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Lose pro Seite


Kisch, Egon Erwin
Prager Pitaval. Berlin, Erich Reiss, 1931.
Los 3061

Zuschlag
220€ (US$ 237)

Details

"Jarmilinince, damit du Liebste wieder Arbeit hast, jedoch warmherzige! Dein Egonek"
Kisch, Egon Erwin. Prager Pitaval. 342 S., 1 Bl. 20,4 x 13,3 cm. Rotbraunes OLeinen (kaum fleckig) mit schwarzgeprägtem Rücken- und VDeckeltitel. Berlin, Erich Reiss, 1931.
Melzwig 357.1. – Erste Ausgabe der Kriminalgeschichten aus dem Milleu der Prager Halb- und Unterwelt, in die sich der Autor mehrfach klandestin begeben hatte: Zu Besuch bei Sträflingen, Der Mordversuch und der Mord an Eduard Kisch, Eines trinkfesten Herzogs drei Prozesse, Gaunerzunft, Zwei Kavaliere exzedieren, Allfällige Gedanken des abgesägten Staatsministers, Der Fall des Generalstabschefs Redl, Folgendermaßen erzählt ein Mime sein Delikt, Der kabbalistische Erzschelm, Käsebier und Fridericus Rex, Die Mördergrube von Maria-Kulm und vieles mehr. – Exemplar der Übersetzerin Jarmila Haasová, aus der diese die tschechische Fassung erstellte, mit einigen ihrer Anmerkungen in Blei- und rotem Buntstift. Kisch widmete ihr das Exemplar "Jarmilinice, aby mela zase drinu als srdečnĕ a vřele! Jeji Egonek. V Berlíně, 23./2./1931" ("Jarmilininče, damit du Liebste wieder Arbeit hast, jedoch warmherzige! Dein Egonek"). – Beiliegt der lädierte Vorderdeckel des OUmschlags sowie ein Blatt mit 15-zeiligen eigenhändigen Notizen in Blei, die sich Jarmila zur Übersetzung über "François Gayot de Pitaval..." machte (in tschechischer Sprache).

Kisch, Egon Erwin und Lyner, Gisela
Eigenhänder Brief. Moskau 18. März 1931
Los 3062

Zuschlag
180€ (US$ 194)

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"Ich liebe Dich - Dein treuer Egonek"

Kisch, Egon Erwin, und Gisela Lyner. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in deutscher Sprache mit Unterschrift "Egonek" auf einem ausführlichen maschinenschriftliche Brief mit Unterschrift von Gisela Lyner. Zus. 2 S. 28 x 22 cm. Moskau 18. März 1931.
Haupt, Kisch, S. 99f. – Gisela Lyner berichtet über Russland und Moskau, wo das Paar im "Hotel Europa" logieren: "Liebe Jarmila, Moskau ist ganz anders, als ich mir vorgestellt habe. Erstens ist es hier überhaupt nicht kalt. Ich habe nicht um ein Stückchen mehr an als in Berlin ... Die Leute sind hier gut angezogen, zu essen gibt's auch reichlich, und das einzige, was sehr schwierig ist, ist die Wohnungsfrage. Ein Zimmer zu bekommen, ist eine Staaatsangelegenheit, und wenn wir nicht fast die allerhöchste Protektion gehabt hätten, hätten wir auch heute noch keines. Man sitzt hier sehr viel bei Leuten, weil es doch keine Cafés gibt ... Auch sonst habe ich schon massenhaft Genossen getroffen, heute waren wir beim Fedja..." Und Kisch setzt hinzu: "Auf Schritt und Tritt Bekannte, sogar die Kohnová 'eroberte den Raum' ... Ich fühle mich schrecklich glücklich! Hoffentlich bist Du auch bald da!! [und tschechisch] Ich liebe Dich Dein treuer Egonek". – Sauber.

Lot 3063, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Eigenhänder Brief. Moskau 2. Mai 1931

Kisch, Egon Erwin
Eigenhänder Brief. Moskau 2. Mai 1931
Los 3063

Zuschlag
380€ (US$ 409)

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"Ich habe 7 Stunden lang am Roten Platz vor dem Mikrophon gestanden."
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in deutscher Sprache mit Unterschrift "Egonek" 2 S. 28,5 x 22 cm. Moskau 2. Mai 1931.
Haupt, Kisch, S. 99ff. – Dicht geschrieber, sehr langer eigenhändiger Brief aus Moskau in deutscher Sprache. "Vorgestern war 1. Mai. Ich habe 7 Stunden lang am Roten Platz vor dem Mikrophon gestanden, und habe mit 1 Franzosen und 1 Engländer den Rundfunkhörern die Truppenparade und die Arbeiterdemostrationen beschrieben. In der Nacht hielt ich noch ein einstündiges Schlußreferat vor dem Radio ... Gut wäre, wenn Du in den tschechischen Bund für proletarische Litatur eintreten könntest - oder - wenn Du es für besser hällst - in den Berliner."

Er erwähnt Goodway, May, Elli Eisler, Zápotocký, Otto Katz, Piscator, Becher ... "Moskau ist viel besser, als es vor 4 Monaten (bei meiner Fahrt nach Charkow) war, es gibt keine Spur von Hunger, man baut viel und die geistige Situation der Massen ist: Begeisterung. Ich muß sehr viel für die Zeitungen schreiben (Begrüßungsartikel für den Pressetag, für den 1. Mai etc. - dem entgeht man nicht) und sehr viel öffentlich sprechen über Reportage, proletarische Literatur u. dgl. ... Aber das ist nun vorbei, und ich fahre aus Moskau weg, um mir die übrige Sowjetunion anzusehen und Zeit zum Schreiben zu finden." – Beiliegt ein Brief von Gisela Lyner. 2 S. Ohne Datum (Moskau 3. Mai 1931). "Der schönste Tag, seit ich in Moskau bin, war Egoneks Geburtstag, weil da Dein Telegramm kam ... der Betrieb hier im Hotel ist noch grösser als in der Güntzelstrasse, es vergehen keine ruhigen zehn Minuten, ununterbrochen klingelt das Telefon und kommen Genossen, die wollen, dass der Egonek entweder etwas schreiben [soll], oder reden oder vorlesen oder alles zusammen. Und dann sind massenhaft Bekannte aus Deutschland, Tschechoslowakei und Oesterreich hier und die russischen neuen Bekannten kommen dazu ... ".

Lot 3064, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Eigenhänder Brief. Im Zug 24. Juli 1931

Kisch, Egon Erwin
Eigenhänder Brief. Im Zug 24. Juli 1931
Los 3064

Zuschlag
550€ (US$ 591)

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"Keine Karten, keine Briefmarken, keine Briefkästen, nur Berge, Wildnis"

Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in deutscher Sprache mit Unterschrift "Egonek". 4 S. 28 x 22,5 cm. "Im Zug von Samarkand nach Chodschent, 24. Juli 1931.
Haupt, Kisch, S. 105ff. – Zusammen mit Gisela Lyner fuhr Egon Erwin Kisch im Rahmen seiner Reisen durch die Sowjetrepubliken im Juli von Samarkand in Usbekistan nach Chudschand in Tadschikistan und berichtet ausführlich seiner Freundin Jarmila Haasová von den Erlebnissen: "Liebster Jarmilatsch, seit vielen Wochen bin ich von jeder Post abgeschnitten gewesen, nicht nur daß ich seit 2 Monaten keine Post bekam, sondern man konnte auch nicht schreiben, keine Karten, keine Briefmarken, keine Briefkästen, nur Berge, Wildnis, - sogar im Dschungel war ich, in Afghanistan, auf Pferden und Kamelen. Zweimal hatte ich Gelegenheit, Leuten, die nach Taschkent flogen, ein kurzes Telegramm mitzugeben, das schicke ich nach Hause ...

Was mich anbelangt, so habe ich wahnsinnig viel gesehen. Erstaunliches und Wunderbares, Neuartiges und Großartiges, Orient und Kommunismus, Pamier und Industralisierung ... ja, ich konnte nicht einmal meine Eindrücke im Gehirn ordnen, eine Impression verdrängt die andere, und so bin ich weder innerlich befriedigt, noch glaube ich, imstande zu sein, ein so interessantes Buch über Asien zu schreiben, wie es dem Erlebten entsprechen würde. Von Reiss [seinem Berliner Verleger Erich Reiss], dem ich ein Buch für Weihnachten versprach (über Europa), habe ich natürlich keine Nachricht ... ". – Brief mit Bleistift geschrieben. – Beiliegt ein eigenhändiger Brief von Gisela Lyner mit ergänzenden Informationen an dieselbe. 2 S. Ohne Datum (wohl ebenfalls 24. Juli 1931): "Wir waren in Tadschikistan, das ist die 7. und jüngste Sowjetrepublik, erst seit 1929; vorher war es 'autonome Republik' innerhalb Usbekistans. Jetzt sind wir auf dem Weg nach Chodschent, das ist eine Industriestadt, und von dort fahren wir nach Taschkent. Mit allen Verkehrsmitteln, die es gibt, sind wir gefahren, über Flüsse mit Brettern, die auf einem Seil hängen, etc. etc. ... [wir sind] als Brigade gefahren ... mit fünf anderen Schriftstellern: Vaillant-Couturier aus Frankreich, Otto Luin aus Norwegen, J. Kunitz und Louis Lozowick aus Amerika (von New Masses) und Bruno Jasieński aus Polen (Autor von Pest über Paris).

Aus Deutschland wissen wir gar nichts, wir haben wochenlang keine Zeitung gesehen, nur vorgestern in Buchara aus einer russische Zeitung erfahren, daß in Berlin große Dinge vorgehen. Krach der Doanat-Bank, etc.".

Lot 3065, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Eigenhänder Brief. Gorki und Moskau 1931-1932

Kisch, Egon Erwin
Eigenhänder Brief. Gorki und Moskau 1931-1932
Los 3065

Zuschlag
320€ (US$ 344)

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Aus Gorki und Moskau: "Vom Westen hören wir wenig."
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in deutscher Sprache mit Unterschrift "Egonek" 1 S. 28 x 22,5 cm. Gorki, 8. September 1931.
Haupt, Kisch, S.107ff. – Bestürztes Antwortschreiben auf die Schilderung der kranken Jarmila mit einem gleichzeitigen Brief von Gisela Lyner aus Moskau. Kisch schreibt: "Liebstes Jarmiláčku, ich kann Dir gar nichts schreiben. Dein Brief sagt wieder so Trauriges aus, daß ich im Nu in die Stimmung gekommen bin, in die mich vor 4 Monaten Deine Briefe und Telegramme versetzt haben. Jarmiláčku, Jarmiláčku, was machst Du nur für Sachen. Aber ich hoffe diesmal doch, daß alles gut gehen muß. Ich habe Dir einen großen Brief aus dem Eisenbahnzug geschrieben, auf der Fahrt von Tadschikistan ... Kisch befand sich mit Lyner zur Erholung in einem Sanatorium in Gorki bei Moskau

"Am 15. läuft mein Sanatoriumsplatz ab, ich möchte ihn gerne verlängert haben ... ich soll schon am Anfang November Manuskript an Reiss liefern, und es ist nichts druckfertig". Der Brief der Gisela Lyner vom 8. September 1931 aus Moskau, Neglinnaja, Hotel Europa: "Wir sind noch immer hier und arbeiten an dem Buch über Tadschikistan, aber es geht sehr langsam. Allerdings will der Reiss das Manuskript am 4. November schon haben ... Von Westen hören wir wenig ...". – Beiliegt ein weiterer, ausführlicher masch. Brief Lyners ohne Unterschrift, Moskau 28. April 1932.

Kisch, Egon Erwin
7 originale Fotografien. Ca. 1925-1945.
Los 3066

Zuschlag
2.000€ (US$ 2,151)

Details

"So sehe ich aus im Tropischen Bergland, Grenze Sowjetunion-Indien-China."
Kisch, Egon Erwin. 7 Fotografien in originalen Abzügen aus dem Nachlass der Jarmila Haasová, davon ein Porträt Kischs mit eigenhändigem Gruß. Ca. 1925-1945.
Immer wieder gehte es in der Korrespondenz, die Kisch über Jahre mit seiner Freundin und der Übersetzerin seiner Werke, Jarmila Haasová führte auch um Fotografien, die diese ihn zu schicken bat, um sie dann in verschiedenen Veröffentlichungen in tschechischen Blättern abdrucken zu können - oder als Erinnerung an ihren Freund zu erhalten. Haasová bewahrte diese Fotos, die in ihren Nachlass übergingen und zu den charakteristischsten des Journalisten gehören (veröffentlicht bei Haupt, Kisch, passim). Vorhanden sind (Titel zitiert nach Haupt, soweit dort abgebildet):

1) Jarmila Haasová, In der Sommerfrische mit ihrer Freundin Gisela Lyner, Neu-Strehlitz 1925 (Haupt S. 33).
2) Jarmila Haasová in Saarow-Pieskow am Scharmützelsee. (Haupt S. 34).
3) Kisch kostümiert als Derwisch, Anfang 1927 in Algerien während der Dreharbeiten zu dem Ufa-Film Die Frauengasse von Algier (Haupt S. 136).
4) Foto-Gruß für Jarmila von der Reise durch Sowjet-Mittelalsien für die Recherchen zu dem Reportage-Buch Asien gründlich verändert. Verso 6-zeilig eigenhändig von Kisch: "So sehe ich aus im Tropischen Bergland, Grenze Sowjetunion-Indien-China, und grüße den Jarmilač. Egonek. 1931." (Haupt S. 138)
5) Kisch als Soldat der Internationalenn Brigaden in Spanien, mit Gewehr, wohl in Madrid (um 1937). - Ggf. unveröffentlicht, nicht bei Haupt.
6) Kisch mit einem Freund (um 1940, wohl unveröffentlicht; nicht bei Haupt).
7) Kisch vermutlich nach der Heimkehr aus dem Exil (um 1945) (S. 20). – Meist sehr gut erhalten.

Lot 3067, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Eigenhänder Brief. m. U. Nanking, 4. Juni 1932

Kisch, Egon Erwin
Eigenhänder Brief. m. U. Nanking, 4. Juni 1932
Los 3067

Zuschlag
360€ (US$ 387)

Details

Egon in Nanking und Gisl mit Clara Zetkin in Moskau

Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek" 2 S. 27,5 x 21 cm. Mit eigenhändig adressiertem Umschlag. Nanking, 4. Juni 1932
Haupt, Kisch, S. 110f. – Egon Erwin Kischs große Asienreise fand ihren Höhepunkt in China, hier schreibt er Jarmila nach Prag aus dem "Yangtse Hotel, Nanking, China". Er verarbeitete seine Erlebnisse in seinem Buch China Geheim. "Es kam im Dezember 1932 im Erich Reiss Verlag, Berlin, heraus und war das letzte Buch von Kisch, das vor der faschistischen Machtübernahme in Deutschland erschien. Kisch war im März 1932 von Moskau mit der transsibirischen Eisenbahn nach China gereist und hatte in Tschita, der damaligen Grenzstation zur Mandschurei, Zwischenstation eingelegt. Dort mußte er sich im chinesischen Konsulat das Visum beschaffen. In China besuchte er Schanghai, Peking und Nanking. Die Heimreise trat er über Japan an und besuchte Kyoto" (Haupt S. 282). Er schreibt:

"Liebe Jarmiliáči ... Immer habe ich herzlich an Dich gedacht, aber schreiben konnte ich fast überhaupt nicht, Du kannst Dir denken, daß meine ganze Situation in Schanghai nicht sehr gemütlich war ... Schade, daß ich die Reisebeschreibung von der Krim nicht so bald sehen und nichts davon hören kann, wie die Landsleute das aufgenommen haben. Was willst Du zu Weihnachten herausgeben? Asien gründlich verändert habe ich auch noch nicht gesehen. Man ist in Nanking doch ziemlich weit weg ... Ich würde am liebsten ein Jahr hierbleiben, aber das ist absolut unmöglich. Pläne, wohin ich fahren werde, habe ich noch nicht, aber ich hoffe, daß wir uns bald und gesund wiedersehen".

. – Auf etwas bräunlichem Papier, mit etwas Tintendurchschlag. Der hübsche Umschlag virtuos beschriftet und mit sieben farbigen Briefmarken. – Beiliegt der ausführliche masch. Brief Gisela Lyners vom (Moskau) 23. Mai 1932, mit Unterschrift in Bleistift "Gisl". Interessant berichtet sie ihrer Freundin über Egon Erwin Kisch, der allein in China weilt: "Aus diesem Brief (vom 30. April) sehe ich, dass er noch immer in Schanghai ist. Er schreibt auch wieder, dass er unbedingt noch einiges andere sehen muss, aber noch nicht weiss, wann er wohin fährt. Und dann schreibt er noch, dass er furchtbar viel arbeitet, was ich ja auch allein sehe, denn er hat bis jetzt schon zehn Artikel geschrieben".

Sie würde gerne ihre kranke Freundin besuchen und pflegen, hat aber kein Geld dazu: "Und andererseits will die Clara Zetkin, dass ich hier mit ihr aufs Land fahre. Sie ist sehr schwach und kann nur ganz nach von Moskau sein ... Egoneks Tadschikistanbuch ist schon erschienen, es heisst Asien, gründlich verändert. Ich habe dem Reiss geschrieben, dass er mir mehrere Exemplare schicken soll ...". Auf Luftpostpapier mit Typendurchschlag.

Kisch, Egon Erwin
Eigenhänder Brief. 10. August 1932
Los 3068

Zuschlag
340€ (US$ 366)

Details

"Das war eine Reise. Voller Aufregungen und Sensationen."

Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in deutscher Sprache mit Unterschrift "Egonek" 2 S. 28 x 22,5 cm. Moskau 10. August 1932.
Haupt, Kisch, S. 113f. und 111ff. – "Liebster Jarmilatsch, melde Dir, daß ich wieder in Europa bin. Das war eine Reise. Voller Aufregungen und Sensationen, ich bin ganz nervös zurückgekommen. Wochenlang hatte ich nicht geschlafen. Jetzt gehe ich in ein Sanatorium Marino bei Kursk, 10 Stunden von Moskau, aber auch dort darf ich mich nicht erholen, denn ich soll bis 1. Oktober ein großes China-Buch fertigmachen. In der Teufelsmühle habe ich das Amerika-Buch mit Mühe innerhalb 5 Montaten vollendet. Na, wir werden ja sehen!"

Er schreibt über seine Buchprojekte "Den Kriminalistický cestopis habe ich mir gleich angesehen, noch bevor ich die Post in die Hand nahm ... Das Titelblatt sieht sehr effektvoll aus ... Schick mir sofort Fragebogen wegen Prager Pitaval." Dann folgen konkrete Anleitungen zu den einzelnen Reportagen. – Mit einigen weiteren Sätzen am Rand, Durchstreichungen, Einfügungen, Korrekturen. – Dabei ein masch. Brief mit Unterschrift "Gisl" von Gisela Lyner an dieselbe vom 25. Juni 1932, "Moskau Hotel Europa Neglinnaja", in der sie vor allem über Kischs Buchprojekte schreibt: "Ja also, mit Eg. Artikeln ist das so: das Pr. Tagbl. hat einen Vertrag, daß sie die Sachen aus China zuerst bekommen müssen ... Bei der Tvorba mußt Du eben sagen, daß Du die alleinigen Übersetzerrechte ins Tschechische hast. Sie bekommen die Sachen, wenn sie auch direkt von hier sind, nur deutsch ... [Egon] schreibt auch, daß, wen Reiss das neue Buch erst nach Weihnachten herausbringen will, bleibt er noch längere Zeit weg. Nun hat Reiss ihm aber schon ein Telegramm geschickt, daß er das Buch unbedingt schon im Oktober herausbringen will...".

Lot 3069, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Eigenhänder Brief. Moskau, 21. August 1932.

Kisch, Egon Erwin
Eigenhänder Brief. Moskau, 21. August 1932.
Los 3069

Zuschlag
300€ (US$ 323)

Details

"Ich muß unbedingt das China-Buch fertigmachen, 30 Kapitel, und habe erst drei!"

Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in deutscher Sprache mit Unterschrift "Dein alter Egonek" 4 S. 21,5 x 14,6 cm. Mit eigenhändig beschrifteten Umschlag. Moskau, 21. August 1932.
Haupt, Kisch, S. 114ff. – Kisch berichtet von seiner Arbeit an seinem großen Reportageroman über seine Erlebnisse in der Volksrepublik China, der dann 1933 bei Erich Reiss in Berlin als letzte Veröffentlichung in Deutschland unter dem Titel China geheim erscheinen konnte. Er erwähnt die Übersetzung seiner Kriminalistický cestopis (Kriminalistisches Reisebuch. Berlin, Die Schmiede, 1927), an der Jarmila Haasová arbeitete. Dazu schickte Sie Kisch einen Fragebogen, ein "fester Bestandteil im Briefwechsel zwischen Kisch und Jarmila. Sie notierte alles, was ihr in Kischs deutschen Texten für die Übertragung in das Tschechische unklar war oder korrekturbedürftig erschien (Wörter, Begriffe, Formulierungen, Tatsachen usw.), und Kisch beantwortete dann die Fragen Jarmilas" (Haupt 115 Anm.).

"Im Winter komme ich nach Prag, bestimmt, ich wollte unbedingt an Mutters 70. Geburtstag (9. Sept.) dort sein, aber ich muß bis 1. Okt. unbedingt das China-Buch fertigmachen, 30 Kapitel, und habe erst drei! Du kannst Dir denken, wei mich das ärgert, außerdem bin ich noch ganz kaputt von der Reise ... Es wäre viel zu schreiben, Jarmiáčku! Aber wo aufhören! Katz fährt heute nach Amsterdam, dort ist ein Kongreß gegen Imperialistische Kriege, Maxim Gorki, Romain Rolland, Barbusse, Radek, Dreiser etc. Katz wird dort das Presse-Bureau leiten".

Der mit Kisch befreundete Schriftsteller und Kommunist Otto Katz (1895-1952) war 1922 in die KPD eingetreten, machte sich in Berlin einen Namen als Kunst- und Theaterkritiker. Er leitete den Verlag der linksliberalen politischen Wochenschrift Das Tage-Buch und übernahm ab 1927 die Position des Verwaltungsdirektors an dem von Erwin Piscator geleiteten Theaters am Nollendorfplatz. 1929 arbeite Katz für den Verleger Willi Münzenberg an der Arbeiter Illustrierten Zeitung und anderen Projekten. – Wenige Knicke.

Lot 3070, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Asien gründlich verändert

Kisch, Egon Erwin
Asien gründlich verändert
Los 3070

Zuschlag
260€ (US$ 280)

Details

Durch die Sowjetunion Josef Stalins und durch die Provinzen Chinas, ausgestattet mit falschen Papieren
Kisch, Egon Erwin. Egon Erwin Kisch berichtet: Asien gründlich verändert. 259 S., 2 Bl. Mit ganzseitiger Karte von A. Rado (in Pag.). 18,5 x 12,5 cm. Graubraunes grobes OSackleinen mit Rücken- und VDeckeltitel. Berlin, Erich Reiss, 1932.
Melzwig 359.1. – Erste Ausgabe der Reportagen aus Asien mit der hübsch gezeichneten Reisekarte, die die einzelnen Länder und Landschaften zeigt: "Kasakstan, Kisylkum-Wüste, Kara-Kalpaken-Gebiet, Usbekistan, Turkmenistan, Afghanistan, Hindukusch-Gebirge, Britisch Indien, Tadschikistan, Kirgisistan" bis hin nach China. Zunehmend sammelte der Erich Reiss Verlag Reportagen aus dem großen Fundus des Autors, um sie dann unter speziellen Gesichtspunkten, Themen - oder eben Ländern oder Kontinenten zusammenzufassen. So wiederholen sich zwar einzelne Reportagen, geben der inzwischen riesig großen Leserschaft aber die Möglichkeit, zusammen mit Kisch ein Gebiet kennenzulernen, in das die meisten Menschen damals keine Chance zu reisen hatten. – Annotiertes und durchgearbeites Exemplar der Übersetzerin Jarmila Haasová, die stellenweise eigenhändige Anmerkungen, Unterstreichungen (in Blei- und Rotstift) als Aides-mémoires eintrug. Auf dem Titel widmete ihr der Autor sein Buch: "Meinem lieben Jarmilač, anlässlich eines Wiedersehens nach anderthalb traurigen Jahren mit vielen guten Wünschen. Der Egonek. Prag, 11.9.32". In den frühen dreißiger Jahren war Kisch fast zwei Jahre auf Reisen, in denen er seine Freundin nicht sehen konnte. Zunächst hatte er die Sowjetunion Josef Stalins und im Anschluss die von Chiang Kai-shek kontrollierten Provinzen Chinas bereist, ausgestattet mit gefälschten Papieren und Passierscheinen, die ihm auch schon 1928-1929 in Amerika (als Kommunist!) das freie Reisen ermöglicht hatten.

Lot 3071, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Aus drei Weltteilen. Charkow-Kiew

Kisch, Egon Erwin
Aus drei Weltteilen. Charkow-Kiew
Los 3071

Zuschlag
300€ (US$ 323)

Details

"Er ist bestrebt, nur das zu erzählen, was er sieht, und er kämpft mit aller Leidenschaft darum, so viel wie möglich zu sehen."
Kisch, Egon Erwin. Aus drei Weltteilen. 203 S., 1 Bl. 17,5 x 12,8 cm. Zweifarbig in Rot und Braun illustrierte OBroschur (kleine Rückenläsuren, etwas abgerieben, bestoßen, leicht staubig). Charkow-Kiew, Staatsverlag der nationalen Minderheiten beim Präsidium des WUZWK, 1932.
Melzwig 358.1. – Erste Ausgabe dieser Zusammenstellung von Reportagen aus den Werken Unermüdlicher Reporter, Zaren, Popen, Bolschewiken, Schreib das auf, Kisch und Paradies Amerika, mit einem Vorwort von W. Furier eingeleitet: "Die neue Adresse Egon Erwin Kischs ist, wie es scheint, Pamir. Der unerschöpfliche Vorrat an Schriftstellerenergie, der Drang, alles mit eigenen Augen zu sehen, mußte ihn wohl leicht vom Platze reißen können, um ihn die höchsten und geheimnisvollen Höhen hinaufsteigen zu lassen, - doch ist es sehr möglich, daß Kisch sich jetzt eben irgenwo auf dem Wege nach Spanien befindet oder bereits in den sprudelnden Kessel der sich dort entfaltenden Kassenkämpfe gestürzt hat.

Er ist kein 'sitzender' Schriftsteller, er gehört nicht zu dem verbreiteten Typus der Lieferanten westeuropäischer Verlagsanstalten, die die Fabellinie ihrer Romane von einem Salon zum andern führen und, wenn sie sozusagen sich zu irgend einem pathologischen Typus durchgerungen haben, ihn nicht mehr aus den Händen lassen, ehe sie seine seelischen Erlebnisse zumindest auf einigen hundert Seiten aufgewühlt und durchstochert haben. Die Überschriften der Erzählungen Egon Erwin Kisch's [sic] wimmeln von Städte- und Ländernamen. Er ist bestrebt, nur das zu erzählen, was er sieht, und er kämpft mit aller Leidenschaft darum, so viel wie möglich zu sehen" (S. 3). – Papierbeding etwas gebräunt, aber nur mit wenigen winzigen Randläsuren, überaus selten. Wohl nur in kleinster Auflage erschienen und heute fast nicht mehr nachweisbar (über den KVK ist lediglich ein Exemplar in Deutschland zu finden). Titel mit Widmung "Na Baikale Prazsjým dne 10. brezna 1937 Jarmile dano. Egonek" ("Gewidmet an Jarmila am Baikalsee am 10. März 1937. Egonek.").

Lot 3072, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, 4 eigenhändige Briefe an Jarmila Haasová in deutscher (3) und tschechischer (1)

Kisch, Egon Erwin
4 eigenhändige Briefe an Jarmila Haasová in deutscher (3) und tschechischer (1)
Los 3072

Zuschlag
800€ (US$ 860)

Details

"Ich will den langweiligen Anfang des Stückes sensationell ändern, filmisch."

Kisch, Egon Erwin. 4 eigenhändige Briefe an Jarmila Haasová in deutscher (3) und tschechischer (1) Sprache mit Unterschriften "Egonek". Zus. 10 S. auf 7 Bl. Mit 4 eigenhändigen Kuverts. Moskau 1932.
Haupt, Kisch, S. 116-118. – Moskau, 4. September 1932. 2 S. (28,5 x 22 cm) in Deutsch. "Liebste Jarmila, in größter Eile schicke ich Dir sofort die Fragebogen rekommandiert nach Prag zu, obwohl Du bei Absendung des Briefes meine letzte Antwort noch nicht in Händen hattest. Deshalb werde ich Dir telegrafieren, daß ich Dir den zweiten Fragebogen heute nach Prag schicke. Geheimnis: Wenn es halbwegs geht, will ich am 11. September am 70. Geburtstag meiner Mutter bei ihr sein, nur weiß ich noch nicht, ob sie in Prag oder in Spindelmühle [Špindlrův Mlýn im Riesengebirge] sein wird ... [ich] will außer der Mischpoche nur Dich, Vinček und Sinaiberger sehen. Erkundige Dich am 10. (nicht früher) bei Arnold oder Sinaiberger, wo die Mutter ist, schärfe aber Sin. streng ein, niemandem von meiner Ankunft zu sagen".

Moskau, 29. September 1932. 4 Karten (11,5 x 17,5 cm) in Deutsch. Dankt für ihren Brief, "für den Ausschnitt aus dem 'R. P. Večerník' [Abendausgabe der kommunistischen Tageszeitung Rudé právo] und dafür, daß Du trotz allem Rummel nicht krank geworden bist". Erwähnt seine Freunde und Kollegen, den tschechisch-jüdischen Journalisten Arne Laurin (Arnošt Lustig; 1889-1945), den Philosophen und Publizisten Vasil Škrach (1891-1943) und Gisela Lyner. "Hier war auch viel Aufregung über mein Telegramm, den Diebstahl betreffend".

Moskau, 15. Oktober 1932.
22,5 x 14,5 cm. 3 S. (kleiner Einriss). In Tschechisch. "Liebe Jarmiláč, anbei Deine Fragebogen. In unbeschreiblicher Eile, - das Buch [d. i. China geheim] soll Anfang November erscheinen, wir haben schon Korrekturen vom Anfang und die wichtigsten Kapitel sind noch gar nicht fertig und verzweifelt schwer ... Wegen der jüdischen Ausdrücke vom Apotheker Jakob sezte Dich am besten mit Felix Kühne ins Einvernehmen ... wegen seiner Mitwirkung am Lanna [das Theaterstück von Kisch und Jaroslav Hašek: Die Reise um Europa in 365 Tagen]. Eine wichtige Szene steht nämlich nicht im Manuskript, sie spielt in Holland, und er muß den jüdischen Radio-Soldaten Packedrager spielen ... Außerdem will ich den langweiligen Anfang des Stückes sensationell ändern, filmisch" ... Arme Jarmila, Du plagst Dich ja noch mehr als wir! Die russischen Übersetzer schimpfen auch auf den Egonek...".

Moskau, 25. Oktober 1932.
29 x 21 cm. 1 S. Tschechisch. "In aller Eile (das Auto wartet, das nach Moskau - zur Post fährt) bitte ich Dich, unbedingt den Titel Ukradená Praha zu nehmen. Glänzender Einfall. Freue mich, daß die Arbeit so herrlich gelingt. 1000 Küsse Egonek". Ukradená Praha soll der Titel für die tschechische Übersetzung des 1922 bei Erich Reiss erschienenen Reportageromans Gestohlene Stadt sein, in dem Kisch seine historische Reportage Käsebier und Fridericus Rex verarbeitete, die Geschichte des Hallenser Diebes Christian Andreas Käsebier. – Der letzte Brief auf grünem Papier.

Haasová, Jarmila und Kisch, Egon Erwin
23 Originalfotografien der Freundin Kischs und Übersetzerin
Los 3073

Zuschlag
750€ (US$ 806)

Details

"Das Caféhaus als Institution - ob in Prag oder Wien oder nun in Berlin - ist für Kisch ein zweites Zuhause."

Kisch, Egon Erwin. - Haasová, Jarmila. 23 Originalfotografien der Freundin Kischs und Übersetzerin dessen Werke aus dem Deutschen ins Tschechische. Zwischen 2,5 x 3,8 und 9,8 x 14,4 cm. Eingelegt in modernes Album. Prag u. a. ca. 1925-1935.
Fotos aus dem Kisch-Nachlass der Jarmila Haasová (1896-1990), die die begabte Übersetzerin in verschiedenen, teils privaten Posen, mit Kisch, aber auch mit anderen Freunden wie den Schriftstellern und Journalisten Leonhard Frank (1882-1961), Imre Forbáth (1898-1967) oder Joseph Bornstein (1899-1952).

Jarmila wuchs in Prag auf, besuchte seit 1907 das erstes österreich-ungarische Mädchengymnasium "Minerva" zusammen mit der späteren Kafka-Freundin Milena Jesenká. Die jungen Damen suchen "Kontakt und Diskussionen mit Künstlern in den Caféhäusern. Sie besuchen gar das Café Arco in der Hybernská und faszinieren mit hrer Schönheit, Klugheit und Weltoffenheit Franz Werfel, Max Brod, Ernst Polak, Willy Haas, Franz Kafka und andere deutsche Intellektuelle, die sich hier, unweit vom Masaryk Bahnhof, treffen". Jarmila studierte dann, als eine der ersten Frauen überhaupt, zunächst Medizin in Prag, "schließt sich dem linken Flügel der politischen Szene an. Gemeinsam übersetzen [Josef] Rainer und Jarmila wesentliche Teile der Leninschen Schrift 'Staat und Politik' ins Tschechische. Die Arbeit erscheint im Jahre 1920". Sie heiratet den Publizisten und Schriftsteller, Filmkritiker und Drehbuchautor Willy Haas und geht mit ihm 1921 nach Berlin, wo Kisch Jarmila Haasová im Romanischen Café kennenlernt: "Kisch ist einer der Gäste, die die Atmosphäre beeinflussen. Zu seinen Gepflogenheiten gehört es, von Tisch zu Tisch zu gehen, sich mit jedermann zu unterhalten. Ihn interessiert einfach alles ... Das Caféhaus als Institution - ob in Prag oder Wien oder nun in Berlin - ist für Kisch ein zweites Zuhause".

Jarmila berichtet über ihre erste Begegung mit Kisch: "'Ich saß da, und er kam an meinen Tisch. Als er hörte, daß ich eine Pragerin bin, war er ganz hinterissen', erzählt sie und erlebt diesen Augenblick noch einmal. 'Prag war das Band, das unsere Freundschaft knüpfte. Als ob er ein Stück Liebe zu Prag auf eine Pragerin übertragen hätte'." (alle Zitate nach Klaus Haupt, Egon Erwin Kisch, Briefe an Jarmila, Berlin 1998, S. 9ff.).

1) Porträt Jarmila mit Baskenmütze, vermutlich 1931
2) Mit Imre Forbath, ungarischer Dichter, in Prag, Mai 1925
3) Mit Leonhard Frank (links) und anderen Freunden in Ahrenshoop, 1926
4) Porträt Ganzfigur Jarmila In Ahrenshoop, 1926
5) Mit Leonhard Frank
6) Mit Leonhard Frank
7) Mit Gisl (links) und Klein-Lanja, Buckow, Mai 1927
8) Auf Hiddensee, 1927
9) In Saarow-Pieskow, eine Treppe herunterschreitend
10) In Saarow-Pieskow, am Scharmützelsee an einem Geländer lehnend
11) In Saarow-Pieskow auf einem Stuhl im Sommergarten
12) In Saarow-Pieskow, Ganzfigur mit Sommerschal
13) In Prag am Moldauufer, mit Josef Bornstein (links) und Imre Forbath, 1928
14) Ein zweites Foto mit denselben Personen am Modauufer
15) In Františkovy Lázně (Franzensbad) zur Kur, 1931
16) In Prag mit Vinčenz (Vinček) Nečas, dem späteren Ehemann, vermutlich Anfang der 30er Jahre
17) Mit Kisch vor dem Schloss von Versailles, vermutlich 1935
18) Versaillies Schloss und Schlosskapelle 1935 (ohne Figuren)
19) Kisch als „Schlafender Reporter“ in Versailles, fotografiert von Jarmila, wohl 1935
20) Frachthafen Stralsund, 1927 (Foto von Jarmila) ohne Personen
21) Frachthafen Stralsund, 1927 (Foto von Jarmila) ohne Personen
22) Frachthafen Stralsund, 1927 (Foto von Jarmila) ohne Personen
23) In Saarow-Pieskow (Foto von Jarmila), Bäume ohne Personen – Kaum Gebrauchsspuren, minimale Fleckchen oder Knicke, teils verso mit Tinte oder Bleistfit bezeichnet.

Lot 3074, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, China geheim. Erich Reiss 1933

Kisch, Egon Erwin
China geheim. Erich Reiss 1933
Los 3074

Zuschlag
240€ (US$ 258)

Details

"Jarmilininininini=ce! Egonek"
Kisch, Egon Erwin. Egon Erwin Kisch berichtet: China geheim. 280 S., 4 Bl. 18,5 x 12,6 cm. Berlin, Erich Reiss, 1933.
Melzwig 360.1. – Erste Ausgabe des letzten Reportagewerks von Egon Erwin Kisch (1885-1948), das noch in Deutschland erscheinen konnte. Gedruckt wurde es laut Vermerk hinten "bei Karl Prochaska Gesellschaft M. B. H., Teschen West, Winter 1932/33". – Mit wenigen Bleistiftanstreichungen der Übersetzerin Jarmila Haasová und einer affektvollen Widmung Kischs auf dem Vortitel "Jarmilininininini=če! Egonek. Praha, 14./12. 32". – Beiliegen 2 eigenhändige Notizzettel der Haasová mit Bleistiftanmerkungen zur Übersetzung.

Lot 3075, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Eigenhänder Brief.

Kisch, Egon Erwin
Eigenhänder Brief.
Los 3075

Zuschlag
1.000€ (US$ 1,075)

Details

"Auf der Straße wehen Nazi-Fahnen, denn Hitler ist erstanden, schön sehen wir aus!"

Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in deutscher Sprache mit Unterschrift "Egonek" 2 S. 28 x 22,5 cm. Berlin, 30. Januar 1933.
Haupt, Kisch, S. 118f. – Am Tage der Machtübernahme Adolf Hitlers mit dessen Ernennung Reichskanzler durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg schreibt Egon Erwin Kisch (1885-1948) aus der "Fasanenstraße 44" in Berlin-Wilmersdorf: "Liebster Jarmiláč, ... Auf der Straße wehen Nazi-Fahnen, denn Hitler ist erstanden, schön sehen wir aus! ... Die Sache im Trocadero ["vermutlich eine Provokation durch Nazis", Haupt] war schlimm gedacht (weil sie gegen Dich gerichtet war), aber ist gut ausgefallen. Vinček [Jarmilas Partner Vinčenz Nečas] benahm sich anständig, und so hatte die Drecksau keinen Erfolg, - wahrscheinlich hat mein Erscheinen dazu beigetragen. Das Ganze war nicht wichtig, es zeigt nur, was für ein Pack uns gegenübersteht."

Weiter schreibt er über über seine Bücher China geheim und seinen einzigen Roman Der Mädchenhirt , eine Erzählung aus der Prager Unterwelt der Prostituierten-Szene, die 1914 erschienen war und die Jarmila ins Tschechische übersetzte. "China und Mädchenhirt lasse ich Dir heute schicken. Fröschl hat ziemlichen Presse-Erfolg, nur Rudé Právo verreißt ihn nach Strich und Faden. Wir haben noch keine Wohnung, schlafen uns bei Bekannten durch ... Ich warte ... Liebe Jarmila, schau Dir das Deutsche Museum gut an, ich wollte schon längst hinfahren, es mir anzusehen. Sonst ist wohl außer Karl Valentin in München nichts Besonderes los. In Eile (Reiss nimmt mir den Schreibtisch) küsse ich Dich herzlichst Dein alter Egonek".

Aufgenommen wurden Egon Erwin Kisch mit seiner Partnerin Gisela Lyner von dem Berliner Verleger Erich Reiß, der die meisten seiner Reportageromane veröffentlicht hatte. "Durch das Missmanagement seines Prokuristen Erich Krüger geriet der Verlag 1926 in schwere Turbulenzen. Eine endgültige Auflösung des Verlages konnte zwar durch einen Vergleich abgewendet werden, aber nach 1926 existierte das Unternehmen nur noch in deutlich reduzierter Form und konnte nie wieder zur alten Bedeutung zurückfinden. Reiss musste sogar das elterliche Haus in der Wichmannstraße 8 verkaufen und zog mit seiner Mutter in eine Etagenwohnung in der Fasanenstraße 44. Bis 1936 wurden lediglich noch 45 Buchtitel publiziert. Und auch das war nur möglich, weil der Verleger immer wieder Teile seines Immobilienbesitzes veräußerte. Nach Einschätzung Hans Adolf Halbeys ist der Verlag am Ende nicht 'im eigentlichen Wortsinn aufgelöst' worden, sondern wurde von Propagandaminister Goebbels 'einfach beschlagnahmt'. Nach 1937 ist der Erich Reiss Verlag nirgendwo mehr registriert." (Peter Kröger).

[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

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