, hier in der dritten Ausgabe des Speyerer Erstdruckers Peter Drach vorliegenden Malleus Maleficarum "verarbeitet Heinrich Institoris die Erfahrungen der zahlreiche Hexenprozesse, die er geführt hat, indem er versucht, das Problem der Dämonie und des Schadenszaubers (maleficium) mit wissenschaftlichen Mitteln zu klären und durch die Entwicklung einer eindeutigen öffentlichen Rechtsform zu bekämpfen. Dazu gibt Institoris dem Werk eine Gliederung in drei Teile, die er in der vorangestellten 'Apologia' ausdrücklich auf die Trinität bezieht ... Nachdem Institoris Hexerei als eine tatsächliche und nicht nur eingebildete Wirklichkeit mit Belegen aus der theologischen Tradition und zahlreichen Beispielen gesichert zu haben glaubt, führt der seinerseits in zwei Teile gegliederte zweite Teil zunächst vorbeugende und dann bekämpfende Maßnahmen gegen die Hexerei an ... Die Originalausgabe wurde 1490 erstmals und bis 1669 mindestens weitere 26 Mal nachgedruckt und entfaltete so rasch ihre Wirkungsgeschichte als kasuistisches Handbuch der Hexenverfolgung. Paratexte wie die einem Teil der ersten Druckausgabe und den meisten Nachdrucken vorangestellte Bulle von Innozenz VIII. und ein Gutachten der Theologischen Fakultät der Universität Köln, dienen zur kirchenpolitischen Legitimierung des Werkes und sollen seine Rezeption begünstigen. Der Gegenstand und die schon im Titel greifbare frauenfeindliche Tendenz des Werks habe freilich verhindert, daß die Literarizität des Textes in der Forschung gebührend gewürdigt wurde" (Marc-Aeilko Aris in KLL³ VIII, 111).

Motiv zur Verdammung von Zauberern und Hexen war immer wieder die Unterstellung des fleischlichen Bedürfnisses, des sexuellen Verlangens nachgegeben zu haben und mit Dämonen oder dem Teufel selbst Unzucht getrieben zu haben - ein zutiefst mittelalterlicher Gedanke, der jedoch weit bis in die Neuzeit hinein am Leben erhalten werden sollte, nicht zuletzt durch die vorliegende Publikation, die über die Jahrhunderte nahezu kanonischen Charakter bekam. So galt es, den "daemones, succubi et incubi" Einhalt zu gebieten und die Strafverfolgung einzuleiten - immerhin wähnte man sich mit der Kodifizierung des übelsten Unrechts im Recht. – Fliegender Vorsatz vorne und fester hinten mit interessanten zeitgenössischen bzw. gering späteren Sepia-Einträgen. Titel mit kleinem privaten Sammlungseintrag. Lagen m-v etwas stärker gebräunt und daher leicht, selten etwas stärker, brüchig, m3 mit Einriss, wenige Papierhinterlegungen oder Eckansetzungen, Lagen q-r mit größeren Rissen und teils alt, teils unsachgemäß neuer restaurierten Löchlein bzw. Randabrissen (q5-r1, jedoch nur minimaler Buchstabenverlust), sonst hin und wieder mit kleinen Randausbesserungen. Etwas gebräunt, vereinzelte Wasserränder und Feuchtflecken (wenige Lombarden etwas verschwommen), sonst kaum fleckig und wohlerhalten, kaum Papierläsuren, insgesamt bemerkenswert schönes, durchgehend hübsch rubriziertes, breitrandiges Exemplar dieses ebenso bedeutenden wie berüchtigten Werkes.

Saur, Abraham
Theatrum de veneficis, Das ist: Von Teuffelsgespenst Zauberern
Los 1505

Zuschlag
6.000€ (US$ 6,452)

Details

"Von Teuffelsgespenst, Zauberern und Gifftbereitern, Schwartzkünstlern, Hexen und Unholden"
(Saur, Abraham). Theatrum de veneficis, Das ist: Von Teuffelsgespenst Zauberern und Gifftbereitern, Schwartzkuenstlern, Hexen vnd Unholden, vieler fuernemmen Historien und Exempel, bewaerten, glaubwirdigen, Alten und Newen Scribenten, was von solchen ... disputiert und gehalten worden, mit sonderm fleiß ... an Tag geben. 6 Bl., 396 (recte 406) S., 5 Bl. Mit Holzschnitt-TVignette und Holzschnitt-Druckermarke am Schluss, Titel in Schwarz und Rot. 31,6 x 20 cm. Reich blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (leicht fleckig, gering beschabt, minimal besteoßen, ohne die Schließen) über abgefasten Holzdeckeln. Frankfurt, Nicolaus Basse, 1586.
VD16 S 1938. Coumont T17,1. Hayn-Gotendorf III, 242. – Erste Ausgabe des ausführlichen Kompendiums mit weitgehend auf Fakten basierten, kritischen und differenziert betrachteten Ausführungen über Zauberei, Hexenwesen, Aberglauben, Teufelsaustreibung und Hexenverfolgung. Der Herausgeber, Abraham Saur, wurde geboren "zu Frankenberg in Hessen am 12. Februar 1545. Vermuthlich durch den ihm nahestehenden Professor Hermann Lersner angeregt, studirte er zuerst 1565 in Wittenberg, dann in Marburg die Rechte ... Saur war ein fruchtbarer und geschickter Schriftsteller. Die zahlreichen juristischen Handbücher, die er für den eigenen Gebrauch zusammenstellte, auch wol zum Unterricht Anderer verwerthete und auf Wunsch veröffentlichte, fanden gute Aufnahme; einzelne (wie das Straffbüchlein) wurden bei seinen Lebzeiten sieben Mal, und auch später noch, gedruckt. Es waren theils Ueberarbeitungen fremder Schriften, theils eigene Zusammenstellungen aus der Praxis heraus" (ADB XXX, 419f.). Unter denen hier versammelten Autoren figurieren Heinrich Bullinger, Lambert Daneau, Ludwig Lavater, Konrad Lautenbach, Augustin Lercheimer (d. i. Hermann Witekind), Reinhard Lutz, Adrian Rheynmann, Leonhard Thurneysser, Johannes Trithemius, Jakob Vallick und viele mehr.

Abgehandelt werden alle möglichen Vorkommnisse über Hexen, Teufel etc., aber auch die entsprechenden Rechtsverfahren, Verurteilungen und Hinrichtungen: "Sampt etlicher hingerichten Zaeuberischer Weiber gethaner Bekanntnuß, Examination, Prob, Urgicht und Straff etc. Vieler ungleicher Frage und Meynung halben, so in dieser Materi fürfallen mögen, jetzt auffs neuw zusammen in ein Corpus bracht. Allen Vögten, Schuldtheissen, Amptleuthen deß Weltlichen Schwerdts, etc. sehr nützlich und dienstlich zu wissen, und keines wegs zu verachten" (Untertitel). – Titel mit älterem Wappenstempelchen und altem Schriftzug "Stettler" (?), hin und wieder etwas stärker gebräunt, gering braunfleckig, Bl. B1 ein kleiner Eckausriss (ohne Textverlust), sonst sehr schön und prachtvoll gebunden. – Nachgebunden: Johannes Wier. De lamiis. Das ist: Von Teuffelsgespenst Zauberern und Gifftbereytern, kurtzer doch gruendtlicher Bericht, was fuer Unterscheidt unter den Hexen ud || Unholden, und den Gifftbereytern, im straffen zuhalten ... in unsere gemeine Teutsche Sprach gebracht, Durch Henricum Petrum Rebenstock, von Giessen. 6 Bl., 90 S., 4 Bl. Mit Titelholzschnitt, Titel in Rot und Schwarz. Ebenda 1586. - VD16 W 2654. Dritte, erste bei Basse gedruckte Ausgabe der Schrift "De lamiis". Lamia, lamiae ist die lateinische Bezeichnung für Teufel bzw. Vampyr. Das Werk war erstmalig 1577 in der Officina Oporiniana in Basel gedruckt und 1582 wiederaufgelegt worden. Wie seine 1563 erschienene Dämonologie wendet sich der Autor Johann Wier (auch Weiher; 1516-1588) hier als erster überhaupt gegen den Teufelsglauben und gegen die Hexenverfolgung, die er mit allen Mitteln zu widerlegen versuchte und bekämpfte:

"Das größte Verdienst Weyer's liegt in der Klarheit und dem Muthe, Womit er systematisch zuerst die Bekämpfung der Hexenprocesse unternahm und zwanzig Jahre lang mit allem Eifer durchführte. Darin trat er dem Hexenwahn und seinen grauenhaften Folgen, die damals in Deutschland wie eine Pest wütheten, mit allen Waffen der Wissenschaft und mit der vollen Wärme eines menschenliebenden Herzens entgegen" (ADB XLII, 266f.). - Titel dito, gelegentliche Knicke zum Schluss, eine kleine Hackspur, sonst kaum gebräunt oder nur minimal fleckig.

Vorgebunden: Christian Wurstisen. Baszler Chronick, Darinn alles, was sich in Oberen Teutschen Landen, nicht nur in der Statt und Bistumbe Basel, von jhrem Ursprung her, nach Ordnung der Zeiten, in Kirchen und Welt händlen, biß in das gegenwirtige M.D.LXXX Jar, gedenckwirdigs zugetragen. 10 Bl., DCLV (recte 665; fehlen 2 Bl.) S., 1 Bl. Mit breiter Holzschnitt-TBordüre von Tobias Stimmer, Wappenholzschnitt auf Titelrückseite, vielen Textholzschnitten Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. Basel, Henricpetri, 1580. - VD 16 W 4671. Adams W 261. Barth 19681. Heckethorn 160, 8. Hieronymus 78c. Lonchamp 3314. Wäber 112.
Erste Ausgabe des Hauptwerks von Christian Wurtisen (1544-1588), der ersten wirklich umfassenden Chronik Basels. Enthält auch die Geschichte des Bistums bis 1580. Für die Geschichte des Basler Konzils und des 16. Jhdts. ist das Werk von besonderem Wert. Vgl. eine ausführliche Würdigung siehe ADB XLIV, 346f. - Es fehlt die Ansicht von Basel sowie 2 Blätter M4 und BB5). Titel mit hinterlegtem Randausriss oben (minimal in die Bordüre), hs. Monogramm "EB", datiert "1689" und Wappenstempelchen, teils Fleckchen, teils kleinen Papierläsuren, Löchlein und Gebrauchsspuren, meist aber sehr schön erhalten.

Teufels Türklopfer
Renaissance Türklopfer
Los 1507

Zuschlag
1.000€ (US$ 1,075)

Details

Teufels Türklopfer. Renaissance Türklopfer. Eisen. Standhöhe mit Ständer 20 cm. Höhe Schlagklöppel 13 cm. Italien um 1550.
Originaler Türklopfer mit Teufelsmotiv. Voll funktionstüchtiger Türklopfer mit Innenbeschlag und massiven Schlagkörper mit Teufelsgesicht, Tierkorpus mit Füßen sowie geringeltem Schwanz. Auf späteren passenden Ständer aufgehängt. – Voll funktionsfähig. Sehr schönes und dekoratives Exemplar. Französische Privatsammlung.

Luzifer
Geflügelter Satan. Figur aus vergoldeter Bronze.
Los 1508

Zuschlag
4.800€ (US$ 5,161)

Details

Luzifer. Geflügelter Satan. Figur aus vergoldeter Bronze, mit 2 Schrauben auf schwarzlackiertem, marmorierten Holzsockel. Standhöhe mit Sockel 27 cm Höhe Figur 13 cm. Breite Sockel 6,5 cm. Breite Figur 4,5 cm. Frankreich wohl 17. Jahrhundert.
Kleine, wohl aus Frankreich stammende Figur eines geflügelten Teufels, Satans, der als gestürzter Engel auf die Erde gekommen ist. So glaubten die Christen, dass der Lichtträger selbst (aus lateinisch "lux" und "ferre") sich gegen Gottvater auflehnte und in der Folge von dessen getreuem Diener, dem Erzengel Michael in die Hölle gestürzt worden ist, wo er als oberster aller Teufel sein Reich begründete. Die Bronzeskulptur zeigt Luzifer mit gesenkten Armen und Flügeln und Hörnern, die sich aus gedrehten Haarlocken erheben. Der Schwanz schlingt sich wie eine Schlange um das linke Bein. Dargestellt ist hier jedoch nicht der Luzifer des Himmelssturzes, sondern als Herrscher im Reich der Toten. Sein Blick ist nach unten auf die Heerscharen der Verdammten gerichtet. – Auf späteren Holzsockel montiert und abnehmbar. Der rechte Flügel vorn mit Riss, sonst in recht guter Erhaltung mit Altersspuren und schöner Alterspatina. Vergoldung partiell abgerieben. Provenienz: Französische Privatsammlung.

Erzengel Michael
besiegt Luzifer im Höllenfeuer. Skulptur aus Hartholz
Los 1509

Zuschlag
1.200€ (US$ 1,290)

Details

Der Engelssturz mit dem Sieg Michaels über Luzifer
Erzengel Michael besiegt Luzifer im Höllenfeuer. Vollplastische, halbrund geschnitzte Skulptur aus Hartholz. Höhe 49,5 cm (mit Sockel 52 cm). Breite 30 cm. Tiefe 12,5 cm. Gewicht 3,1 kg. Deutschland, wohl zweite Hälfte 17. Jahrhunderts.
Stehende Figur des Erzengels Michael mit wallendem Haar und Krone, die vorne ein Kreuz mit geschweiften Enden zeigt: "In hoc signo vinces", wie der alte Spruch den Sieg des Christentums seit Konstantin verkündet. Er trägt ein langes, nach rechts auffliegendes Gewand und hält mit beiden Händen einen langen Stab (einst seinenr Lanze), mit dem er den unter ihm zu Fall gebrachten Luzifer ins Höllenfeuer stößt. Seine linker Fuß ragt aus dem Gewand hervor und tritt brutal auf die gehörnte Grimasse des Teufels, dessen Unterleib schon ganz von Flammen bedeckt ist, während die Lanze sich tief in die linke Brust des Dämons bohrt. – Die Figur ist auf einen späteren Eichensockel montiert. Mit mehreren Spannungsrissen und kleineren Brüchen. Zwei große Zehen von Luzifer und Michael verlustig, hier und da kleine Ergänzungen (Arme, Hände, Füße), der linke Fuß des Luzifer mit Zehenbabbruch, wenige weitere Ausbrüche, die fehlende Lanze ist durch einen schmalen Rundstab neuerlich ersetzt worden. Hinten am Korpus des Michael mit alten Löchern und Spuren älterer Flügelmontage. Einige versprengte kleine Wurmlöchlein. Insgesamt guter Zustand mit Altersspuren. Schöne natürliche Alterspatina. - Aus einer mitteldeutschen Privatsammlung.

Hexenspiegel
Handspiegel einer Hexe
Los 1511

Zuschlag
3.800€ (US$ 4,086)

Details

Hexenspiegel. Handspiegel einer Hexe. Obstholz und Glas. Länge 29 cm. Breite 11 cm. Tiefe 2 cm. Frankreich oder Deutschland 18. Jahrhundert.
Originaler Hexenspiegel. Griff und Einfassung mit geschnitzter Ornamentik. Einfassung oben mit großem Teufelsgesicht sowie unten mit zwei stilisierten Fabelwesen, vermutlich Dämonen. Das originale Spiegelglas alt facettiert und volkstümlich geschliffen. Hervorragendes und äußerst seltenes Zeitzeugnis des Hexenwesens. – Mit stärkeren Alters- und Gebrauchsspuren, berieben und mit Blindflecken am Spiegel sowie größeren Substanzverlusten. Holzeinfassung mit kleinen Abplatzungen. Dekoratives Exemplar. Französische Privatsammlung.

Blinder Zauberer
4-teilige Figur aus geschnitztem Lindenholz
Los 1512

Zuschlag
1.400€ (US$ 1,505)

Details

Der blinde Zauberer
Blinder Zauberer. 4-teilige Figur aus geschnitztem Lindenholz mit 2 eingebrachten Glaselementen als Pupillen. Höhe 50 cm. Breite 31 cm. Tiefe 15 cm. Vermutlich Frankreich um 1700.
Eindrucksvolle Holzskulptur wohl aus Frankreich zum Anfang des 18. Jahrhunderts, die einen blinden Magier, einen Zauberer oder einen Druiden vorstellt. Die vollplastische Skulptur besteht aus vier Teilen, neben dem Korpus, der den in einen weiten, gefalteten Mantel mit Mantille gehüllten, langhaarigen Zauberer darstellt, wurden dessen beide Arme mit den Händen als Teile geschnitzt und mit Eisennägeln befestigt. Eine Hand ist zum Betrachter hin geöffnet, in der anderen, der rechten, hält der Zauberer einen langen gedrechselten Stab. Es handelt sich um eine durchaus volkstümliche, aber dennoch bemerkenswert filigran und künstlerisch anspruchsvoll gearbeitete Figur. Die Augäpfel wurden mit zeitgenössischem Material, wohl Mattglas, hervorragend in die Augenhöhlen eingebracht. Gesicht, Haare und Gewand sind filigran ausgearbeitet, die Arme und Hände eher globig und grob. Die nahezu umlaufende Gewandung ist unten stärker ausgehöhlt. – Gute und genuine Erhaltung mit schöner Alterspatina. Einige Spannungsrisse. In dem Hauptriss im Kopf roter Siegellack sichtbar. Entweder sollte dieser zu einer Reparatur dienen oder auch beabsichtigt den Zauberer aus dem Kopf bluten lassen. Einige alte Fehlstellen und Reparaturen im Fußbereich. Der Zauberstab wurde wohl im Historismus erneuert. Provenienz aus französischer Privatsammlung.

Lot 1513, Auction  120, Cilia, Gelasius de, Locupletissimus Thesaurus continens varias & felectissimas Benedictiones

Cilia, Gelasius de
Locupletissimus Thesaurus continens varias & felectissimas Benedictiones
Los 1513

Zuschlag
550€ (US$ 591)

Details

Handbuch zum Austreiben von Teufeln, Hexen und Dämonen
Cilia, Gelasius de. Locupletissimus Thesaurus continens varias & felectissimas Benedictiones, Conjurationes, Exorcismos, Absolutiones, Ritus, Administrationem Sacramentorum, aliorumque Munerum Pastoralium, ad utilitatem Christi fidelium, & commodiorem usum Parochorum, omniumque Sacerdotum, tam saecularium, quam Religiosorum Curam habentium. Editio sexta. 2 Bl. 774 S., 5 Bl. 16,4 x 10 cm. Pergament d. Z. (gering beschabt, berieben, angestaubt und bestoßen) mit reicher ornamentaler Blindprägung auf den Deckeln und 1 (von 2) Messingschließe. Augsburg und Regensburg, Zunkelian für Johann Anton Fesenmayr, 1744.
VD18 14422778-006. BSB Liturg. 234 d-2. – Das beliebte Handbuch zur Teufelsaustreibung, zum Exorzismus mit Anleitungen zum Schwören und Abschwören und Verschwören, wie Absolution zu erringen ist, aber auch wie der liturgische Ritus abzuhalten ist, wie die Sakramente verteilt und verwaltet werden - ein Vademecum für jeden Geistlichen (und jeden Laien), verfasst dem Augustiner-Chorherren Gelasius von Cilia (1654-1721), der im Augustiner-Chorherrenstift St. Mang in Stadtamhof, heute einem Ortsteil von Regensburg, lebte und wirkte, wie es auf dem Titel heißt: "Gelasio di Cilia, Can. Reg. Ord. S. Augustini, et Decano ad SS. Andream et Magnum Paedeponti, vulgò Stadt am Hof".

Mit ausführlichen Abhandlungen über die "Benedictio contra maleficia" mit zahlreichen Tipps und Regeln zur Weihe aller möglichen Gegenstände, Wasser, Kirchen, Ämter, Personen - und Anweisungen zur Austreibung allerhand Übel, von Hexen, Teufeln, Dämonen, der Besessenheit und was einen sonst gewöhnlich so zu plagen pflegt: "Exorcismus I. Ex Rituali Romano pro exorcizandis obsessis à Dæmone", "Exorcismus Nicuesæ ad expellandos daemones" und vieles mehr. – Nur vereinzelt minimal fleckig bzw. fingerfleckig, kaum gebräunt, hübsch gebunden.

Lot 1514, Auction  120, Satan und Patient, The history of witches and wizards

Satan und Patient
The history of witches and wizards
Los 1514

Zuschlag
660€ (US$ 710)

Details

Satan und Patient. The history of witches and wizards. Druckstock. Geschnitzter Holzblock. Länge 8,5 cm. Breite 9 cm. Höhe 3 cm. London 1720 (Replikat 19./20. Jahrhundert).
Kurioser und seltener eines Druckstock. Der Satan kredenzt dem Patienten einen Becher Medizin. Die Szenerie wird von einem Krankenzimmer umrahmt, in dem auf dem Bett ein leidender Patient liegt, während Satan von rechts ins Bildgeschehen hereintritt, in der rechten Hand einen großen Becher mit Medizin haltend. – Mit Farbresten und leichten Gebrauchsspuren. Schönes und seltenes Exemplar.

Teufelsring
Bronzering mit Teufelshaupt
Los 1515

Zuschlag
600€ (US$ 645)

Details

Teufelsring. Bronzering mit Teufelshaupt. 3,5 x 2,3 cm. Innendurchmesser 2 cm. Wahrscheinlich England, 18. Jahrhundert.
Originaler Teufelsring eines Zauberers. Massiver Ring mit großem kunstvollem Ringkopf in Form eines Teufelskopfes. Filigran ausgearbeitetes Teufelshaupt mit geringeltem Gehörn und hervorstehenden Mund und Nase. Innen eine später eingravierte Inschrift: „Daemon est Deus inversus.“ – Sehr gute Erhaltung mit schöner Alterspatina. Jüngere Gravur im Innenring. - Französische Privatsammlung.

Lot 1516, Auction  120, Defoe, Daniel, Geschichte des Teuffels

Defoe, Daniel
Geschichte des Teuffels
Los 1516

Zuschlag
1.200€ (US$ 1,290)

Details

(Defoe, Daniel). Geschichte des Teuffels, aus dem Englischen übersetzet (von Tobias Swinden), in zwey Theilen. 5 Bl., 532 S. Titel in Rot und Schwarz. Mit gestochenem Frontispiz. 16,5 x 10 cm. Moderner Pergamentband mit hs. RTitel. Frankfurt, (Varrentrapp), 1733.
Erste vollständige deutsche Ausgabe, der englische Erstdruck erschien 1726 ebenfalls anonym bei Warner in London unter dem Titel Political history oft he devil. Eine frühere deutsche, allerdings stark gekürzte Übertragung durch Johann Gebhard folgte bereits 1730 bei Cörner in Leipzig. Defoe liefert in seiner Schrift eine umfassende Übersicht über die Geschichte des Teufels in verschiedenen Überlieferungssträngen der Weltgeschichte und Literatur, u. a. mit solchen Details, wie dass Miltons Darstellung im Paradise lost nicht korrekt sei (vgl. S.88ff) oder der Teufel auch als treibende Kraft hinter den Kreuzzügen steckte: "Er der Teuffel hat diese Thorheit, die man damahls für einen heiligen Eifer ansahe, in den Kopff gesetzet, das heilige Land wieder zu erobern zu suchen" (S. 6).
Die insgesamt elf Kapitel behandeln u. a. "Vom Ursprung des Teuffels", "Vom Namen des Teuffels", "Von der Stelle, so der Satan vor seinem Fall im Himmel begleitet", "Vom Wachsthum des Satans durch Vorurteile", "Von der Hölle", "Von den Unterhändlern des Satans", "Von der außerordentlichen Erscheinung des Teuffels", "Vom gespaltenen Fuß", "Von den Werkzeugen, deren sich der Teufel zu seinen Verrichtungen bediente, das ist, von den Hexen, Zauberinnen, Hexenmeistern, Wahrsagern, Sterndeutern, Traumdeutern" etc., "Von denen unterschiedenen Mitteln, so der Teuffel gebrauchet, um mit dem menschlichen Geschlecht umzugehen", "Von den Teuffels Künsten" und "Von dem letzten Stück der Freyheit des Teuffels". – Etwas gebräunt oder braunfleckig, Blätter B4 und Ll2 mit kleiner Fehlstelle (kein Textverlust), Frontispiz mit unbedeutendem Randeinriss und etwas knapp eingebunden, sonst wohlerhalten. - Selten.

Okkulter Athame
Zeremoniendolch für satanische und hexische Rituale
Los 1517

Zuschlag
1.000€ (US$ 1,075)

Details

Okkulter Athame. Zeremoniendolch für satanische und hexische Rituale. Stahlklinge mit Bronzegriff. Länge 25,5 cm. Klinge 15,5 cm. Breite 7 cm. Klinge bis zu 3 cm. Tiefe 2 cm. Frankreich, 19. Jahrhundert.
Seltener und sehr hübscher, originaler Athame mit zwei Schneiden und figuralem Bronzegriff. Der Griff ist in Form zweier Figuren dargestellt: der obere Teil ist eine männliche Figur mit zwei Hörnern, vermutlich der Teufel, welcher seine Kopfbedeckung zurückzieht und dadurch seine Hörner entblößt. Hinter seinem Rücken hält er einen Dolch, mit dem er sein Opfer töten wird. Zu Füßen der männlichen Figur liegt horizontal eine leblose, weibliche Figur im eleganten Kleid und mit hochgebundenen Haaren. – Mit geringen Gebrauchsspuren. Klinge mit Alterspatina. Sehr dekoratives, wohlerhaltes Exemplar. Französische Privatsammlung.

Lot 1519, Auction  120, Ott, Adolf, Die Hexe von Garmisch

Ott, Adolf
Die Hexe von Garmisch
Los 1519

Zuschlag
80€ (US$ 86)

Details

Ott, Adolf. Die Hexe von Garmisch. Roman aus dem "Werdenfelser Land". 2. Auflage. 1 Bl., 491 S. Mit zahlreichen Illustrationen von Hugo Engl. 16 x 11 cm. Illustr. OLeinenband (etwas berieben und minimal fleckig) mit Goldprägung. Stuttgart, A. Bonz, 1904.
Kosch V, 232. – Ott schrieb meist unter dem Pseudonym Flodatto (vgl. Kosch). 1849 in Lindau geboren, starb er 1918 in Puchheim. Als Oberstleutnant in Freiburg/Br. ansässig, veröffentlichte er neben militärischen und taktischen Schriften auch Belletristisches. Der Trivialroman über die "Hexe von Garmisch" ist sein bekanntestes Werk. – Wohlerhalten.

Geiger, Raimund
Hexensabbat - ein Gespensterfest des Verbandes Akademie. Großplakat
Los 1520 [*]

Zuschlag
1.600€ (US$ 1,720)

Details

Geiger, Raimund. Hexensabbat - ein Gespensterfest des j. u. f. Stud. d. K. Akademie. Großplakat. Original-Lithographie in 3 Farben. 80 x 114 cm. Auf festes weißes Papier und Leinengrund montiert. 95 x 125 cm. München, C. Wolf und Sohn, o. J. (1910).
DfP III, 974. PiM 272. – Bemerkenswert seltenes Großplakat für das berühmte Schwabinger Künstlerfest der Königlichen Akademie mit dem Motto "Hexensabbat", das als Gespensterkostümfest am "21. u. 12. Jan. in sämtl. Räumen d. Blüte", einer legendären Münchner Lokalität wohl im Jahre 1910 stattfand: "Gespensterfest des Verbandes j. u. f. (junger und freier) Stud. d. K. Akademie". Der Hexen-Sabbat wurde zu einem alljährlich stattfindenden Ball der Münchner Künstler und Bohemiens. Die Veranstaltung erhielt ihren heidnischen Namen von der alten deutschen Sage vom "Hexentanz auf dem Brocken", bei dem an jedem Sabbat die Hexen um den Teufel tanzten, der auf dem Gipfel eines Berges lebte - die Studenten - und ihre Professoren standen dem tollen Treiben nicht nach. So entwarf jedes Jahr einer der Kunststudenten ein neues Plakat für diese Veranstaltung, hier der aus München stammende Raimund Geiger (1889-1968), der zwischen 1909 und 1911 an der Akademie eingeschrieben war und bei Dill und Habermann studierte. Später stellte er dann in der Münchner Secession im Glaspalast aus und wurde als Professor an die Kunstgewerbeschule berufen. Bei seinem Plakat zum Hexenssabbat handelt es sich mit Abstand um das eindrucksvollste, genialste und künstlerisch anspruchsvollste aller Hexensabbat-Plakate, was nicht zuletzt auch die zahlreichen Nachdrucke (im späten 20. Jahrhundert) belegen. Wie ein überdimensionierter Holz- oder Linolschnitt wirkt der leuchtend rote, mit breiten schwarzen Umrissen expressionistisch gezeichnete Teufel auf konturgewaschenem grünen Grund, sein Mund zum diabolischen Lächeln einer Fratze verzerrt. – Kaum sichtbare zwei Mittelknicke, kaum Retuschen, lediglich im breiten weißen Rand einige sauberst retuschierte Stellen, kaum Oberflächenbereibungen, besonders sorgfältig aufgezogen - ein sehr seltenes Originalplakat in außergewöhnlich gutem Zustand. Die letzten internationalen Verkaufspreise bewegen sich zwischen 3000 und 5000, wenn nicht 6000 Euro. Das Motiv diente später dann dem Katalog der Münchner Faschingsplakate als Umschlags-Vorderdeckel.

Lot 1521, Auction  120, Heine, Heinrich und Divéky, Jozsef von, Der Doktor Faust. Ein Tanzpoem nebst kuriosen Berichten

Heine, Heinrich und Divéky, Jozsef von
Der Doktor Faust. Ein Tanzpoem nebst kuriosen Berichten
Los 1521

Zuschlag
190€ (US$ 204)

Details

Heine, Heinrich. Der Doktor Faust. Ein Tanzpoem nebst kuriosen Berichten über Teufel, Hexen und Dichtkunst. Mit dem separaten "Nachwort zu Heine ..." von Karl Georg Wendriner. 84 S., 1 Bl.; 31 S. Mit Frontispiz, 10 ganzseitigen Textillustrationen, 7 Initialen und 3 Vignetten, sämtlich in Pochoirkolorit, von József von Divéky. 21,5 x 18 cm. OHalbpergament (Einband etwas geworfen und etwas berieben) mit goldgeprägtem RTitel, orangefarbenem Rohseidenbezug, Buntpapiervorsätzen sowie Kopfgoldschnitt. Berlin, Morawe & Scheffelt, 1912.
Vollmer I, 571. Langer 165 und 172-3 (mit Abb.). Wilhelm-Galley 431. – Eines von 400 arabisch nummerierten Exemplaren (Gesamtauflage). Mit dem separaten Nachwort (OBroschur) in einer Deckellasche. Stilistisch an Beardsley erinnernde, schwungvolle und kühn kolorierte Jugendstil-Illustrationen und zugleich eine der wichtigsten Illustrationsarbeiten des ungarischen Graphikers József von Divéky (1887-1951). – Unbeschnitten, breitrandig und auf kräftigem Papier gedruckt. Wohlerhaltenes Exemplar.

Lot 1522, Auction  120, Näher, Christa, Das Hexenbilderbuch

Näher, Christa
Das Hexenbilderbuch
Los 1522

Zuschlag
340€ (US$ 366)

Details

Näher, Christa. Das Hexenbilderbuch. Neun Lithografien mit Textausschnitten aus Goethes Walpurgisnacht. Mit 9 signierten und datierten Original-Farblithographien. 48 x 41,5 cm. OHalbleinen mit goldgepr. Deckelvignette. (Berlin 1980).
Eines von 30 nummerierten Exemplaren (Gesamtauflage). Die Textpassagen sind jeweils auf Transparentpapier vor die Graphiken gesetzt. Das letzte Blatt verso mit einem eigenhändigen mont. Druckvermerk der Künstlerin: "Diese Buch wurde von mir in eigener Arbeit gedruckt, gesetzt und gebunden. ... Berlin, November 1980". Christa Näher, 1947 in Lindau geboren, hatte viele Jahre eine Professur an der Frankfurter Städelschule inne. Zuletzt erhielt sie den Hans-Thoma-Kunstpreis des Landes Baden-Württemberg. – Einband etwas berieben, sonst tadellos.

Drachenfliese
Gotische Wandfliese mit Fabelwesen.
Los 1523

Zuschlag
1.000€ (US$ 1,075)

Details

daemones et incubi
Monster, Fabelwesen, Dämonen und Ungeheuer

Drachenfliese. Gotische Wandfliese mit Darstellung eines Fabelwesens. Rötlicher gebrannter Scherbenton mit schwarzer Patina. Montiert an Metallstab auf Acrylglasplinte. Höhe 16,5 cm. Höhe mit Sockel 19,5 cm. Breite 13 cm. Dicke 2,3 cm. Frankreich, wohl Avignon, um 1500
Spätgotische Wandfliese mit der Darstellung eines Dämons, eines Fabelwesens mit menschlichem Kopf, Hörnern, Schrumpfkorpus, langem Schwanz mit Büschelquaste und zwei großen Flügeln. Die Fliese vierpassig mit zugespitztem Kopf und Fuß. – Guter Erhaltungszustand mit nur wenigen Alters- und Gebrauchsspuren. Schöne, bräunliche Alterspatina. Einige kleinere, unwesentliche Absplitterungen. Links ein Brandloch. Die Fliese stammt aus der Sammlung Oberle, Würzburg.

Caracci, Agostino
Andromeda. Kupferstich
Los 1524

Zuschlag
1.600€ (US$ 1,720)

Details

Carracci, Agostino. Andromeda, vom Meeresungeheuer bedroht. Kupferstich. Plattengröße 15,2 x 10,8 cm. Blattgröße ca. 15,7 x 11,5 cm. Bologna um 1590-1595.
Bartsch125. Bohlin 179. – Der Tod droht auf dem Meer in Form eines riesigen Seeungeheuers, einer phantasievollen Mischung aus Haifisch, Walfisch und Delphin, wie er der typischen Ikonographie der Renaissance und dem Frühbarock entsprach. Aus dieser fruchtbarsten Zeit stammt der herrliche Stich, der die an den Felsen gefesselte Andromeda zeigt, welche just einen Moment später von dem schönen Perseus befreit, errettet und dann auch noch geehelicht werden wird.

Das Ungeheuer heißt übrigens Ketos, und es wurde von Poseidon mit einer Flut zur Rache für die Schmach seiner Nereiden geschickt worden war - Andromeda galt nämlich für schöner als die Meeresjungfrauen, die Töcher des Nereus und der Doris - und das konnte der Dreizackige natürlich nicht auf sich sitzen lassen. – Gering knittig, winziges Löchlein, kleine Fleckchen, sonst nur geringe Gebrauchsspuren, schöner, toniger Druck.

Lot 1526, Auction  120, Heine, Heinrich und Hugo Steiner-Prag, Gespenstische Balladen. Mit Radierungen von Hugo Steiner-Prag

Heine, Heinrich und Hugo Steiner-Prag
Gespenstische Balladen. Mit Radierungen von Hugo Steiner-Prag
Los 1526

Zuschlag
550€ (US$ 591)

Details

Heine, Heinrich. Gespenstische Balladen. Mit Radierungen von Hugo Steiner-Prag. 1 w. Bl., 92 S., 3 Bl. Mit TVignette in Original-Radierung und 10 signierten Original-Radierungen (in Pag). 33,5 x 26 cm. Rotes OHalbmaroquin (leicht fleckig) mit goldgeprägtem RSchild, reicher RVergoldung und KGoldschnitt. In OHalbleinenschuber (dieser leicht berieben und fleckig). Berlin, Propyläen, 1924.
Eines von 100 nummerierten Exemplaren (Gesamtauflage: 200) auf festem, chamoisfarbenem Bütten, hier aus der Tranche ohne die "besondere Radierung auf Japan". Die düsteren Gedichte hat Hugo Steiner-Prag (1880-1945) mit seinen schaurigen Radierungen kongenial verbildlicht. Alle Graphiken sind mit einem Seidenhemdchen geschützt (Plattengröße ca. 17,5 x 14 cm) und DV vom Künstler signiert. – Sehr schönes, unbeschnittenes Exemplar.

Fuchs, Ernst
Samson kämpft gegen die Philister. Aquatinta-Radierung mit Schabkunst
Los 1527

Zuschlag
200€ (US$ 215)

Details

Fuchs, Ernst. Samson kämpft gegen die Philister. Aquatinta-Radierung mit Schabkunst auf Kupferdruckpapier. Unten rechts signiert "Ernst Fuchs". 30,6 x 53,1 cm (Plattenrand). Mit Passepartout unter Glas in Holzprofilleiste gerahmt. 60 x 74 x cm. Wien 1662.
Weis, Fuchs, 72 d. – Der mächtige Samson mit lockigem Haar, das oben in ein Netz gebunden ist und mit feinem Kringelbart ist ganz nach den gewaltigen Reliefs der Assyrer gebildet (wie sie etwa im British Museum zu sehen sind). In seiner muskulösen Hand hält er den Unterkieferknochen eines riesigen Tieres, mit dem er sich gegen die in einer Wolke daherkommenden Philister zur Wehr zu setzen anschickt. Während ein Anführer schon mit seinem Dolch auf den durch eine Rundgloriole geschützten und unverwundbaren Samson einsticht, brennen die Philister schon in der Vorhölle als Gerippe und bilden gleichsam somit den Flügel des Todesengels.
Blatt 10 des Buches "Samson", erschienen 1967 bei Jaspard, Polus & Cie, Monaco 1967, in einer deutschen, einer englischen und in einer französischen Ausgabe von je 100 Exemplaren, von denen jeweils 90 in den Handel gelangten. – Ausgezeichneter Druck mit Rand, vertikale Bugfalte, im Passepartoutausschnitt minimal lichtrandig, minimale Gebrauchsspuren, sonst in schöner Erhaltung. Nicht ausgerahmt, Versand nur ohne Rahmen.

Fuchs, Ernst
Samson findet den Kadaver des Löwen
Los 1528

Zuschlag
250€ (US$ 269)

Details

Fuchs, Ernst. Samson findet den Kadaver des Löwen [und:] Samson zündet die Füchse an. Radierung und Anquatinta mit Schabkunst auf festem Kartonpapier, unten signiert: "Ernst Fuchs". 31,2 x 24,4 cm (Plattengröße). Mit Passepartout unter Glas in Holzprofilleiste gerahmt. 74 x 60 cm. Wien 1961-1662.
Weis 52ff. – Unten sieht man in der todesschwangeren Szenerie die muskulöse Gestalt des Samson, in assyrischem Habit gekleidet und mit phrygischer Mütze, darüber erhebt sich ein gewaltiges, bedrohliches Fabelwesen, das oben sieben Arme ausbildet und an eine Menora erinnert. Auf den Voluten sitzen zwei Raubvögel mit Kronen, während den Betrachter von überall Augen beobachten.
Das Pendant "Samson zündet die Füchse an" zeigt einen Dämon in Form des doppelköpfigen Habsburger Adlers mit den hebräischen Schrifttafeln, in den Klauen zwei Füchse haltend, die Samson auf dem Scheiterhaufen verbrennt.

Die Drucke stammen aus den frühen 60er Jahren, das Buch "Samson" erschien dann 1967 bei Jaspard, Polus & Cie, Monaco 1967, in einer deutschen, einer englischen und in einer französischen Ausgabe von je 100 Exemplaren, von denen jeweils 90 in den Handel gelangten. – Leicht gebräunt an Rändern, möglicherweise Passepartoutverschattung, nicht ausgerahmt, Versand nur ohne Rahmen.

Lot 1529, Auction  120, Hauser, Carry, Buch der Träume.

Hauser, Carry
Buch der Träume.
Los 1529

Zuschlag
380€ (US$ 409)

Details

Träume und Alpträume in Holzschnitt
Hauser, Carry. Buch der Träume. 8 nn. Bl. Mit ganzseitigem Titel und 8 ganzseitigen Holzschnitten, davon 1 signiert und 8 monogrammiert. 18,5 x 15 cm. Als Blockbuch gebunden in grauen OBüttenkarton (2 unschöne vertikale Knicke und Besitzeintrag) mit Hanfkordel. O. O. (Passau, Felsverlag), 1922.
Eines von 50 (?) Exemplaren der überaus seltenen Künstlergraphik-Publikation, erschienen im Selbstverlag der Künstlergemeinschaft "Der Fels", der der österreichische Maler, Bühnenbildner und Dichter Carry Hauser (1895-1985) zwischen 1919 und 1922 während seiner Zeit in Passau angehörte.
Die eindrucksvollen, zwischen Expressionismus und Symbolismus oszillierenden Holzschnitte wurden hier vom Künstler eigenhändig in Versalien mit Bleistift betitelt: "Das kleine Mädchen", "Die Mantenschieber", "Bootsunglück", "Büsserinnen", "Im Aufzug", "Die Katze" und "Das Mädchen". – Minimale Gebrauchsspuren, gut erhalten, sehr selten. – Beiliegt: Derselbe. Kolorierter Holzschnitt auf Büttenpapier, in der Platte monogrammiert und unten rechts mit Bleistift signiert und datiert: "Carry Hauser 22". Darstellungsgröße ca. 18 x 16,5 cm. Mit Passepartout unter Glas in einfacher schwarzer Holzprofilleiste geramt. 42,5 x 41 cm. - Etwas stärker braunfleckig.

Lot 1530, Auction  120, Wellschmidt, Helmut, Rauhnacht

Wellschmidt, Helmut
Rauhnacht
Los 1530

Zuschlag
1.400€ (US$ 1,505)

Details

Wellschmidt, Helmut. Rauhnacht. Öl auf Leinwand. 100 x 90 cm. 1984.
Wellschmidt Bd. III, Nr. 106. – Rauhnächte beschreibt die mythenumwobene Zeit zwischen den Jahren mit Bräuchen und Ritualen unterschiedlichster Art. Meist umspannt sie die elf Tage und zwölf Nächte zwischen Weihnachten und Epiphanias, in denen sich christliche Rituale mit altem Volksglauben mischen. Sogenannte Perchten ziehen durchs Land, um böse Geister zu vertreiben. Besonders in Süddeutschland wird der alte Brauch von Perchtenläufen noch heute gepflegt. In seinem Gemälde mit dem Titel „Rauhnacht“ zeigt uns der Nürnberger Künstler Helmut Wellschmidt (1930-2015) ein menschliches Wesen umlagert von teils grässlichen Dämonen und Fabelwesen. Seine Beine seltsam verdreht starrt der Mann erschrocken auf seine brennende Hand, welche die Szenerie wie ein Kerzenleuchter in kräftiges Licht taucht und die fast schon grellen, expressiven Farben der Dämonen zum Vorschein bringt. Um die Hüfte des sonst nackten Oberkörpers ist ein weißes Stück Stoff gelegt. Sicher kannte Wellschmidt den alten Brauch der Rauhnacht, der besagt, dass wilde Reiter weiße Wäschestücke stehlen, um sie im darauffolgenden Jahr beim Besitzer als Leichentuch einzusetzen. – Verso auf dem Keilrahmen mit der Werknummer "106" sowie mit dem Nachlass-Stempel des Künstlers. Recto in den Rändern entlang des Keilrahmens stellenweise leicht berieben, im linken Bein des unteren Dämons ein winziges weißes Fleckchen unter UV-Licht sichtbar, sonst sehr schön erhalten.

Lot 1531, Auction  120, Kunichika, Toyohara, Der Schwertkämpfer mit dem Fuchsgeist.

Kunichika, Toyohara
Der Schwertkämpfer mit dem Fuchsgeist.
Los 1531

Zuschlag
260€ (US$ 280)

Details

Kunichika, Toyohara. Der Schwertkämpfer mit dem Fuchsgeist. Ukiyo-e Farbholzschnitt. Format Oban (35,5 x 24 cm). Edo um 1878.
Der Samurai als Schwertkämpfer wird von dem Fuchsgeist heimgesucht, seine Taten zu sühnen. Voller Ahnung ziehen die Pupillen des stolzen Streiters in blauem Kampfmantel mit seinem weißen Rautenhanko nach hinten, während der rächende Geist weißem Pelz und großen Fuchsohren seine Krallen ausfährt und seinen Blick gezielt auf sein Opfer wirft.
Links in Bildmitte mit der Signatur des Künstlers in der Kartusche: "Toyohara Kunichika hitsu" mit dem Toshidama-Siegel. – Etwas sprenkelfleckig, teils auch aus Durchschlag von oxidierten Goldflocken verso, unten winzige retuschierte Ausbruchstelle, sonst sehr schön und in überzeugender Farbigkeit.

Yoshikazu, Ichijusai
Der Gewitterkampf für Kusunoki Matsasura. Triptychon mit 3 Ukiyo-e Holzschnitten
Los 1532

Zuschlag
600€ (US$ 645)

Details

Der Gewitterkampf des Samurai mit dem Aka-Oni Unhold
Yoshikazu, Ichijusai. Der Gewitterkampf für Kusunoki Matsasura. Triptychon mit 3 Ukiyo-e Holzschnitten. Formate Oban (je 35 x 25 cm). In Passepartoutleporello an Punkten montiert. Edo (Tokio) um 1855.
Durch die starken Schwarzgründe kontrastreiches und daher höchst eindrucksvolles, figurenreiches Triptychon mit der Erzählung einer der berühmtesten Szenen aus den Legenden über den Höfling Kusunoki Masatsura (1326-1348): Der Kampf des Vasallen des Masatsura gegen ein Ungeheuer während eines nächstlichen Gewitters. Die spannungsgeladene Szene gehört zu den großartigsten aus dem Werke des Utagawa Yoshikazu. Bestürzt, aufgewühlt und voller Spannung wohnen die Höflinge am Kaiserhof des japanischen Tennos dem Kampf eines überaus muskulösen Vasallen mit schon blutig geschlagenem Schwert gegen das aus dem schwarzen Gewölk erscheinenen riesigen braunen Oni, einem Yokai-Monster der japanischen Mythologie bei. Mit Lampen, von denen eine schon von der Terrasse gestürzt ist, versucht ein weiterer herbeieiliender Höfling, den Oger durch helles Licht zu verscheuchen, während andere, prachtvoll gewandete Höflinge schon ihre Krummschwerter zücken.

Masatsura gehörte mit seinen Brüdern Masanori und Masatoki dem südlichen Kaiserhof während der Nanbokucho-Kriege im 14. Jahrhundert an. Er wurde zu einem der wichtigsten militärischen Führer, der mit der Wiederbelebung der Streitkraft, die Macht des Kaiser wieder etablierte. Jedes der drei Blätter ist unten signiert vom Künstler "Ichijusai Yoshikazu ga", wie sie um 1855 nachweisbar ist, mit dem Kiri-Siegel, Zensur- und Verlegerstempel. – Wenige Gebrauchsspuren, kaum Knicke, kaum Fleckchen oder Oberflächenbereibungen, insgesamt sehr schönes Ensemble dieses überaus seltenen Druckes.

Mandala-Thangka
Meditations-Rollbild des tantrischen Buddhismus
Los 1533

Zuschlag
220€ (US$ 237)

Details

Magisches Mandala als Thangka-Rollbild
Mandala-Thangka. Meditations-Rollbild des tantrischen Buddhismus mit der Darstellung von Figuren Buddhas, der Bodhisattvas und Schutzgottheiten in der Rundform eines Mandala. Unter Glas auf einfacher moderner und rahmenloser Pressholzplatte. Wohl Tibet 19. Jahrhundert.
Hübsches Mandala mit Pinselgoldhöhungen als Thangka-Rollbild auf feiner Leinengaze gemalt. Das Sanskrit-Wort Mandala bezeichnet ein kreisförmiges oder auch quadratisches Andachtsbild, das - hier in der Form eines einrollbaren und daher im Taschenformat auf Reisen mitnehmbares Thangka - kultische Bedeutung hat. Im Quadrat wie im Kreis, die sich oft miteinander überlagern und ineinander geschachtelt sind, offenbart sich die Perfektion Buddhas und aller Heiligen, der aryuvedischen Bodhisattvas, Schutzgottheiten, Arhats und verschiedene Lamas, Asketen und Pandits, die teils in szenischen Darstellungen eingebunden sind.

Neben kultisch-religiösen Bedeutungen wurde Mandala-Thangkas auch wirkmächtige magische Kräfte zugeschrieben, so sollten sie Krankheiten heilen oder mentale Stabilität verleihen, den Kinderwunsch erfüllen und vieles mehr. Bei dem vorliegenden Thangka handelt es sich wohl um ein tibetisches "bris-thang", ein mit Deckfarben auf Leinen gemaltes Mandala in dem die dunklen Rottöne und zahrte Federlinien in Gold dominieren (Serthang). – Kaum Rollspuren, teils stellenweise mit leichtem, winzigen Oberflächenberieb, aber kaum Farbabplatzungen, sehr schöne Farbigkeit und schimmernder Pinselgoldauftrag. Versand nur ohne Glas.

Nürnberger Kassette
Reich verzierte, versilberte, geäzte und ziselierte Eisenkassette
Los 1535

Zuschlag
5.000€ (US$ 5,376)

Details

Nürnberger Kassette. Reich verzierte, versilberte, geätzte und ziselierte Eisenkassette der deutschen Renaissance. Höhe 14 cm. Breite 25,5 cm. Tiefe 12 cm. Gewicht ca. 2 kg. Nürnberg 1580.
Große prachtvolle Nürnberger Eisenkassette. Auf Kugelfüßen stehende, quaderförmige Schatulle. Gerader Scharnierdeckel mit klappbarem Henkel über Schlüsselloch mit drehbarer Abdeckung in Form einer 6-Blatt-Blüte. Auf dem Deckel sowie allen Seitenflächen prachtvoll geätztes Dekor mit kassettenförmiger Ornament-Rahmung. In den Rahmen jeweils in hübschen floralen Elementen eingebettete Hasen, die von Jagdhunden verfolgt werden. Im Innendeckel ein offener, originaler und bemerkenswert komplizierter, sehr dekorativer Schließmechanismus mit geätzten Ornamenten. Vier Riegel sowie zwei Zuhaltungen. Originalschlüssel vorhanden. Innen mit rotem Mennige gefasst. – Oberflächen mit leichten Korrosionsspuren, auf dem Deckel stärker. Vorderfläche stärker berieben. Schlossmechanismus voll intakt, jedoch partiell rostig. Ein Abdeckplättchen des Schlossmechanismus verloren. Hervorragendes Exemplar einer für diese Zeit typische Nürnberger Schatulle in ungewöhnlich großen Abmessungen. Guter Zustand mit geringen Alters- und Gebrausspuren. Schöne silberne Patina. Provenienz: Rheinland-Pfälzischer Privatbesitz.

Valentini, Michael Bernhard
Viridarium reformatum, seu regnum vegetabile, das ist
Los 1536

Zuschlag
9.000€ (US$ 9,677)

Details

"Ein Opus mago-cabalisticum eines wahrhafften Adepti"
Valentini, Michael Bernhard. Viridarium reformatum, seu regnum vegetabile, das ist: Neu eingerichtetes Kräuter-Buch worinnen auf noch nicht geschehene Weise Derer Vegetabilien, als Kräutern, Sträuchen, Bäumen, Blumen und anderer Erd-Gewachsen Art, Krafft und Würckung dergestalt beschrieben werden, dass man dieses Werck statt einer Botanischen Bibliothec haben, jedes Kraut zu seiner rechten Haupt-Art bringen, auch dessen Nutzen in der Artzney deutlich und umständlich finden. Und endlich denen Liebhabern Göttlicher Wunder in der Natur ein Opus mago-cabalisticum eines wahrhafften Adepti beygefüget und communiciret. 2 Teile in 1 Band (und Anhang s.u.). 9 (statt 10) Bl., 584 S., 12 Bl.; 1 Bl. (Zwischentitel zum Tafelteil), 383 Bl. (1-383 sowie 161b). Mit 2 schematischen Kupfertafeln, 223 großen Textkupfern von Matthäus Merian und 384 (von 385; 6 gefaltete) Kupfertafeln von Theodore de Bry. 33 x 20 cm. Stärker abgeschabtes dunkelbraunes Leder d. Z. (Gelenke brüchig, RSchild lädiert, berieben und bestoßen) mit lädiertem goldgeprägtem RSchild und etwas verbleibender RVergoldung sowie Rotschnitt. Frankfurt, Anton Heinscheidt, 1719.
Nissen, BBI 2037 (384 Taf.). Pritzel 9666. Hunt 447 & 448. De Belder 368 (384 Taf.). Wüthrich, Merian II, 22 ("die Platten wurden später wieder verwendet in B. Valentini, Viridarium"). – Erste und einzige Ausgabe eines der außergewöhnlichsten, umfangreichsten und bestausgestatteten botanischen Bücher seiner Zeit, das nicht nur als Arzneibuch, sondern immer wieder auch zur Wunderheilung und zum Bereiten allerhand Kräutersäfte und Tinkturen herhalten musste, um auch okkulten Zwecken zu dienen. Daher ist wie üblich auch hier, wie es auf dem Titel heißt, das "Opus mago-cabalisticum" des großen Alchemisten, Bergwerksdirektors und Theosophen Georg Welling (1655-1727) nachgebunden, dessen ganzes Weltsystem nicht zuletzt auch in den prachtvoll kolorierten Kupfertafeln erklärt wird.

Zu der reichen Sammlung Michael Bernhard Valentini (1657-1729) gehörten u. a. die Kupferstichplatten von Matthäus Merians (1593-1650) und Theodore de Brys (1528-1598) "Florilegium", denn diese originalen Kupferstichtafeln wurden für das vorliegende wieder verwendet. Außerdem integrierte er in den Textspiegel Pflanzen-Embleme, die ebenfalls von Merian für Ludwig Prinz von Anhalts "Der Fruchtbringenden Gesellschaft Nahmen, Vorhaben, Gemählde und Wörter" 1646 veröffentlicht worden waren. Insgesamt unterteilt Valentini die Gewächse in 16 Klassen, wobei den einzelnen darin enthaltenen Pflanzen je ein Kapitel mit eben jener emblematischen Darstellung Merians gewidmet ist. Dazu kommen eine Übersicht über die Blütenformen und den "Partes Florum" und 384 Tafeln des Abbildungsteils, die einzelne Pflanzenarten darstellen.

Mit insgesamt 606 Kupferstichen ist der "Valentini" wohl das am reichsten illustrierte Pflanzenwerk seiner Zeit. Es enthält 223 Textkupfer von M. Merian aus Ludwig Prinz von Anhalts "Der Fruchtbringenden Gesellschaft Nahmen, Vorhaben, Gemählde und Wörter". Die Textkupfer sind in verschiedenen Folgen nummeriert, das Textkupfer zu Seite 178 ist hier nicht eingedruckt worden. Es folgen 383 (davon 6 gefaltete) Kupfertafeln von J. Theodor de Bry. Die Kupfer des Tafelteils stammen aus seinem "Florilegium novum" bzw. "Florilegium renovatum et auctum" (Oppenheim, 1612-14 bzw. Frankfurt, 1641-47; vgl. Hunt). Dazu kommt eine neue: "Amerikanische Aloe"; Tafelnummmern 1-383, zusätzlich 261b. Hier ohne die nummerierte Tafel 216.

Michael Bernard Valentini (1657-1729) war Medizin- und Physikprofessor in Gießen. Er wurde, nachdem er 1680 die Lizenz zur ärztlichen Praxis erhalten hatte, 2. Garnisonsarzt in Philippsburg, kehrte aber 1682 zu weiterer Vervollkommnung nach Gießen zurück, machte 1685 längere wissenschaftliche Reisen und erwarb 1686 in Gießen die Doktorwürde und übernahm 1687 daselbst den Lehrstuhl der Physik, den er 10 Jahre später mit einer Professur der Medizin ersetzte. 1728 wurde er zum kaiserlichen Leibmedikus, später noch zum Comes palatinus und Direktor ephemeridum der königlichen Leopoldino-Karolinischen Akademie ernannt. Valentini, der auch Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften und der Royal Society war, starb am 18. März 1729. – Es fehlt die Tafel 216 sowie ein Blatt der Vorstücke. Gleichmäßig nur wenig gebräunt, stellenweise minimal braun- und fingerfleckig. In den Rändern einiger Blätter teilweise stockfleckig. Titel und erstes Blatt mit winzigem Einriss im unteren Randbereich. Tafel 32 und 103 knittrig. Falttafel 33 in den Falzen eingerissen und knittrig. Tafel 119 und 130 mit Einriss im unteren Rand. Tafel 140 und 141 mit größerem Einriss. Tafeln 210-330 kleine Wurmlöcher im unteren linken Rand. Wenige Tafeln seitlich gering angeschnitten. Titelblatt des Sallwigt mit Abriss am rechten Rand. Provenienz: Aus der Bibliothek Heinrich Wilhelm Schott (1794-1865), Gartendirektor von Schloss Schönbrunn bei Wien und Schöpfer des berühmten Herbariums. Im Band selbst findet sich kein Hinweis auf den Vorbesitzer, jedoch wurde es von seinen Nachfahren in den Verkauf gegeben. – Beigebunden: Gregorius Anglus Sallwigt (d. i. Georg von Welling). Opus magno-cabbalisticum & theologicum - Vom Uhrsprung und Erzeugung des Saltzes, dessen Natur und Eigenschafft. 4 Bl., 80 S. Mit 10 (9 kolorierten; 4 gefalteten) Kupfertafeln. Frankfurt, Anton Heinscheidt, 1719. - Duveen 526. Ferguson II,543. Caillet 11398. Erste Ausgabe des mehrfach aufgelegten, bedeutenden kabbalistischen Buches, eines seltenes Bergbaubuchs: "Directed mines and construction in Baden-Durlach and leaned toward cabbalistic interpretation of chemical and mineral phenomena. The ten folding plates are of absorbing interest to the Rosicrucian turn of mind. Goethe studied this book intensively" (Hoover 872). Die Tafeln zeigen verschiedene magische Weltsysteme, astrologische Figuren etc. - Titel mit kleinem Ausriss (minimaler Buchstabenverlust), sonst ähnlich gut erhalten.

Lot 1539, Auction  120, Job, Johann Georg, Anleitung zu denen curiösen Wissenschafften

Job, Johann Georg
Anleitung zu denen curiösen Wissenschafften
Los 1539

Zuschlag
400€ (US$ 430)

Details

(Job, Johann Georg). Anleitung zu denen curiösen Wissenschafften, nehmlich der Physiognomia, Chiromantia, Astrologia, Geomantia, Oniromantia, Onomantia, Teratoscopia, Sympathia und Antipathia. 9 Bl., 488 S., 6 Bl. Mit gestochenem Frontispiz und 31 Kupfertafeln. 17 x 10 cm. Halbleder d. Z. (etwas berieben und bestoßen, mit kl. Lederfehlstellen und kl. Wurmloch) mit montiertem, roten RSchild und goldgeprägtem RTitel und RVerzierungen sowie mit dreiseitigem Rotschnitt. Frankfurt und Leipzig, Christoph Gottlieb Nicolai, 1717.
VD18 11001267. Graesse Bibl. mag. 107. Nicht bei Caillet, Rosenthal und Ackermann. – Erste Ausgabe. Umfassendes Handbuch der Wahrsagekunst, das alle Teilgebiete dieser "Wissenschaft" einschließlich der Traumdeutung behandelt. Zeigt u. a., wie man "aus des Menschen Gesichte, Händen und Geburths-Stunden, nach der Sonnen- Mond- und Sternen-Lauf, item Punctiren, Träumen, Nahmen und erscheinenden Wunder-Zeichen ein Prognosticon ... von seinem bevorstehenden Glück und Unglück stellen könne." Es werden auch Onomantie, Teratoskopie, Sympathie und Antipathie behandelt. Die Kupfertafeln zeigen fast ausschließlich chiromantische und astrologische Abbildungen. – Das Frontispiz im oberen Bug mit kleinem Einriss bis in die Darstellung. Durchgehend etwas gebräunt und leicht braunfleckig. Modernes Exlibris, sehr schönes Exemplar.

Memento mori Vexierschädel
Geschnitzter Schädel aus weißbräunlichem Fischknochen
Los 1542

Zuschlag
600€ (US$ 645)

Details

Memento mori Vexierschädel. Geschnitzter Schädel aus weißbräunlichem Fischknochen. Ca. 4,2 x 2,6 x 3,4 cm. Wohl Japan um 1860.
In der Art japanischer Kleinplastiken wie Netske, jedoch ohne die charakteristische Löcher, an denen man das Objekt an den Kimono hängen konnte. Dargestellt ist ein janusköpfiger Schädel: von links ein älterer, müder Mann mit eingefallenen Wangenknochen, schütterer Haarlocke, langer, gratiger Nase und großen Ohren. Im Sinne einer Figura serpentinata erzählt die Schnitzerei von dem Prozess der Vergänglichkeit. Aus dem Mund hängt die zerfurchte Zunge, vielleicht aber auch schon der Wurm, der den moribunden Körper heimsucht, um ihm Haut und Fleisch von den Knochen zu fressen. Dreht man die Figur weiter, erscheint der schon der Verwesung anheimgestellt Totenschädel, dessen Gebiss schon einige Zähne fehlen. – Geringer Materialfraß im Fischbein oben und unten

Lot 1543, Auction  120, Onomatologia curiosa artificiosa et magica, oder ganz natürliches Zauber-Lexicon

Onomatologia curiosa artificiosa et magica
oder ganz natürliches Zauber-Lexicon
Los 1543

Zuschlag
200€ (US$ 215)

Details

Onomatologia curiosa artificiosa et magica oder ganz natürliches Zauber-Lexicon welches das nöthigste, nützlichste und angenehmste in allen realen Wissenschaften überhaupt und besonders in der Naturlehre, Mathematick, der Haußhaltungs- und natürlichen Zauberkunst, und aller andern, vornemlich auch curieuser Künste deutlich und vollständig nach alphabetischer Ordnung beschreibet. Titel in Schwarz und Rot. 5 Bl., 1524 Sp. Mit gestochenem Frontispiz. 21 x 12,5 cm. Moderner Halblederband mit goldgeprägtem RTitel. Frankfurt und Leipzig, Johann Friedrich Gaum, 1759.
VD18 15257711. Holzmann-Bohatta III, 7645. Zischka 260. Ackermann V, 877. Graesse, BMP, 117 – Erste Ausgabe des seltenen Zauberlexikons, "zum Nutzen und Vergnügen der Gelehrten, der Künstler, der Professionisten, der Handwerker und des Landmanns aus den besten ältesten und neuesten Quellen zusammen getragen von einer in diesen Wissenschaften sich sehr viele Jahre übenden Gesellschaft" erschienen war (Untertitel). Ein zweiter Druck erschien 1764 bei Rasp in Nürnberg. – Frontispiz verso modern gestempelt. Etwas braun- und stockfleckig, die letzten Lagen mit kleiner Wurmspur im Seitenschnitt.

Schwurschädel mit Satorformel
Bein mit Buchstabenritzung in Versalien auf der Kalotte.
Los 1545

Zuschlag
6.500€ (US$ 6,989)

Details

Zauberformel als vierfaches Satzpalindrom im Femeschädel
Schwurschädel mit Satorformel. Bein mit Buchstabenritzung in Versalien auf der Kalotte. Höhe 15 cm. Breite 12,5 cm. Tiefe 20 cm. Deutschland, 17./18. Jahrhundert.
Originaler Schwurschädel in Form eines humanoiden Schädels ohne Unterkiefer. Vorderseite der Kalotte oben mit eingeritzter, als Palindrom zu lesender Sator-Formel: "SATOR / AREPO / TENET / OPERA /ROTAS", etwa: "Der Schöpfer (= Sator oder Sämann) erhält seine Werke". Die Sator-Arepo-Formel lässt sich so in ein Quadrat schreiben, dass der Satz als vierfaches Satzpalindrom senkrecht, waagrecht, vorwärts und rückwärts gelesen werden kann. Als ein solches magisches Quadrat notiert, sollte die Formel vor Unheil schützen und dieses abwehren.

Schwurschädel wurden im Mittelalter jedoch auch als Objekte der Gerichtsbarkeit genutzt. Die Femegerichte erreichten den Gipfel ihrer Macht in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts und nahmen in der wachsenden Rechtsunsicherheit immer mehr den Charakter von straff organisierten Geheimbünden der "Wissenden" an, die durch Eid zu unbedingter Verschwiegenheit verpflichtet waren. Obwohl bei Femegerichten niemals die Folter angewendet wurde, verbreitete sich aufgrund der zunehmenden Heimlichkeit des Verfahrens und der umgehenden Vollstreckung gefällter Todesurteile Furcht und Schrecken vor der Feme. Das letzte "Heimliche Gericht" wurde auf westfälischer "roter" Erde unter der Femelinde des Dortmunder Freistuhls am 6. Januar 1806 abgehalten. Schwurschädel fanden auch in den Wunderkammern ihren Platz. Vgl. hierzu Georg Laue, Memento Mori, S. 168. – Wenige Aus- oder Abbrüche, altersbedingt gebräunt und etwas angeschmutzt, teils gedunkelte Alterspatina mit Bereibungen und Bestoßungen. Einige Zähne fehlen. Gebrauchsspuren. Provenienz: Französische Privatsammlung.

Versuchung Christi
2 Andachtsbilder in farbiger Aquarell- und Gouachemalerei auf Kupferstichgrund
Los 1552

Zuschlag
950€ (US$ 1,022)

Details

Versuchung Christi - Opfer Gideons. 2 Andachtsbilder in farbiger Aquarell- und Gouachemalerei auf Kupferstichgrund mit Paillerahmen und Textilen Einarbeitungen, teils mit Gold- und Silberbrokatfäden. Je ca. 13 x 7 cm. Deutschland um 1780.

Jesus fastet in der Wüste, als ihm der Teufel heimsucht - hier in Gestalt eines in prachtvollen roten Mantel mit beigefarbener Schärpe gewandeten jungen Knaben, der zwei Hörner auf dem Kopf trägt. Jesus gelagert an einen grünen Grashügel trägt einen kostbaren gelben Goldbrokatmantel mit einem Umhang aus leuchtend weiß schimmernder Seide, alle originalen textilen Stücke sind intarsienartig hinter die aus dem Stich ausgeschnittenen Grate gelegt - eine meisterhafte Klosterarbeit vom Ende des 18. Jahrhunderts.

Das zweite Bildchen zeigt wohl das Opfer des Gideon nach dem Buch der Richter (6,11-8,35) des alten Testaments. Ein heranschwebender Engel übergibt dem König Gideon, dessen Krone neben dem Altar liegt, einen Totenschädel, eine Garbe und ein Schwert. Auch dieses Blatt ist mit zahlreichen wertvollen Stoffen als Spickelbild ausgestattet. – Minimale Fehlstelle im aus gefärbten, gebügelten Grasrauten (losanges de paille) zusammengesetzten Schmuckrahmen, Darstellung kaum fleckig. – Beiliegt:

[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

* Alle Angaben inkl. 24% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.


Galerie Bassenge
Erdener Str. 5A
14193 Berlin

Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag, 10–18 Uhr,
Freitag, 10–16 Uhr

Telefon: +49 30 8938029-0
Fax: +49 30 8918025
E-Mail: info (at) bassenge.com

Impressum
Datenschutzerklärung
© 2022 Galerie Gerda Bassenge


Galerie Bassenge
Erdener Str. 5A
14193 Berlin

Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag, 10–18 Uhr,
Freitag, 10–16 Uhr

Telefon: +49 30 8938029-0
Fax: +49 30 8918025
E-Mail: info (at) bassenge.com

Impressum
Datenschutzerklärung
© 2022 Galerie Gerda Bassenge