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Lot 8501, Auction  117, Schröder-Sonnenstern, Friedrich, Die moralische Eifersucht

Schröder-Sonnenstern, Friedrich
Die moralische Eifersucht
Los 8501 [*]

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.500€ (US$ 2,688)

Details

"Die moralische Eifersucht"
Farbstift, Bleistift und Farbkreiden auf Schoellershammer-Karton. 1964.
73 x 102 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "F. S. SONNENSTERN", monogrammiert, datiert und unten links betitelt sowie verso nochmals signiert, monogrammiert und datiert.

Das rote Seeungeheuer reißt zwar sein Drachenmaul weit auf, wirkt aber in seiner ornamentalen Stilisierung weniger erschreckend als dekorativ. Und auch die erotisch-bizarre Frauenfigur, die auf seinem Rücken reitet, ist im lachend geöffneten Mund mit zwei langen Reihen wehrhafter Zähne ausgestattet. Die charakteristische, frühe Komposition von Schröder-Sonnenstern, einem der bedeutendsten Vertreter der Art Brut bzw. der Outsider Art, kombiniert Mensch und Tier, erotisch, erschreckend, alptraumhaft. Im Jahr 1949 begann der Künstler intensiv zu zeichnen, und zehn Jahre später feierte ihn die Surrealismus-Ausstellung 1959 in Paris als den beeindruckendsten Künstler des 20. Jahrhunderts.

Provenienz: Sammlung Henry Hirts, Berlin

Lot 8504, Auction  117, Schumacher, Emil, Ohne Titel (G-73/1985)

Schumacher, Emil
Ohne Titel (G-73/1985)
Los 8504 [*]

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
8.750€ (US$ 9,409)

Details

Ohne Titel (G-73/1985)
Mischtechnik auf Packpapier (unregelmäßig beschnitten), verso punktuell auf Karton montiert. 1985.
Ca. 56 x 50 cm. Karton: 90,5 x 70,5 cm.
Unten rechts mit Ölkreide in Schwarz signiert "Schumacher" und datiert.



In den 1980er Jahren hatte sich die deutsche, abstrakte bildende Kunst bereits international emanzipiert und Emil Schumacher gehörte dabei zu den wichtigsten Vertretern. Beeinflusst vom amerikanischen Action Painting und auch vom französischen Tachismus war Malen für Schumacher ein rhythmisches Spiel der Bewegungen geworden und ein Akt der Balance zwischen Farben, Linien und Material. Die spontane Geste machte dabei auch vor Materialwut und Zerstörung nicht halt. Das vorliegende Werk ist ein charakteristisches Beispiel dieser Schaffenszeit. Der schwungvolle, sich überlagernde Farbauftrag und der knittrige, ungleich beschnittene und zum Teil eingerissene Untergrund lassen die Dynamik des Entstehungsprozesses nachempfinden.

Provenienz: Galerie Ludorff, Düsseldorf
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Lot 8506, Auction  117, Schwimmer, Max, Mainfranken

Schwimmer, Max
Mainfranken
Los 8506

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.500€ (US$ 2,688)

Details

"Mainfranken"
Öl auf Leinwand.
45 x 60 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Schwarz monogrammiert "M. Sch.", verso auf dem Keilrahmen betitelt und bezeichnet "27".

Stimmungsvolle, mit lockerem Duktus ausgeführte Herbstlandschaft in gedeckter, warmer Tonalität und pastosem Farbauftrag. Zügige, meist waagerecht oder schräg verlaufende Pinselschwünge verleihen der dramatisch beleuchteten Szenerie eine heftige Bewegtheit und vermitteln den Eindruck eines herbstlichen Sturms, der durch das mainfränkische Hügelland zieht. Der Expressionist Max Schwimmer studierte nach dem Ersten Weltkrieg 1919 Kunstgeschichte in Leipzig und unterrichtete später selbst dort an der Kunstgewerbeschule. Bald fand er Anschluss an die antibürgerliche Kabarett-Szene, die von Hans Reimann, Erich Weinert, Slang und Joachim Ringelnatz dominiert war. Er arbeitete für die Satirezeitschriften "Die Aktion" und "Der Drache". Mit Hilfe Johannes R. Bechers gelang es Schwimmer, sich in der linken Kunstszene zu etablieren. Nach der Machtergreifung wurde er 1933 sofort aus dem Lehramt entlassen und neun seiner Werke als "entartet" deklariert und konfisziert.

Segal, George
sleeping woman
Los 8507 [*]

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.000€ (US$ 3,226)

Details

sleeping woman
Gipsobjekt, montiert auf schwarzen Holzsockel, in Orig.-Schaukasten. 1970.
45,5 x 31,3 x 26 cm.
Auf der Unterseite auf Klebeetikett signiert "G. Segal". Auflage 125 num. Ex.

"Sleeping woman" ist der mit Gipsbandagen abgeformte Abdruck einer friedlich schlafenden Frau, beschränkt auf Gesicht und Hand als wesentliche Ausdrucksträger, die auf einem angedeuteten Kissen ruhen. Dieser prägnante Figurenausschnitt reicht dem Betrachter, um den reizvollen Halbkreisbogen der Gestalt gedanklich zu einem Gesamtbild der Ruhe und Harmonie zu ergänzen. Die Rückseite zeigt abstrakt die Hohlform, das Negativ, und besitzt im Wechselspiel mit der Vorderseite eine ganz eigene Qualität. Seit 1960/61 entstanden Segals Gipsabformungen von Menschen, die die menschliche Psyche in ihrer Einsamkeit und Gefangenheit materialisieren. Edition der Galerie der Spiegel, Köln, mit deren Klebeetikett auf der Unterseite, dort typographisch bezeichnet und mit den Editionsangaben. Prachtvolles Exemplar im repräsentativen Schaukasten.

Lot 8511, Auction  117, Slevogt, Max, Radierplatte Akt und Faun

Slevogt, Max
Radierplatte Akt und Faun
Los 8511

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.500€ (US$ 4,839)

Details

Radierplatte "Akt und Faun"
Runde Goldplatte. 1921/22.
Durchmesser 7,8 cm.
Im Unterrand signiert "Slevogt" und gewidmet "s. l. Grünberg".

Im Rondell umarmen sich ein kniender Frauenakt und der Faun, die locker gezeichnete Komposition schön in die Rundform eingepasst. Die goldene Platte wiegt 15 g. Die Radierung entstand als Versuchsdruck der SPOG-Presse. Der Zahnarzt und Sammler Josef Grünberg, enger Freund Slevogts, gehörte neben Slevogt, Pankok und Orlik zur Künstlervereinigung SPOG. Für Grünberg malte Slevogt unter anderem auch einen Gartenpavillon aus. Beigegeben: Die entsprechende Radierung "Akt und Faun" sowie eine weitere Radierung des Künstlers, "Exlibris Josef Grünberg" (Versuchsdruck).

Provenienz: Geschenk von Nina Slevogt-Lehmann, der Tochter des Künstlers, an den Vorbesitzer, Neukastel 1985

Sprotte, Siegward
Sylter Impressionen
Los 8512

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.500€ (US$ 1,613)

Details

"Sylter Impressionen"
Drei Tempera-Arbeiten auf Hartfaserplatte. 1979.
Je ca. 8,1 x 10 cm.
Unten links bzw. rechts mit Pinsel in Schwarz jeweils signiert "Sprotte" und datiert.

Der in Potsdam geborene Maler und Dichter Siegward Sprotte blieb der Insel Sylt Zeit seines Lebens sehr verbunden. Ab 1945 verbrachte er die Hälfte des Jahres in Kampen, wo er auch sein Atelier und seine Ausstellungsräume hatte. Unsere en miniature gemalten „Sylter Impressionen“ geben verschiedene Stimmungen wie Sonnenuntergänge am Bodden oder sommerliche Landansichten mit kleinem Hof wieder. Die charakteristische Vegetation, wie spezielle Grassorten am Ufer, spielt bei den kleinen Arbeiten auch eine große Rolle. In den kleinen Ölarbeiten kommt Sprottes Naturverbundenheit zum Ausdruck sowie seine Nähe zu dem Werk von Karl Hagemeister, dessen Meisterschüler er war.


Provenienz: 1979 erworben in der Galerie Sprotte, Kampen/Sylt
seitdem Privatsammlung Süddeutschland

Lot 8513, Auction  117, Sprotte, Siegward, Sylt

Sprotte, Siegward
Sylt
Los 8513

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.750€ (US$ 5,108)

Details

"Sylt"
Gouache auf Schoellershammer-Aquarellpapier. 1979.
43 x 61,5 cm.
Unten links mit Pinsel in Ocker signiert "S Sprotte" und datiert.

Die enge Verbundenheit Sprottes mit der Insel Sylt ist in vorliegendem Aquarell spürbar. In leuchtenden Farben und mit wenigen Strichen fängt der Künstler die Atmosphäre an der Küste unmittelbar ein. Unsere Arbeit erinnert in ihrer Reduzierung an chinesische Tuschemalerei oder Kalligraphie. Sprotte setzte sich auch schriftstellerisch mit der fernöstlichen Philosophie auseinander. 1956 begegnete er erstmals Jiddu Krishnamurti.


Provenienz: 1979 erworben in der Galerie Sprotte, Kampen/Sylt
seitdem Privatsammlung Süddeutschland

Lot 8514, Auction  117, Sonderborg, K. R. H., Ohne Titel

Sonderborg, K. R. H.
Ohne Titel
Los 8514

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.000€ (US$ 2,151)

Details

Ohne Titel
Pinsel und Feder in Schwarz auf leicht genarbtem Velin, punktuell montiert auf Unterlagekarton. 1965.
36,9 x 27 cm.
Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert "Sonderborg", datiert und bezeichnet "NY".

Beiliegend mit handschriftlichem, signierten und datierten Brief von K.R.H. Sonderborg an einen vorherigen Besitzer.

Lot 8515, Auction  117, Stöhrer, Walter, Ohne Titel

Stöhrer, Walter
Ohne Titel
Los 8515

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
8.125€ (US$ 8,737)

Details

Ohne Titel
Mischtechnik auf Schoellershammer-Karton. 1967.
62 x 88 cm
Unten rechts mit Kugelschreiber signiert "Stöhrer" und datiert. Verso mit Bleistift und mit Kugelschreiber bezeichnet, mit Adressangabe des Künstlers sowie mit Richtungspfeil.

Wunderbar kraftvolle und energetische Arbeit, in der Walter Stöhrer den für ihn so charakteristischen Weg zwischen Figuration und Abstraktion geht. Der Einfluss der CoBrA-Künstler, die sich mit ihrer abstrakten, kindlich-naiven Kunst bereits gegen jede gesellschaftliche, akademische Norm gewandt hatten, ist deutlich spürbar. Die spontane, in diesem Fall fast aggressive gestische Malweise steht weiterhin einer informellen Kunst nahe, die sich in Europa zeitgleich ausbreitet. Obwohl Walter Stöhrer als Einzelposition gelten kann und keiner der sich formierenden Gruppen zuzuordnen ist, so ist sein Werk doch deutlich verankert in dieser künstlerischen Umbruchstimmung seiner Zeit.
Die Arbeit wurde in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Arbeiten auf Papier, der Walter-Stöhrer-Stiftung, Schleswig, mit der Nummer "P67-3" aufgenommen.

Lot 8516, Auction  117, Sonnier, Keith, Halo

Sonnier, Keith
Halo
Los 8516

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.750€ (US$ 4,032)

Details

Halo
Lichtinstallation: Neonröhren, Transformator, Kabel. 2002.
58,4 x 34,5 x 36,5 cm.
Mit beiliegendem Photozertifikat des Künstlers (in Kopie), darauf in Schwarz signiert "Keith Sonnier" und datiert. Auflage 10 Ex.

Keith Sonnier zählte mit Bruce Naumann, Dan Flavin, Eva Hesse und James Turrell zu den ProtagonistInnen der Installationskunst. Bereits in den 1960er Jahren stellte Sonnier den herkömmlichen Skultpturenbegriff in Frage, indem er mit, für die damalige Zeit, neuen Kunstmaterialien experimientierte. Sonnier begann, unter anderem, mit Neon(-licht) zu arbeiten, was sich schnell zu seinem Hauptmedium entwickelte und sich durch sein komplettes Œuvre zog. Durch die Verwendung unterschiedlich farbiger Neonlichter war es möglich, bunte Farblinien in den dreidimensionalen Raum zu zeichnen und die Malerei in den dreidimensionalen Raum zu übertragen und zu erweitern. Der Titel der Installation "Halo", zu deutsch "Heiligenschein", bezieht sich auf die in Weiß gehaltene runde mittige Neonröhre.

Lot 8517, Auction  117, Stael, Nicolas de, Mediterranée

Stael, Nicolas de
Mediterranée
Los 8517

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.500€ (US$ 2,688)

Details

"Mediterranée"
Farbserigraphie auf Velin. 1952.
36,3 x 46,7 cm (50 x 65 cm).
Von fremder Hand bezeichnet, datiert und betitelt. Auflage 200 num. Ex.

Prachtvoller, malerische Werte umsetzender Druck mit breitem Rand.

Lot 8518, Auction  117, Steinlen, Théophile Alexandre, Ménangère et enfants rentrant de lavoir

Steinlen, Théophile Alexandre
Ménangère et enfants rentrant de lavoir
Los 8518

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.500€ (US$ 1,613)

Details

Ménangère et enfants rentrant de lavoir
Vernis mou mit Farbaquatinta auf Arches-Velin. 1899.
35,8 x 26,8 cm (44 x 30,5 cm).
Monogrammiert "St" und bezeichnet "Essai".
Crauzat 33.

Probedruck, neben der numerierten Auflage von 50 Exemplaren, von denen lediglich 10 in den Handel gelangten. Rechts unten mit dem Prägestempel "L'Estampe Nouvelle". Ausgezeichneter Druck mit Rand. Selten.

Lot 8519, Auction  117, Steinlen, Théophile Alexandre, Sitzender Mann im Profil mit Kleinkind auf dem Schoß

Steinlen, Théophile Alexandre
Sitzender Mann im Profil mit Kleinkind auf dem Schoß
Los 8519

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.500€ (US$ 1,613)

Details

Sitzender Mann im Profil mit Kleinkind auf dem Schoß
Kohle auf MBM-Bütten. Um 1900.
62,3 x 47,7 cm.
Unten rechts mit Kohle signiert "Steinlen".

Der aus der Schweiz stammende Maler, Zeichner und Graphiker Théophile Steinlen war ein talentierter Plakatkünstler und zudem ein bissiger Gesellschaftskritiker, der in seinen Illustrationen für satirische Zeitschriften, wie den Gil Blas Illustré, den "Assiette au Beurre" oder "Le Rire" soziale Missstände und die Doppelmoral der Bourgeoisie geisselte. Seine Darstellungen aus dem Arbeitermilieu und der Pariser Halbwelt zeigen Proletarier, Stadtstreicher, Kleinkriminelle und Dirnen. Die vorliegende, großformatige Zeichnung vermittelt ein anschauliches Bild von Steinlens zeichnerischen Fähigkeiten. In einem energischen, breiten und souveränen Duktus zeichnet der Künstler den schlichten Mann aus dem Volk. Sein Stoppelbart und seine Schiffermütze charakterisieren ihn eindeutig als ein Mitglied der Arbeiterklasse. Auf visuell eindringliche Weise zeigt Steinlen die Würde des einfachen, arbeitenden Menschen. Es ist daher kein Zufall, dass dieses eindrucksvolle Blatt stark an die zeitgleichen Arbeiten der Käthe Kollwitz erinnert. Kollwitz und gleichgesinnte Künstler ihrer Zeit kannten die sozialkritischen Arbeiten von französischen Künstlern wie Steinlen und Forain und wurden in ihrem eigenen Schaffen wesentlich von diesen Vorbildern beeinflusst.

Strässer, Herbert
Petite Africaine
Los 8520

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
10.000€ (US$ 10,753)

Details

Petite Africaine
Bronze mit goldbrauner Patina auf Mahagonisockel. 1955.
31,7 x 9,6 x 6 cm.
Seitlich unten links monogrammiert "H. ST." und datiert.

Üppigkeit und Kanten, weiche Rundungen und metallene Härte, vereint in einer klaren, anmutig-schlanken Komposition, lassen das Bild einer stehenden grazilen Schönheit erwachsen. Das mag eine Afrikanerin sein, kann aber ebenso Assoziationen an ein insektenhaftes Wesen, vielleicht an eine Gottesanbeterin, erwecken. Ihre Proportionen sind rhythmisiert, sie scheinen zum Teil nach oben, zum Teil nach unten verschoben, sind aber in ihrer Ausformung bei aller Abstraktion immer eindeutig zuzuordnen. Die "Petite Africaine" gewinnt durch dezente Anklänge an die Stammeskunst einen ganz eigenen, ungewöhnlichen und würdevollen Ausdruck. Die geglättete weiche Oberfläche lädt zum Berühren ein und lässt die goldbraune Patina sanft leuchten. Im Jahr 1955, dem Entstehungsjahr dieser frühen Bronze, begann Herbert Strässer nach seiner Beschäftigung mit der experimentellen Fotografie bei Otto Steinert die ersten plastischen Arbeiten zu formen. Prachtvoller Guss mit schön schimmernder, homogener Patina. Gesamthöhe mit Sockel 38,7 cm.

Strässer, Herbert
Kleiner Jongleur
Los 8521

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
9.375€ (US$ 10,081)

Details

Kleiner Jongleur
Bronze mit goldbrauner Patina, auf Mahagoniplinthe montiert. 1957.
28,5 x 12 x 14 cm.
Verso unten monogrammiert "H. ST." und datiert.

Wunderbar allansichtige Skulptur aus Strässers kubistischem Frühwerk. Die ausgefeilte Balance und die Bewegungsdynamik des Jongleurs erfasst der Künstler in einer Art Simultandarstellung, indem er nämlich die Figur auf gleich drei spannungsvoll angewinkelten Beinen, ruhend auf einer kreisrunden Basis, stehen lässt. Diese dreieckige Grundform findet ihren Gegenpart weiter oben, nämlich in den drei Bällen und drei Händen des Jongleurs. Präzise und konzentriert erfasst Strässer das Wesentliche an der charakteristischen Bewegtheit der Figur. Klare Abstraktion vereint sich mit einer an der menschlichen Gestalt orientierten Formgebung. Die glatte, weiche Oberfläche mit ihrem Wechsel zwischen weich geschwungenen Kugelformen und den harten, geraden Kanten fordert zum Drehen und zum Berühren auf. "Er hat die Skulptur des Kubismus als Leitlinie der Offenbarung für die Zukunft angesehen. Auch bei scheinbar zu reinen 'Zeichen' reduzierten Formen lässt er sich zunächst von der Natur, der menschlichen Figur (...) leiten." (Wolfgang Kermer, Herbert Strässer, Ausst.-Kat. Saarbrücken 1968, o. S.). Strässers Lehrer an der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken, Hannes Neuner, war ein Schüler Willi Baumeisters. Prachtvoller Guss mit schön schimmernder, homogener Patina.

Lot 8522, Auction  117, Strässer, Herbert, Kopf im Gitter

Strässer, Herbert
Kopf im Gitter
Los 8522

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
20.000€ (US$ 21,505)

Details

Kopf im Gitter
Bronze mit schwarzbrauner Patina auf runder Holzplinthe. 1975.
72,5 x 34 x 32 cm.
Hinten links monogrammiert "HST" und datiert.

Die Motivreihe der "Köpfe" stellt die umfangreichste Gruppe im Spätwerk Herbert Strässers dar. Die Einschließung in Gitterstrukturen variiert er dabei vielfältig. Einerseits mögen die Gitter den Kopf schützen vor den Gefahren des Lebens, andererseits können sie den Menschen auch einschränken und einsperren. In streng spiegelsymmetrischer Anordnung formt der Künstler sein Kopfgebilde, und er lässt das Gitter nach vorne hin offen, lässt den Kopf ins Freie blicken und den Betrachter in das der Skulptur innewohnende Gesicht schauen. Dessen schmale, langgezogene Gesichtszüge erinnern an das Profil Echnatons und assoziieren eine Nähe zu den archaischen Ausdrucksformen afrikanischer Bildhauerkunst, die Strässer zeitlebens inspirierte. Die rhythmisch angeordnete organische Komposition mit den an Gelenke erinnernden Gitterstäben wirkt, als hätte sie sich HR Giger für Ridley Scotts Alien-Filme erdacht oder vielmehr, als hätte Strässer hier Gigers Gestaltungen vorweggenommen und in einer brillianten Abstraktion umgesetzt. Der "Kopf im Gitter" ist eine der ausdrucksstärksten surrealistischen Skulpturen von Herbert Strässer.
Prachtvoller Guss mit wunderbar homogener Patina.

Strempel, Horst
Halbakt
Los 8523

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
18.750€ (US$ 20,161)

Details

Halbakt
Öl auf Spanplatte, recto und verso. 1938.
62 x 45 cm.
Rechts oben in der Darstellung mit Pinsel in Schwarz signiert "STREMPEL" und datiert, verso abermals signiert "H. Strempel" und datiert.
Saure 101 und 102.

Auf Grundelemente und -farben reduziert, bildet Strempel in pastosem Farbauftrag den weiblichen Halbakt ab. Kubistisch inspiriert, das Schwarz und Weiß bzw. Rot und Gelb miteinander kontrastierend, die Augen leer, die Mundwinkel zum spielerischen Lächeln angehoben. Die weibliche Bildfigur erscheint maskenhaft, als entführe sie hinter ihrem Lächeln in eine noch zauberhafte, verlockende Welt, ein Paris zur Zeit des Zweiten Weltkriegs, das von den deutschen Truppen noch nicht besetzt ist. Strempel selbst kommt 1933 über Amsterdam nach Paris, sein französisches Exil, wo er bis Kriegsende bleibt. Sozialkritische und klassenkämpferische Sujets verschwinden aus seiner Malerei, avantgardistische künstlerische Strömungen, gekoppelt mit neutraleren Bildgegenständen, finden Eingang in sein Werk. Besonders häufig dient ihm seine Frau Erna als Bildmotiv. Es ist die Zuwendung zum intimeren Sujet, das zum Ausdruck der inneren Zurückgezogenheit des Künstlers im Exil wird. So ist auch auf unserer Bildrückseite eine Mutter mit Kind auf dem Arm, an einem Balkon stehend, in stark abstrahierter Form dargestellt. Ein Motiv, das Strempel längere Zeit beschäftigte, etwa in dem unserem nur ein Jahr vorangegangenen Bild "Mutter mit Kind auf einem Balkon" (Saure 672).

Lot 8524, Auction  117, Strempel, Horst, Schreibende

Strempel, Horst
Schreibende
Los 8524

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.250€ (US$ 4,570)

Details

Schreibende
Öl auf Hartfaserplatte. 1965.
51,5 x 39,5 cm.
Links unten in der Darstellung mit Pinsel in Weiß signiert "H. Strempel" und datiert.
Saure 573.


Lot 8526, Auction  117, Tappert, Georg, Salomé (Stehender weiblicher Akt im Profil)

Tappert, Georg
Salomé (Stehender weiblicher Akt im Profil)
Los 8526

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.000€ (US$ 4,301)

Details

Salomé (Stehender weiblicher Akt im Profil)
Bleistift, farbige Kreiden, Aquarell und Goldbronze auf Velin, in farbiges Passepartout montiert. 1906.
17,3 x 8,4 cm (Passepartoutausschnitt).
Oben rechts mit Bleistift monogrammiert "T" und auf dem Passepartout unten rechts mit Bleistift signiert "G. Tappert", verso auf beimontiertem Karton bezeichnet "Georg Tappert Worpswede 06, Nr. III Salome, Zeichnung für eine Lithographie".

Unbekleidet, nur mit schwarzen Pantoffeln und schwarzen Armreifen, steht sie vor goldenem Hintergrund, Hände und Gesicht erwartungsvoll angehoben. Tappert karikiert in dieser frühen Zeichnung mit seiner Figur der Salomé wohl die Schauspielerin Tilla Durieux in ihrer Rolle in der Tragödie von Oscar Wilde, die Max Reinhardt 1904/05 in Berlin inszenierte. Durieux erlebte mit dieser Rolle ihren Durchbruch am Theater. Durch die Begegnung mit Paul Cassirer wurde ihr zu dieser Zeit die emotionale und intellektuelle Distanz zu ihrem Ehemann Eugen Spiro bewusst. Sie trennte sich bald darauf von Spiro und heiratete 1910 Cassirer. In den Zwanziger Jahren wurde sie die gefragteste Schauspielerin der Weimarer Republik und wurde von vielen namhaften Künstlern wie Lovis Corinth, Emil Orlik, Franz von Stuck, Oskar Kokoschka, Auguste Renoir, Emil Nolde und anderen portraitiert. Beigegeben: Ein Holzschnitt des Künstlers, "Exlibris Georg Tappert", 1903.

Lot 8528, Auction  117, Trökes, Heinz, Nach dem Karneval

Trökes, Heinz
Nach dem Karneval
Los 8528

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
6.250€ (US$ 6,720)

Details

"Nach dem Karneval"
Öl auf Leinwand. 1954.
66 x 74 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Hellblau signiert "Trökes" und datiert, verso erneut signiert "Heinz Trökes", betitelt, datiert "5.III.54" und bezeichnet "SAN ANTONIO iBiZA BALEARES".

Kurze Zeit nach Trökes' Aufenthalt in Paris siedelte der Maler im Jahr 1952 zusammen mit seiner Frau Renée nach Ibiza über. Während seiner Zeit auf der Baleareninsel entstanden zahlreiche, zunehmend abstrakter werdende Gemälde, darunter auch diese Arbeit von 1954. Im Vergleich zu Trökes surrealistischen Anfängen und den durchaus noch Bezüge zum Gegenständlichen aufweisenden Arbeiten seiner Pariser Zeit, dominiert in der dunkelrot eingerahmten Karnevalsszenerie des gebürtigen Rheinländers nun ganz deutlich die abstrakte Farbfläche und Linie die Komposition - Trökes Stilvielfalt tritt hier sehr schön zu Tage.

Lot 8530, Auction  117, Trier, Hann, Ohne Titel

Trier, Hann
Ohne Titel
Los 8530

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.250€ (US$ 2,419)

Details

Ohne Titel
Aquarell auf BFK Rives-Velin. 1982.
50,3 x 65,4 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Grau signiert "HTrier" (ligiert) und datiert.

Pionier, Maler des Informel, Teilnehmer der Documenta und Direktor der Hochschule für Bildende Künste West-Berlin (UdK) - so lässt sich die Bedeutung und Präsenz des Malers Hann Trier in der deutschen Nachkriegsmoderne zusammenfassen. In seinem breiten abstrakten Œuvre nimmt das Aquarell eine besondere Position ein. Dabei stand für ihn das Erforschen der Linie und insbesondere der Farbe stets im Vordergrund. Das Zerlaufen und Ineinanderfließen der Wasserfarbe - die Bewegung - suggerieren Leichtigkeit und bildnerische Eleganz. Die vorliegende Arbeit steht exemplarisch dafür.

Literatur: Zellermayer Galerie Berlin, Hann Trier. Aquarelle 1947-1994, Berlin 2010, S. 46 (ganzs. Abb. S. 46)

[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

* Alle Angaben inkl. 25% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.


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