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Los 6328Gewürzdosen
Ein Paar Gewürzdosen mit Zitronen

Auktion 119

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.976€ (US$ 3,200)

Details

Ein Paar Gewürzdosen (Gewürzsourtour) mit Zitronen.
Fayence mit Scharffeuerfarben. 23 x 20 cm. Schrezheim, um 1770.

Ein sehr ähnliches Schaugericht befand sich in der Sammlung Schmitz-Eichhof, siehe Erich Köllmann, Gisela Reineking von Bock und Marie-Theres Schmitz-Eichhof: Sammlung europäischer Fayencen des 17. - 19. Jh., Köln 1991, Nr. 178.

Schaugerichte - Das Festmahl als Ereignis
Fürstliche Festmahle vergangener Epochen muss man sich als prunkvoll schillernde Bankette vorstellen, bei denen zur Belustigung der Sinne Tafelgeschirr und Tischdekor mit den kunstvoll präparierten Gerichten um die Wette strahlten. Der Sinnspruch „Das Auge isst mit“ leibhaftig gewordene Realität. Dabei brachten barocke Sinnfreudigkeit und Genusslust die Kunstform der Schaugerichte hervor. In Porzellan, meist aber Fayence, imitierten diese kuriosen Objekte Speisen von der Ente bis zum Kürbis und verbanden dabei das Nützliche mit dem Schönen.
Mit der Verfeinerung der Tischsitten ab dem 17. Jahrhundert, als Gerichte nicht mehr gleichzeitig, sondern nacheinander serviert wurden, und Tischdecken, Besteck, Servietten sowie wechselndes Geschirr üblich wurden, war der Schritt vom genießbaren Schauessen zum dekorativen Schaugericht nur mehr ein kleiner. Man beeindruckte Tischgäste nicht mehr nur mit Fasanen und Pfauen in ihrem natürlichen Gefieder oder Pasteten, aus denen beim Aufschneiden kleine Vögel herausflogen, sondern auch mit Tellern, Terrinen, Pokalen und Aufsätzen, die in puncto Augentäuschung mit den Gerichten konkurrierten. Zunächst waren es noch Köche, die aus Zuckermasse Tiere, Früchte und allerlei Augentrug formten. Den Übergang zum Tafelschmuck aus Keramik diktierten später nicht ästhetische oder hygienische Gründe, sondern die zahlreichen Kriege, die selbst die prunkliebenden Herrscher Frankreichs dazu zwangen, auf teure und vergängliche Dekorationen aus Zucker und Ähnlichem zu verzichten - am Hofe Kaiserin Maria Theresias 1761 sogar per höchst offiziellem Dekret. Die Zeit der Fayence- und Porzellanaufsätze war angebrochen. Von Delft, über Straßburg und Höchst eröffneten insbesondere im 18. Jahrhundert in ganz Europa Manufakturen, die neben der Produktion von Alltagsgeschirr auch den fürstlichen Brauch der Schaugerichte fortführten.
Die prominentesten Stücke waren oft große Terrinen, wobei der Fantasie keine Grenze gesetzt war. Zu den beliebten Formen gehörte Jagdwild, etwa Vögel wie Fasane oder die hier angebotene Ente (Los 6329). Terrinen konnten aber auch wie exotische Früchte oder heimisches Gemüse aussehen - besonders Kohlköpfe gab es in jeder Façon (Los 6330). Zum Abschluss des Mahls reichte man dann Süßes, beispielsweise in zu Melonen geformten Deckeldosen (Los 6329). Das Spiel mit dem Trompe-l’œil erstreckte sich aber nicht nur auf funktionales Geschirr. An den Tafeln konnte man sich an Oliven, Bohnen, aufgeschnittenen Eiern oder auch an Walnüssen aus Fayence, wie hier Los 6332, sattsehen, die auf Tellern als reine Schaugerichte präsentiert wurden. Im flackernden Schein der Kerzen ließen sich Essbares und Zierde nicht immer leicht unterscheiden.
Bis heute üben Schaugerichte zwischen Schaulust und Sinntäuschung ungebrochen ihre Faszination aus. Umso mehr als mit Revolutionen, der damit einhergehenden Verbürgerlichung und dem zum Schlichten neigenden Klassizismus der Sinn für das Amüsante und Spielerische am Tisch verloren ging. Erst in jüngster Zeit inspirieren sie als Kuriosum und Zeugen vergangener Prachtentfaltung auch zeitgenössische Künstler wie Gudrun Gaube, die in ihren kunstvollen Naturabgüssen aus Porzellan das Skulpturale am Essbaren aus dem Beet wiederentdeckt (Lose 6401, 6402 und 6404).

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[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

* Alle Angaben inkl. 24% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.“


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